Der 12. Februar ist Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten und Kindersoldatinnen. UNICEF hilft weltweit mit Reintegrationsprogrammen, die Kinder psychosozial betreuen und wieder in die Gesellschaft eingliedern. Unterfinanzierung der Projekte und große Armut erhöhen jedoch die Gefahr einer erneuten Rekrutierung. Wie die Rückkehr in ein ziviles Leben dennoch gelingen kann, zeigen die Geschichten von Rachel und Isaac.

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Sie sind noch Kinder und dennoch wurden sie bereits gezwungen zu kämpfen oder zu töten. Kindersoldaten und Kindersoldatinnen gibt es in vielen Ländern der Welt. Wie viele es tatsächlich sind, kann niemand genau sagen, weil die Rekrutierung meist im Verborgenen und in schwer zugänglichen Kampfgebieten erfolgt.

UNICEF geht davon aus, dass weltweit Zehntausende Kinder von bewaffneten Gruppen für ihre Zwecke missbraucht werden – hauptsächlich in einigen Ländern in Afrika, in Asien und im Nahen Osten.

Seit der Einführung des sogenannten "Monitoring and Reporting Mechanism", einer geregelten Untersuchung und Dokumentation von schweren Kinderrechtsverletzungen in Konflikten, haben die Vereinten Nationen zwischen 2005 und 2022 rund 105.000 Fälle von Kindern verifiziert, die von bewaffneten Gruppen zum Kämpfen oder für unterstützende Rollen missbraucht wurden. Die Dunkelziffer ist aber wahrscheinlich sehr viel höher.

Verletzung der Kinderrechte geht über Kampfhandlungen hinaus

Bei dem Begriff Kindersoldat und Kindersoldatin denkt man vielleicht ausschließlich an Kinder, die zum Kämpfen und Schießen gezwungen werden. Es gibt jedoch auch zahlreiche Minderjährige, die von Milizen oder bewaffneten Gruppen für andere Zwecke missbraucht werden.

Dazu zählen Botengänge, der Dienst als Wachleute oder zur Spionage, zum Kochen oder sonstige Hilfsarbeiten wie das Reinigen von Waffen. Auch werden sie als menschliche Schutzschilde missbraucht, zu sexuellen Diensten gezwungen oder mit Kämpfern zwangsverheiratet.

Gründe für Anschluss an bewaffnete Gruppen sind vielfältig

Viele bewaffnete Gruppen setzen Mädchen und Jungen ein, weil sie leichter zu manipulieren oder schlicht billiger sind als Erwachsene. Die Gründe, weshalb sich Minderjährige bewaffneten Gruppen anschließen, sind vielfältig: Teilweise werden Kinder entführt und zwangsrekrutiert. In anderen Fällen nutzen Milizen die Armut und Not der Kinder aus, viele von ihnen sind nie zur Schule gegangen.

Die meisten Kinders wurden laut dem UN-Report 2022 nachweislich in der Demokratischen Republik Kongo, in Syrien, Somalia und Mali eingesetzt. Aber auch in Ländern wie Afghanistan, Irak, Jemen, Kolumbien, Myanmar, Sudan, Südsudan oder in der Zentralafrikanischen Republik wurden Minderjährige rekrutiert.

Friseursalon
Isaac schneidet einem Kunden die Haare in seinem Salon in Bunia in der Provinz Ituri. © UNICEF/UNI515552/Jospin Benekire

Befreiung und Reintegration sind zentrale Aufgaben von UNICEF

Aber es gibt auch Erfolge: So konnten laut dem aktuellen UN-Jahresbericht im Jahr 2022 durch Vermittlung der Vereinten Nationen 12.460 Minderjährige aus bewaffneten Gruppen befreit und in Schutzprogramme aufgenommen werden. UNICEF schätzt, dass seit 2000 mindestens 170.000 Kindersoldaten und Kindersoldatinnen befreit wurden. Dazu zählen auch Rachel (im Video oben) und Isaac aus der Demokratischen Republik Kongo.

Isaacs Geschichte beginnt, als er 14 Jahre alt war. Sein Dorf wurde von einer bewaffneten Gruppe überfallen, die ihn gewaltsam rekrutierte. Dort erhielt er eine rudimentäre Ausbildung und ein Gewehr. Drei Jahre später verlor er seine Waffe während eines Wachdienstes. Er wusste, dass wegen des Fehlers sein Leben in Gefahr war. Also beschloss er zu fliehen.

Nach seiner gelungenen Flucht kam er in ein Transitzentrum, wo er Betreuung und psychosoziale Unterstützung erhielt, um sein Trauma zu überwinden. Schließlich lernte er in einer Wiedereingliederung das Friseurhandwerk und konnte 2020 sein eigenes Geschäft eröffnen. Seit 2022 arbeitet er selbst als Berater und Mentor, um Kindern aus bewaffneten Gruppen zur Seite zu stehen.

UNICEF hilft mit mehrstufigen Programmen

Das von UNICEF unterstützte Reintegrationsprogramm legt seinen Fokus auf intensive, sofortige sowie mehrjährige psychosoziale Unterstützung. Jedes Kind erhält einen Sozialarbeiter, der bei der Verarbeitung des Erlebten hilft und Pläne für die Zukunft entwickelt. Die Sozialarbeiter verhandeln aber auch mit den Familien und Gemeinden, um für das Kind Akzeptanz und ein Hilfesystem zu schaffen.

UNICEF ermöglicht den Kindern außerdem eine Ausbildung, Berufstraining und versucht möglichst viele Familien wieder miteinander zu vereinen. Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt UNICEF dabei, Kindern in Konflikt- und Kriegsgebieten ihre Kindheit zurückzugeben und Kindersoldaten und Kindersoldatinnen zu befreien.

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Teaserbild: © UNICEF/UN0587974/Jean-Claude Wenga