Am 28. September letzten Jahres bebte in Indonesien die Erde. Ein Tsunami verwüstete mit drei Riesenwellen Sophias Heimatstadt Palu. Die Elfjährige und ihre Familie leben seitdem in einem provisorischen Zelt. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Sophia kann inzwischen wieder zur Schule gehen.

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Elf Jahre lang führte Sophia ein ganz normales Leben. Sie wohnte in einem Haus in der Küstenstadt Palu auf der indonesischen Insel Sulawesi. Sie ging zu Schule, verabredete sich mit ihren Freunden und liebte es, Disney-Filme auf ihrem Laptop zu schauen.

Doch dann sorgte Ende September ein Erdbeben der Stärke 7,4 für Verwüstung, Trümmer und Angst. Häuser stürzten ein, Straßen platzten auf. Und dann kam die Flutwelle – bis zu sechs Meter hohe Wellen brachen über Palu ein. Es herrschte völliger Ausnahmezustand.

Diesen Moment wird Sophia nie vergessen. Wie sie um ihr Leben rannte und mit ihrer Familie versuchte, den Wassermassen zu entkommen. Geistesgegenwärtig griff sie vor ihrer Flucht noch zu ihrem Handy. Es wurde in den darauffolgenden Tagen zum Rettungsanker der Familie: Sie erfuhr von den Trinkwasser- und Essensstationen, die provisorisch eingerichtet wurden, konnte Verwandte aufspüren und weitere Informationen über das Unglück verfolgen.

Ungeahntes Ausmaß an Zerstörung

Erst viele Wochen später wurde deutlich, wie groß das Ausmaß der Verwüstung auf Sulawesi wirklich war. Die Naturkatastrophe hatte voll zugeschlagen: 65.000 Gebäude wurden zerstört, 330.000 Menschen verloren ihr Zuhause und 1.600 Menschen kamen ums Leben. Auch Sophia und ihre Familie wohnen nun in einem provisorischen Zelt, da ihr Heim in Schutt und Asche liegt.

Die Elfjährige schläft auf einer Matratze unter einem Moskitonetz und teilt sich den kleinen Wohnraum mit zehn Familienmitgliedern und Nachbarn. "Es gibt genug zu essen und zu trinken", sagt sie und erklärt, dass zu ihrer Morgenroutine eine kleine Dusche, Händewaschen und Zähneputzen gehören. Das Wasser dazu kommt nicht aus dem Wasserhahn wie früher, sondern aus einem Container am Ende der Zeltstraße.

Gerne hätte Sophia ein paar ihrer alten Sachen zurück. Sie hat in dem Schutthaufen, wo einst ihr Zuhause stand, nach Büchern, ihrem geliebten Laptop und ihrer Schuluniform gesucht. Ohne Erfolg. Aber heute ist ein guter Tag für Sophia: Die Schule hat wieder angefangen und sie kann endlich wieder den Unterricht besuchen. Von der Schuldirektorin persönlich hat sie ihre eigene Tüte mit Schulbüchern, Papier und Stiften bekommen.

Viele Kinder kamen ums Leben

In einem Schulzelt, das UNICEF aufgebaut hat, kann für Sophia jetzt wieder etwas Normalität einkehren. Der Schulbesuch hilft ihr auch, das Unglück zu verarbeiten: Jeden Morgen von 8 bis 11 Uhr können die Schülerinnen und Schüler gemeinsam singen, Spiele spielen und in Gruppen oder in Einzelgesprächen mit den Lehrern ganz offen über das Erlebte sprechen.

Sophia weiß, dass sie einige ihrer Klassenkameradinnen und -kameraden nie wieder sehen wird. Sie ist aber glücklich über all die Schuhe, die jeden Morgen vor dem Schulzelt stehen. Denn mindestens 70 der ursprünglich 202 Schülerinnen und Schüler sind wohlauf und gehen zum Unterricht. Beim Spielen mit ihren Freunden kann Sophia für kurze Zeit vergessen, was passiert ist und was sie alles verloren hat.

Langer Weg zurück in geregelten Alltag

Die Schule, die Sophia besucht, war eine der ersten von 450 Schulzelten, die UNICEF in Sulawesi aufgebaut und mit über 300 "Schule in der Kiste"-Sets ausgestattet hat. Zusammen mit der indonesischen Regierung hat UNICEF einen Plan entwickelt, um die Nothilfe weiter zu gewährleisten und den Kindern und Familien zu helfen. Denn die vom Tsunami betroffenen Menschen werden noch lange Unterstützung brauchen.

Kurz vor Weihnachten 2018 traf eine weitere Flutwelle Indonesien. Mehr als 15.000 Menschen wurden obdachlos. Immer wieder richten Tsunamis in der Region große Schäden an.

Die Stiftung United Internet for UNICEF konnte dank Ihrer Unterstützung über 440.000 Euro für die Nothilfe in Indonesien zur Verfügung stellen. Mit Ihren Spenden ermöglichen wir bei Naturkatastrophen schnelle und nachhaltige Hilfe. Herzlichen Dank!

(Der Text im Original erschien zuerst auf unicef.de von Katharina Kesper.)

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