Die Zeugenaussage seiner einstigen Assistentin verläuft im Wirecard-Prozess unerfreulich für Ex-Konzernchef Markus Braun. Demnach habe er "immer gesagt, es ist alles hervorragend". Doch das habe irgendwann "keiner mehr geglaubt".
Im Münchner Wirecard-Prozess hat die langjährige Vorstandassistentin den wegen Milliardenbetrugs angeklagten Ex-Vorstandschef Markus Braun in schwieriges Licht gerückt. So soll Braun im Sommer 2020 kurz vor dem Kollaps des Konzerns versucht haben, mithilfe des Vertriebsvorstands Jan Marsalek Daten von seinem Handy zu löschen. "Eigentlich ist da ja nix drauf, aber das könnte man falsch interpretieren", gab die ehemalige Mitarbeiterin Brauns damalige Worte wieder.
Die heute 49 Jahre alte Zeugin hatte das Meeting organisiert, dazu eingeladen war per Telefon auch ein dritter Teilnehmer. "Es wurde was mit dem Handy gemacht." Braun hatte seiner Assistentin demnach auch einen Namen zu der Telefonnummer gegeben – doch die Zeugin ging davon aus, dass das nicht der richtige Name des Unbekannten war.
Braun könne "gut lügen", hatte die von 2014 bis 2020 für Braun tätige Frau schon bei ihrer Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft berichtet – ein Satz, den sie im Gerichtssaal bestätigte. "Herr Braun hat immer gesagt, es ist alles hervorragend", berichtete die Zeugin. "Irgendwann hat das keiner mehr geglaubt."
Ex-Assistentin: Verhältnis der beiden Wirecard-Vorstände war eng
Die Anklage wirft Braun, dem ehedem in Dubai für Wirecard tätigen Kronzeugen Oliver Bellenhaus und dem früheren Wirecard-Chefbuchhalter vor, in einer Betrügerbande gemeinsam mit weiteren Komplizen Milliardenumsätze erdichtet zu haben. Bellenhaus hat die Vorwürfe zum Großteil eingeräumt und Braun belastet. Der seit Sommer 2020 in Untersuchungshaft sitzende Braun bestreitet sämtliche Vorwürfe, seine Verteidiger beschuldigen ihrerseits den Kronzeugen der Lüge.
Nach Argumentation der Verteidiger Brauns sollen Marsalek und Bellenhaus ohne Wissen Brauns bis zum Kollaps des früheren Dax-Konzerns im Sommer 2020 bis zu zwei Milliarden Euro Firmengelder abgezweigt haben. Laut Aussage der früheren Assistentin war das Verhältnis der beiden Vorstände bis zum Schluss eng. In der Belegschaft der Wirecard-Zentrale gab es demnach auch "Getratsche" über die Geschäftszahlen des Konzerns. "Es wurde immer gesagt: 'Da muss der Jan (Marsalek) wieder Umsätze besorgen.'"
Von möglichen Straftaten bekam die Zeugin nach eigenen Worten aber nichts mit. "Es war immer alles hinter verschlossenen Türen." Braun übertrug ihr demnach keine inhaltlichen Aufgaben, sondern setzte sie überwiegend als Organisatorin für seine Familie ein. "Herr Dr. Braun hat immer alles selber gemacht." (dpa/tas)
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