Auf die Verbraucher in Deutschland kommen voraussichtlich höhere Preise für Fleisch aus Großschlachtereien zu. Die Branche steht nach Skandalen vor großen Veränderungen.

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Bessere Arbeitsbedingungen in Großschlachtereien sind nach Ansicht der Arbeitnehmervertreter der Unionsfraktion höhere Preise für das Fleisch wert. "Wir brauchen ehrliche Preise", sagte der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Uwe Schummer, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Am Mittwoch war ein Referentenentwurf des Bundesarbeitsministeriums bekannt geworden. Ausbeuterische Zustände in Teilen der Fleischindustrie sollen durch Gesetzesverschärfungen eingedämmt werden. Die Verbraucherpreise könnten laut dem Entwurf dadurch steigen. Die Debatte um Gesetzesverschärfungen hatte nach dem massenhaften Corona-Ausbruch beim Branchenriesen Tönnies in Nordrhein-Westfalen Fahrt aufgenommen.

Verbot für Werkverträge in Fleischbranche geplant

Schummer sagte: "Wir zahlen einen zu hohen Preis für billiges Fleisch ohne Verantwortung für die Bedingungen der Produktion. Fleisch und Tiere sind keine Ramschware."

Vor allem sollen Werkverträge in der Branche verboten werden. Für osteuropäische Arbeitnehmer, die über solche Verträge in den Schlachthöfen arbeiten, herrschen oft weit unterdurchschnittliche Arbeitsbedingungen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund rief die Industrie zu Änderungen auf. "Die Fleischbarone wären gut beraten, endlich etwas in ihren Betrieben und an ihrem Geschäftsmodell zu ändern, statt sich weg zu ducken oder gar neue ausbeuterische Strukturen zu erfinden", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der dpa. "Sie sollten die Macht der kritischen Konsumenten und die Kritik des Handels ernst nehmen."

Katja Mast, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, sagte der dpa: "Wir sind fest entschlossen, den Gesetzentwurf schnell Gesetz werden zu lassen. Wir sind auch auf Widerstände eingestellt. Schließlich kennen wir die Fleischindustrie nur zu gut." Schluss sei nun mit einem Geschäftsmodell, dass viel zu lange praktiziert worden sei. "Und allen, die jetzt wieder Schlupflöcher suchen, sei schon heute gesagt: Wir werden auch nach Corona am Thema dranbleiben, wo notwendig." (dpa/kad)

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