Sie rauschen mit 100 km/h über die Landstraße und sehen in der Ferne eine scharfe Kurve. Also treten Sie logischerweise auf das Bremspedal, um den Wagen abzubremsen, doch dieser reagiert nicht. Das Unausweichliche passiert und das Auto fliegt mit überhöhter Geschwindigkeit aus der Kurve. Die Vorstellung der nicht funktionierenden Bremsen ist für alle Autofahrer der Horror und der ein oder andere hat sicherlich schon einmal schlecht von so einer Geschichte geträumt. Eine Ursache für defekte Bremsen kann die Bremsflüssigkeit sein. Wir informieren darüber, warum es wichtig ist, die Bremsflüssigkeit regelmäßig zu wechseln, und welche Funktion sie übernimmt.
Warum muss man die Bremsflüssigkeit wechseln und welche Funktion hat sie?
Sobald Sie auf das Bremspedal treten, wirkt Ihre Fußkraft über das Pedal auf die Bremsverstärker. Diese Kraft wird vom Hauptzylinder in hydraulischen Druck umgewandelt, welcher über die Bremsleitungen und Bremsschläuche auf die Radbremsen übertragen wird. Die Bremsflüssigkeit übernimmt in dem Vorgang die Rolle des Übertragungsmediums, das die Kraft, die aufs Bremspedal ausgeübt wird, bis zu den Radbremsen leitet. Die Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, sie nimmt also Feuchtigkeit aus der Umgebung auf. Mit der Zeit reichert sie sich immer mehr mit Wasser an. Dies kann nicht nur die Bremsanlage beschädigen, sondern verringert auch den Siedepunkt der Bremsflüssigkeit. Somit bilden sich Gasbläschen innerhalb der Bremsleitung und die Bremskraft wird nicht mehr direkt weitergegeben und somit vermindert. Die zunehmende Anreicherung mit Wasser ist der Grund, warum Sie regelmäßig die Bremsflüssigkeit wechseln müssen.
Bremsflüssigkeit wechseln: Wie oft ist es erforderlich?
Aufgrund der Wasseraufnahme der Bremsflüssigkeit sollte diese unabhängig von der Beanspruchung der Bremsen alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Sind die Bremsen überdurchschnittlich häufig im Einsatz, zum Beispiel bei vielen Fahrten durch die Berge, kann es notwendig sein, die Flüssigkeit bereits eher zu tauschen. Viele Werkstätten bieten kostenlose Bremsen-Checks an, bei denen der Zustand des Brems-Fluids überprüft wird. Diese Tests geben mehr Aufschluss darüber, wie oft Sie die Bremsflüssigkeit wechseln müssen.
Bremsflüssigkeit selber wechseln oder lieber eine Werkstatt aufsuchen?
Theoretisch könnte man die Bremsflüssigkeit selber wechseln, da der eigentliche Vorgang nicht besonders schwer ist. Anders als der Reifenwechsel oder der Batterietausch ist das Thema Bremsen jedoch sehr heikel und selbst der kleinste Fehler beim Wechsel kann fatale Folgen haben. Darum sollte unbedingt die Werkstatt Ihres Vertrauens die Bremsflüssigkeit wechseln. Lediglich als erfahrener Schrauber können Sie den Wechsel der Bremsflüssigkeit selbst vornehmen. Wie das funktioniert, erklären wir im folgenden Teil.
Bremsflüssigkeit wechseln: Die Anleitung zum Selbermachen
Bevor Sie Bremsflüssigkeit wechseln gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. Seien Sie sich bewusst, dass die Flüssigkeit giftig und stark ätzend ist. Tragen Sie daher Schutzkleidung und achten Sie darauf, dass die Flüssigkeit nicht in Kontakt mit dem Autolack kommt. Sollte dies doch passieren, spülen Sie die Stelle sofort mit viel Wasser ab. Verwenden Sie Bremsflüssigkeit nie zwei Mal und bewahren Sie die neue Flüssigkeit in einem geschlossenen Behältnis auf, da diese sonst schnell Luftfeuchtigkeit aufnimmt. Vergewissern Sie sich, dass Sie das nötige Werkzeug parat haben. Sie benötigen zwei Böcke oder eine Auffahrrampe, geeignete Behälter, einen durchsichtigen, dünnen Schlauch sowie die passenden Schraubenschlüssel. Haben Sie alles beisammen, kann es mit dem Wechsel der Bremsflüssigkeit losgehen.
- Bocken Sie zunächst das Auto auf bzw. platzieren Sie es auf der Auffahrrampe.
- Schrauben Sie die Entlüftungsschrauben ab und lassen Sie mithilfe des dünnen, durchsichtigen Schlauchs an jeder Bremse etwa 250 ml von der Bremsflüssigkeit ab. Leiten Sie die alte Bremsflüssigkeit in einen Behälter, der mit "giftig" gekennzeichnet ist.
- Durch das wiederholte Drücken aufs Bremspedal (Entlüftungsschraube muss geöffnet sein) pumpen Sie die letzte Flüssigkeit aus allen Bremszylindern heraus (Im Idealfall holen Sie sich dafür eine zweite Person zur Hilfe, die das Bremspedal durchtritt. Alternativ können Sie auch einen Blasebalg oder ein spezielles Entlüftungsgerät verwenden).
- Füllen Sie nun die neue Bremsflüssigkeit auf. Beachten Sie dabei die Standards und Normen des Herstellers.
- Im nächsten Schritt müssen Sie die Bremsanlage entlüften. Dafür ist eine zweite Person unverzichtbar. Schließen Sie zunächst das Entlüftungsventil. Die zweite Person drückt das Bremspedal durch, sodass sich Druck aufbaut. Drehen Sie das Entlüftungsventil leicht auf (ca. eine halbe Umdrehung) und lassen Sie die Flüssigkeit in den Behälter fließen, in dem sich bereits die alte Bremsflüssigkeit befindet. Sobald der Druck nachlässt, schließen Sie das Ventil wieder. Bauen Sie wieder Druck auf und wiederholen Sie den Vorgang. Diese Prozedur wird so oft wiederholt, bis keine Luftblasen mehr im Schlauch zu erkennen sind. Beginnen Sie mit dem Entlüften hinten rechts. Dann kommt hinten links. Nehmen Sie sich im Anschluss vorne rechts und links vor.
- Vergessen Sie nicht, am Ende wieder die Staubkappen zu befestigen. Behalten Sie den Ausgleichsbehälter im Motorraum im Blick. Der Bremsflüssigkeitsspiegel sollte nicht unter den Minimalwert sinken, da sonst Luft angesaugt wird. Füllen Sie gegebenenfalls Flüssigkeit nach.
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