Vor drei Jahren sind lediglich zwölf Anbieter zu unserem Test in Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma Concertare angetreten, 2022 waren es bereits 27. Im vergangenen Jahr zählte die Untersuchung dann 30 Unternehmen – genauso viele wie im diesjährigen Test. Besser lässt sich die Beliebtheit der Auto-Abos nicht darstellen.
Der gesamte Prozess ist digital
Die Grundlage dafür bilden gleich mehrere Bausteine – beginnend damit, dass der Gang ins Autohaus entfällt. In der Regel ist der ganze Prozess digital gestützt. Ein paar Klicks hier, ein paar Klicks dort, schon erscheinen auf dem Bildschirm der Autotyp, die Motorisierung, die Ausstattung, die technischen Daten, selbst die monatliche Rate fürs Fahrzeug – einfach alles. Los geht es bei circa 220 Euro im Monat. Kosten für Wartung, Reparatur, Versicherung, Steuern? Alles inklusive. Nach wenigen Minuten sind alle Formalitäten erledigt, das Auto ist bestellt.
Das Abo-Konzept schafft also ganz neue Abläufe, an die sich die Vertreter des klassischen Autohandels gewöhnen müssen. Denn nicht etwa die Vertriebspartner der Hersteller haben das Auto-Abo salonfähig gemacht. Vielmehr zeigen – wie auch bei den Online-Neuwagenbörsen – die freien Vermittler, wo der Weg hinführt, und bieten den Etablierten in der Fahrzeugbranche ihre Hilfe an.
Mercedes stürzt ab
ViveLaCar ist so ein Kandidat, der sein bewährtes Konzept auch für andere öffnet. Hyundai, Mercedes und Renault führte es bereits im letzten Jahr zum Erfolg, sie erzielten allesamt ein gutes Ergebnis. Hier sei aber vorab gesagt: Im vorliegenden Test überzeugen von den Angesprochenen nur noch ViveLaCar selbst und Hyundai durch ein "zufriedenstellendes" Angebot. Renault muss sich mit einem "weniger zufriedenstellenden" Ergebnis begnügen, weil das Angebot mager ausfällt – das kostet Punkte und einen Platz im grünen Bereich.
Fragen wirft der letztjährige Testsieger auf. Mercedes stürzt vom ersten auf den 21. Platz ab. Eine Entwicklung, die damit zu tun hat, dass die Marke laut eigenen Angaben bei Mercedes-Benz My Choice nicht mehr mit der bewährten Plattform ViveLaCar kooperiert. Der Hersteller versucht es nun zumindest bei den Neuwagen im Alleingang – und hat dabei Anlaufschwierigkeiten. Zum Testzeitpunkt im März war My Choice ein sehr abgespecktes, bisweilen kundenunfreundliches Abo-Programm – bei den Neuwagen wird man nur an einen Händler vermittelt. Das Angebot an jungen Gebrauchten wird erst im Frühsommer freigeschaltet.
Viel Optimierungspotenzial
Die Marke Mercedes ist kein Einzelfall. Wie 2023 gibt es noch viel Luft nach oben. Zwar bestehen 25 von 30 Anbietern den Test, doch am Ende überzeugen nur acht Plattformen mit dem Urteil "zufriedenstellend". Die meisten Kandidaten zeigen nur eine durchschnittliche Performance. Fünf Anbieter schneiden mit einem "nicht zufriedenstellenden" Ergebnis ab.
Jedenfalls positiv zu erwähnen ist, dass nahezu alle Plattformen die Bestellung am PC oder per App ermöglichen. Und im Gegensatz zu den vielen Online-Angeboten der Autohersteller sowie der Neuwagenbörsen lässt sich in diesem Bereich wirklich alles online erledigen. Fast wie bei gängigem Online-Shopping legt der User das Auto-Abo in den Warenkorb und schließt mit wenigen Klicks seine Buchung ab. Zumindest ist das bei 26 von 30 Anbietern der Fall. Lediglich Stellantis & You Auto-Abo, carship.online, Kinto Flex von Toyota und Mercedes-Benz My Choice ermöglichen keinen verbindlichen digitalen Vertragsabschluss.
Zusammengefasst: Die Ansätze sind gut, aber die Branche hat noch Arbeit vor sich. Beispielsweise punkten nur Audi und Volvo mit einem sehr guten Beratungsangebot, das aus einer Hotline, einem betreuten Chat und einer Video-Beratung besteht. Immerhin bietet fast die Hälfte der Anbieter neben der telefonischen Beratung auch einen Chat, der durch Mitarbeiter betreut wird. 2023 belief sich dieser Anteil noch auf etwas mehr als ein Drittel.
Flexibilität nicht bei allen
Oft werben die Plattformen mit Flexibilität der Vertragslaufzeit und Laufleistung der Autos, das trifft aber nicht auf alle zu. Was die vorzeitigen Kündigungsmöglichkeiten angeht, bietet hier fast ein Viertel der Plattformen keine Regelungen an. Auch bei der Inzahlungnahme lassen viele Federn. Beispiel: Porsche Drive Abo. Der gesamte Prozess zur Inzahlungnahme läuft über den Händler. Im Testfeld haben nur Cluno, ViveLaCar, Nissan, HUK, VW, Volvo, Skoda und der Testsieger Carworld 24 eine Online-Bewertung zur Inzahlungnahme für alle Fahrzeuge im Programm.
Carworld 24 überzeugt wie viele andere auch in puncto Fahrzeugübergabe und -abholung. Während die freien Vermittler das Auto – teils gegen eine Gebühr – zum Kunden liefern und es wieder abholen, muss man bei Porsche, Toyota, Nissan, Polestar und Volvo zum Händler. Dass es auch anders geht, zeigen Audi und Kia, die ebenfalls eine Fahrzeuglieferung und -abholung bieten.
Vorteilhaft wäre es jedoch, wenn im Vorfeld eine Probefahrt digital vereinbart werden könnte – ein Problem fast aller Anbieter. Wie bereits im Vorjahr sind es weiterhin nur die Marken Hyundai und Mercedes, die dies bei ihrem Abo-Angebot ermöglichen. Hier dominiert wohl noch das Denken aus dem Mietwagenbereich, da können Kunden das Auto vor dem Vertragsschluss auch nicht austesten. Im Abo wird das Fahrzeug aber deutlich länger genutzt als bei der Miete, es wäre somit angebracht, dass mehr Anbieter beim Abo einen einfachen Zugang zur Probefahrt schaffen.
So wurde getestet
Das könnte sich künftig bei den Concertare-Tests positiv auswirken, die sehr umfangreich sind. Die Untersuchung umfasst 28 Kriterien, wovon die neun wichtigsten Kategorien ausgewählt und unterschiedlich gewichtet werden (siehe "Testkriterien im Detail"). Concertare erhob die Daten für diesen Test anhand eines standardisierten Bogens und prüfte die Websites der Anbieter hinsichtlich der notwendigen Infos bzw. der digitalen Abwicklung. Der Test fand zwischen dem 13. und 25. März 2024 statt. Alle Änderungen der Anbieter nach diesem Zeitraum konnten nicht erfasst werden. Nähere Infos zur Studie: concertare Beratungs- und Dienstleistungsgesellschaft mbH, Industriestraße 50, 51399 Burscheid, Tel.: 021 74/790 80, E-Mail: autostudie@concertare.de © auto motor und sport
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