Für die Saison 2024 präsentiert LMC erstmals seit längerer Zeit wieder ein Alkovenmobil. Dabei hat die Marke aus dem Münsterland nicht nur Familien, sondern auch das Vermietgeschäft im Sinn.

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Die erfolgreiche Zeit von Alkovenmobilen liegt schon etwas länger zurück. Mittlerweile sind kompakte Fahrzeuge angesagter, und die einstigen Klassiker unter den Wohnmobilen sind spätestens mit der Etablierung des Hubbetts in Teilintegrierten in der Beliebtheit ins Hintertreffen geraten.

Familientauglich sind die knubbeligen Campingvehikel aber nach wie vor. Schließlich gibt es kaum ein erschwinglicheres Freizeit-Mobil, das in der Regel auf Anhieb mit mindestens vier festen Schlafplätzen daherkommt.

Deswegen sind Alkoven besonders auch für den Vermietermarkt interessant. Doch es buchen nicht nur junge Familien ein Reisemobil mit Dachnische, auch Erwachsenen-Gruppen freuen sich, wenn sie Platz haben und alle in nur einem Fahrzeug unterkommen. Das schont die Reisekasse und ist gesellig.

Mit dem Tourer A 690 G erweitert LMC nun seine bislang nur aus Teilintegrierten bestehende, preisgünstige Tourer-Baureihe um einen Alkoven. Und auch dieses Modell liegt wie seine TI-Geschwister mit unter 70.000 Euro Grundpreis im annehmbaren Kostenrahmen. Dabei haben die Münsterländer aus Sassenberg nicht nur den privaten Käufer im Sinn, sondern eben auch den Vermietermarkt. Wo die Stärken und wo die Schwächen des neuen LMC-Mitglieds liegen, zeigt der promobil-Test.

LMC Tourer A 690 G

  • Gurte/Schlafplätze: 6/6
  • Zul. GesamtgewichT: 3.500 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 6,99/2,32/3,05 m
  • Grundpreis ab: 67.400 Euro

Die Testfahrt

Das dazu bereitgestellte Testfahrzeug basiert auf einem 165 PS starken Citroën Jumper – Serie sind allerdings 25 PS weniger. Künftige Tourer-Alkoven will LMC auf dem demnächst verfügbaren neuen Fiat Ducato aufbauen.

Die stärkere Motorisierung macht den Alkoven vergleichsweise agil, Lenkung und Antritt sind direkt. Dass man hier in einem wenig windschlupfrigen Alkovenmobil unterwegs ist, kann man schnell mal vergessen. Neben dem Motor liegt das auch am verhältnismäßig geringen Gewicht. Mit vollen Tanks ergab unsere Wiegung stattliche 550 Kilo Zuladung – inklusive der im Basis-Paket enthaltenen Markise.

Auf unseren Testfahrten mit 2.950 Kilo plus Fahrer entpuppte sich dementsprechend auch der Spritverbrauch als überraschend gering für einen Alkoven. Alles allerdings in gemäßigtem Tempo, denn selbstverständlich sollte man mit einem so großen und vor allem hohen Fahrzeug keine Geschwindigkeitsrekorde brechen wollen. Mit seinem 3,05 Meter hohen Aufbau ist der Tourer aber vergleichsweise niedrig für einen Alkoven. Mit der überschaubaren Fahrzeuglänge von 6,99 Metern wird sich der Alkoven einige Freunde machen.

Bis zu sechs Schlafplätze

Das große Platzangebot zeigt sich erwartungsgemäß bereits im Wohnraum des Fahrzeugs. Großgewachsene dürften sich über die luftigen Stehhöhen im Inneren freuen, die sich zwischen 2,08 und 2,39 Metern bewegen. Die Dinette und die hellen Klappen der Oberschränke bringen dem A 690 ein Gefühl von Weite.

Als Schlafmöglichkeit stehen neben dem namengebenden Bett über dem Fahrerhaus ein Querbett im Heck sowie optional ein Sitzgruppenbett zur Verfügung. Vorne punktet die Liegefläche mit Größe (1,39 mal 2,16 Meter) und Komfort (Kaltschaummatratze und Lattenrost), Abstriche muss man aber dennoch machen. Zum einen bleibt eine Kopffreiheit von nur 50 bis 53 Zentimetern, zum anderen fehlen Ablagen. Immerhin gibt es dort oben eine von insgesamt drei Schwanenhalsleuchten mit USB-Steckdosen.

