Manche sprechen von der wichtigsten Tech-Firma der Welt: Die Aktie des Chipkonzerns Nvidia ist am Wochenende erstmals über 1.000 US-Dollar gestiegen. Schon jetzt ist der Tech-Gigant an der US-Börse fast so viel wert wie Apple. Was hinter dem Aktien-Boom steckt und wer Nvidia am Ende doch noch vom Thron stoßen könnte.

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Es wurde bereits zu Amerikas am schnellsten wachsendem Unternehmen ernannt, gilt als eine der sichtbarsten Marken der USA und auch den Titel "Unternehmen des Jahres" hat Nvidia schon eingefahren: Der Tech-Gigant mit Sitz im kalifornischen Santa Clara hält derzeit die Finanzwelt in Atem. Der Grund dafür: ein explosiver Aktienanstieg.

Nvidia wurde 1993 gegründet und war zunächst auf Grafikkarten spezialisiert. Heute entwickelt das Unternehmen auch Chips, Systeme und Software für Personal Computer bis hin zu großen KI-Rechenzentren. Nvidia ist unter anderem in den Bereichen KI, Gaming, kreatives Design und Robotik tätig.

Kerngeschäft des Konzerns ist es, Chips zu entwickeln, die viele Berechnungen gleichzeitig ausführen können – und so den Rechenanforderungen von KI-Modellen gerecht werden. Eigene Fertigungsstätten hat die US-Firma nicht.

Hinter welchen Produkten steckt Nvidia?

Nvidia zählt einen fünfstelligen Kundenstamm und ist in vielen Alltagsprodukten verbaut. So wurde beispielsweise Chat-GPT auf einem Supercomputer von Nvidia trainiert und der Prozessor der Playstation 3 stammte aus dem Hause des Tech-Konzerns.

Außerdem nutzen beispielsweise Mercedes-Benz und Amazon Tools im Bereich autonomes Fahren, auch Tesla und Meta sind Kunden für Chips.

Welche Bedeutung hat Nvidia?

Derzeit hat Nvidia einen Börsenwert von 2,55 Billionen US-Dollar und liegt damit bei den Tech-Konzernen nur noch hinter Apple (2,87 Billionen) und Microsoft (über 3 Billionen). Nvidia bezeichnet sich laut Website selbst als "treibende Kraft der KI-Revolution" und will die nächste Phase des Internets, das "3D-Internet", als Taktgeberin mitgestalten.

Firmenchef Jensen Huang sieht Nvidia dabei als Motor einer "neuen industriellen Revolution", deren Technologien "tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesellschaft" haben. Eine Abhängigkeit von Nvidia-Technologie und ihrer Lieferfähigkeit besteht für andere Tech-Giganten wie Microsoft und Alphabet bereits jetzt. Für die jüngsten Chipsysteme zeichnen sich schon Engpässe bis ins kommende Jahr hinein ab.

Wie hat sich die Nvidia-Aktie entwickelt?

Vor wenigen Tagen hat die Nvidia-Aktie erstmals die Marke von 1.000 US-Dollar geknackt und zog bis auf 1.063 US-Dollar an. Seit Jahresbeginn hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt, manche bezeichnen Nvidia bereits jetzt als "Jahrhundertaktie". Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Umsatz im ersten Quartal um 262 Prozent – von 7,2 Milliarden auf 26 Milliarden US-Dollar.

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Auch der Quartalsgewinn sprang von rund 2 auf rund 14,9 Milliarden US-Dollar. Dabei wuchs besonders das Geschäft mit IT für Rechenzentren. Auch die Zahl der Angestellten hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt: Heute sind es fast 30.000, vor vier Jahren waren es noch knapp 14.000.

Warum wächst der Konzern so rasant?

Das Geschäft von Nividia wird durch den KI-Boom angekurbelt. Chips sind eine Schlüsseltechnologie für die KI-Zukunft, zusätzlich profitiert Nvidia mit zugehöriger Software und Diensten. Grund für den jetzigen rasanten Anstieg des Aktienkurses sind vor allem die überraschend guten Quartalszahlen. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach Nvidia-Technologie hoch.

Der Konzern behauptet von sich selbst, einen Vorsprung zu haben, der nur schwer einzuholen sei. Zwar dürfte Nvidia den Markt für KI-Hardware Analysen der "NZZ" zufolge noch einige Jahre dominieren, Experten von Citi schätzen aber, Nvidias Anteil am Markt für generative KI-Chips von 81 Prozent (2025) auf 63 Prozent (2030) sinken könnte.

Ist der Aktien-Boom mit Vorsicht zu genießen?

Viele Banken, darunter JPMorgan, Bank of America und Morgan Stanley, haben Kaufempfehlungen für die Nvidia-Aktien ausgesprochen. Aber nicht alle Finanzmarkt-Analysten sind laut "capital.de" gleichermaßen optimistisch. Manche warnen etwa davor, finanzkräftige Kunden könnten eigene KI-Chips entwickeln.

Damit sind Amazon, Meta und Google bereits zugange – das Silicon Valley könnte Nvidia also vom Thron stoßen. Bezweifelt wird von Beobachtern auch, ob Nvidia das rasante Wachstum beibehalten kann. Seit März ist der Aktienkurs nur noch wenig gestiegen, Chiphersteller wie Intel und Broadcom verzeichneten zuletzt deutliche Verluste.

Wird die Aktie wieder unter 1.000 Dollar fallen?

Ziemlich sicher. Denn das Unternehmen hat für die Jahresmitte einen Aktienspilt angekündigt, bei dem der Aktienkurs gezehntelt wird. Für jede Nvidia-Aktie bekommen Anleger dann neun weitere. So will Nvidia die Anteilsscheine für Investoren wieder attraktiver machen. Nvidia hat außerdem angekündigt, jedes Jahr eine neue Generation an Chips vorzustellen.

Derzeit wird die im März vorgestellte Serie "Blackwell" produziert, die deutlich leistungsstärker als ihr Vorgänger "Hopper" ist. Viele Kunden, darunter auch Größen wie Amazon, wollen auf die neue Generation warten. Daher könnte es zu einer Bestellpause kommen.

Verwendete Quellen

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