Ein bezahlbarer Kredit trotz schlechtem Schufa-Score? Ein wenig aussichtsreiches Unterfangen. Hier kommt oftmals Bonify ins Spiel: Die Firma bietet Kredite für Menschen mit negativem Schufa-Eintrag an. Pikant: Bei Bonify handelt es sich um eine Schufa-Tochterfirma.
Wer dringend Geld benötigt und die Schufa bei diesem Vorhaben außen vorlassen will, wird bei Bonify fündig. Neben dem "Känguru Kredit", der als "schnell, sicher und fürsorglich" beworben wird, gibt es unter anderem auch noch den "Schweizer Kredit". Hier kann man laut Webseite "seriös Geld leihen ohne Schufa" – ein aussichtsreiches Versprechen für Menschen in Geldnot und schlechtem Schufa-Score.
Dass es sich bei diesen malerisch umschriebenen Angeboten im weiteren Sinne um ein fragwürdiges Familienunterfangen handelt, wird erst nach einiger Recherche deutlich: Bonify ist eine Schufa-Tochterfirma, Ende 2022 hat die Auskunftei das Berliner Start-up gekauft.
Gewinnbringende Zusammenarbeit
Der Zusammenschluss ist lukrativ. Zwar nicht für die Kreditnehmer, da die Zinsen bei Bonify mitunter bei knapp 16 Prozent effektivem Jahreszins liegen, dafür aber für Mutter- und Tochterfirma.
Der Vorwurf: Erst lehnt die Schufa nicht kreditwürdige Antragssteller ab, diese werden dann zu Bonify weitergeleitet. Hier locken Schufa-freie Schweizer Kredite oder "fürsorgliche" Känguru-Kredite unkompliziert mit schnellem Geld. Bei Abschluss eines Kredits erhält die Schufa dann eine Vermittlungsprovision der Tochterfirma.
In einer Stellungnahme gegenüber NDR betont die Schufa, dass Bonify "auch nach dem Kauf durch die Schufa ein eigenständiges Unternehmen" sei und Kredite "nur vergeben werden, wenn keine Zweifel an einer Kreditwürdigkeit" bestünden.
Schufa-Chefin Tanja Birkholz sagte, der Schufa sei es wichtig, "dass wir die Menschen nicht in unseriöse Anbieter reinjagen". Im Zuge der Anbahnung der Zusammenarbeit mit Bonify sei "ein Partner rausgenommen worden", der auf der Plattform keine Angebote mehr machen dürfe. "Den Leuten eine zweite Chance zu geben und sie gleichzeitig vor Überschuldung zu schützen, das ist ein Spannungsfeld, das wir ausgestalten müssen, der Verantwortung sind wir uns bewusst", sagte die Schufa-Chefin.
Schufa verspricht mehr Einblick für Verbraucher - mittels Bonify-App
Am Dienstag bringt die Schufa eine neue App auf den Markt, bei der Verbraucherinnen und Verbraucher die von der Schufa gespeicherten persönlichen Daten zur Kreditwürdigkeit kostenlos und jederzeit online einsehen können. Was man für diesen Service braucht: die Bonify-App, inklusive Registrierung.
Im kommenden Jahr sollen in der Bonify-App noch weitere Neuerungen hinzukommen, wie die Schufa bereits ankündigte: "2024 wollen wir den Menschen die Möglichkeit geben, Bonify als persönliches Datencockpit zu nutzen und mit ihren Daten ihren persönlichen Score zu simulieren." Verbraucherinnen und Verbraucher sollen dann in der App zum Beispiel prüfen können, welchen Einfluss es hätte, wenn sie einen weiteren Ratenkredit in Anspruch nehmen würden oder wie sich ihre Bonitätsbewertung verbessern würde, wenn sie eine Kreditkarte kündigen würden.
So entscheidet die Schufa über Kreditwürdigkeit
Die Schufa-Bewertung ist für Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig. Banken, Versandhändler, Mobilfunkunternehmen oder Energieversorger erkundigen sich bei privaten Auskunfteien wie der Schufa nach der Kreditwürdigkeit ihrer Kundschaft.
Berechnet wird der Score anhand von Finanzdaten, die die Schufa von ihren etwa 10.000 Vertragspartnern erhält. So erfährt die Auskunftei zum Beispiel von der Eröffnung eines Girokontos, der Ausstellung einer Kreditkarte oder dem Abschluss eines Kreditvertrages. Auf Basis dieser Daten gibt die Schufa eine Einschätzung ab, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Verbraucherin oder ein Verbraucher Zahlungsverpflichtungen erfüllt. Nach eigenen Angaben verfügt die Schufa aktuell über Daten zu 68 Millionen Menschen in Deutschland.
Verwendete Quellen:
- Bonify.de
- Süddeutsche Zeitung: "Wie die Schufa ihr eigenes Geschäftsmodell bei Krediten untergräbt"
- Tagesschau: "Wie eine Schufa-Tochter hilft, einen Schufa-Eintrag zu vermeiden"
- dpa: "Schufa verspricht mehr Einblick für Verbraucher"
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.