Super-Sale, Mega-Sale, Freaky-Sale: Am 28. Juli hat die bundesweite Rabattschlacht im inoffiziellen Sommerschlussverkauf begonnen. Doch können Verbraucher hier tatsächlich Schnäppchen machen - oder gehen sie einer Marketingstrategie auf den Leim?

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Der Sommerschlussverkauf: Eine Tradition, die sich hartnäckig hält. Vom Gesetzgeber wurde der fixe Termin zur Rabattschlacht schon seit Jahren offiziell abgeschafft, die Textilhändler aber lassen dennoch jedes Jahr zum Ende der Sommersaison die Preise purzeln. Und nicht nur die Bekleidungsbranche lockt mit Reduzierungen von bis zu 70 Prozent: Auch zahlreiche Elektronik- oder Möbelgeschäfte springen mittlerweile auf den Rabatt-Zug auf. Aber Vorsicht: Auch bei vermeintlichen Schnäppchen lohnt sich der Preisvergleich.

Zwischen Lagerräumung und Marketing-Strategie

Für den Einzelhandel hat der Sommerschlussverkauf auch in seiner inoffiziellen Form nach wie vor eine wichtige Funktion. "Der ursprüngliche Zweck war ja, die Lager leer zu kriegen, damit die Herbstware Platz hat", erklärt Stefan Hertel vom Handelsverband Deutschland. Aber auch aus marketingstrategischer Sicht lohne sich der Abverkauf, denn die Kunden erwarten, die Artikel gegen Ende der Saison günstiger zu ergattern und gehen gezielt auf Shoppingtouren. "Vor allem für die Händler in den kleinen und mittleren Städten rentiert sich der SSV", erklärt Hertel. "Denn in der Ferienzeit kommen viele von den umliegenden Dörfern und Gemeinden in die Stadt und machen Großeinkauf."

Kein Ansturm mehr zum Sommerschlussverkauf

Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg hingegen zeichnet ein etwas anderes Bild vom Sommerschlussverkauf. "Eigentlich ziehen sich die Konsumenten eher zurück", berichtet Petra Dillenmuth von der GfK. Zwar seien die Deutschen nach wie vor passionierte Schnäppchenjäger - aber "es ist nicht mehr so, dass die Kunden zum Start des SSV vor den Kaufhaustüren stehen und dann Punkt 9 Uhr hineinströmen."

Denn schon das ganze Jahr über locken Händler mit Rabatten. Weit vor dem 28. Juli gibt es mittlerweile den "Mid Season Sale" und davor sogar den "Pre Season Sale". Weil die Regierung vor zehn Jahren die Wettbewerbsgesetze geändert und den offiziellen Schlussverkauf abgeschafft hat, kann der Einzelhandel nun beliebig reduzieren - und tut das auch. "Die Händler geraten hier oft in einen gewissen Zugzwang", beschreibt Petra Dillenmuth die Situation. "Hat der eine Laden seine Ware kräftig reduziert, muss das Geschäft nebenan nachziehen, um die Kunden zu halten."

2014 fallen die Rabatte geringer aus

Allerdings fallen die Rabatte in diesem Jahr deutlich geringer aus als 2013. Stefan Hertel vom Handelsverband Deutschland erklärt das anhand der sogenannten "Bedarfskäufe": "Der diesjährige Sommer hat vergleichsweise hohe Temperaturen, daher haben viele Deutsche schon während der Saison kurzärmelige Kleidung gekauft." Im Vorjahr hingegen hingen die Sommerkleider wegen des schlechten Wetters wie Blei in den Läden und mussten am Ende der Saison mit extremen Rabatten aus den Lagern geräumt werden.

Trotz Schlussverkauf: Preisvergleich lohnt sich

Die wichtigste Frage ist jedoch: Können Konsumenten beim inoffiziellen Sommerschlussverkauf noch richtige Schnäppchen machen? Die Verbraucherzentralen raten den Konsumenten generell dazu, auch bei scheinbaren Sonderangeboten einen Preisvergleich einzuholen - denn die plakativen Reduzierungen sollen die Verbraucher zu Impulskäufen verleiten. Ein Blick ins Internet kann hier oft Aufschluss geben und ein vermeintliches Schnäppchen als Lockvogelangebot enttarnen.

Auch bei der Rückgabe von reduzierter Ware kann es für Verbraucher Probleme geben, denn oftmals ist diese vom Umtausch ausgeschlossen. "Zwar hat jeder Kunde für sein Produkt das gesetzliche Gewährleistungsrecht, das den Verkäufer dazu verpflichtet, mangelhafte Ware nachzubessern", erklärt Miriam Rusch von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Aber das gängige, oft zweiwöchige Umtauschrecht ist eigentlich eine freiwillige Leistung der Händler und kann bei reduzierter Ware auch ausgeschlossen werden". Für die Schnäppchenjagd im Sommerschlussverkauf gilt also: Genaues Hinschauen lohnt sich.

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