Besser macht sich das hintere Bett, wobei dort die Liegefläche durch das angrenzende Bad eingeschränkt wird: Die Bettbreite variiert so zwischen 1,23 und 1,44 Metern. Gefallen finden die zwei Ablagen, ein Hängeschrank, die zweite Schwanenhalsleuchte mit USB-Ports und die große Kopffreiheit (bis zu 90 Zentimeter). Mit einem Vorhang trennt man die Koje vom vorderen Wohnbereich. Während natürliches Licht übers Dach oder von der Beifahrerseite durchs Fenster kommt, mangelt es an künstlichem Licht. Vom Gang aus vor dem Bad kommt kein Licht, der Lesespot im Schlafbereich bleibt das einzige Kunstlicht.

Eine gute Lösung hat sich LMC für das Verstauen der Zustiegsleitern für die Betten einfallen lassen, denn diese werden jeweils in Bettnähe per Gummizug an der Wand fixiert. Vorbei ist das unbeholfene Deponieren der Leitern auf den Lattenrosts unter der Matratze.

Viel Platz im Wohnraum

Die Sitzgruppe ist Alkoven-typisch als Volldinette mit zwei sich gegenüberliegenden Bänken und einem Tisch dazwischen angeordnet. Beim geringen Abstand zwischen den Bänken (60 Zentimetern) ist mancher Konflikt programmiert. Die Polster bestehen aus recycelten PET-Flaschen. Das ist gut für die Umwelt und spart Kosten und Gewicht. Der Tisch selbst ist ausreichend groß dimensioniert und lässt sich bei Bedarf erweitern. Eine weitere USB-Schwanenhalsleuchte sowie eine 230-Volt-Steckdose machen den Platz Home-Office-tauglich. Ablagen sind aber auch hier Fehlanzeige. Kleine Utensilien wandern in die beiden Oberschränke.

Tageslicht gelangt über ein großes seitliches Fenster, die befensterte Aufbautür, die Dachluke oder von der Küche in den Wohnraum. Künstliches Licht bringen die erwähnte Leuchte, zwei Lichtstreifen am Dachfenster sowie ein Licht unter dem Schrank in der Küchenzeile. Letzteres leuchtet den Arbeitsbereich in der gegenüberliegenden Längsküche gut aus.

Weitere Ausstattungsmerkmale der Küche sind ein Zweiflammenherd, eine tiefe Spüle und ein großer 131 Liter fassender Kompressorkühlschrank. Dieser kommt vom chinesischen Hersteller Dellcool, dessen Kühlaggregate nun in den Fahrzeugen von LMC wie denen der gesamten Erwin Hymer Group eingebaut werden. Unterschränke, eine Schublade sowie ein Hängeschrank bieten Staureserven.

Wegen der großen Sitzgruppe bleibt für das Bad nur wenig Platz; immerhin besitzt es eine separate Dusche. Der Duschvorhang – oft ungern gesehen, da er dazu neigt, am nassen Körper zu kleben – lässt sich mechanisch und magnetisch an der Wand festmachen. So entsteht genug Spannung und es klebt nichts.

Allerdings stört der Radkasten in der Duschwanne. Zahnbürsten und Kosmetikartikel landen in Ober- und Unterschrank oder auf den Gummizug-geschützten Ablagen. Feuchte Handtücher oder nasse Kleidung trocknet an der ausklappbaren Stange am Dachfenster in der Dusche. Vier Kleiderhaken und ein kleiner Spiegel komplettieren die Einrichtung. Zur Be- und Entlüftung muss eine Dachluke reichen, denn ein Fenster fehlt. Gleiches gilt für eine 230-Volt-Steckdose, die wegen der angrenzenden Dusche nicht verbaut werden darf.

Über 3.000 Liter Stauraum

Stauraum und Platz bringen Alkoven von Natur aus mit. Der Tourer zeigt seine Qualitäten dahin gehend an mehreren Stellen. Vor dem Querbett erwartet die Reisenden ein hoher Kleiderschrank, darunter nimmt ein zweigeteilter Wäscheschrank weiteres Gepäck auf. Beleuchtet sind die Schränke nicht. Sperrigere Ladung findet in einer großen Truhe(ca. 208 Liter) in einer der Sitzbänke Platz. Die gegenüberliegende Truhe beherbergt eine Dieselheizung und die Bordbatterie.

Praktisch ist die kleine Schiebetür vor dem hinteren Bett, die zur Heckgarage führt. LMC denkt da beispielsweise an Hundebesitzer, die so dem Vierbeiner seinen eigenen Platz in der Heckgarage ermöglichen. Neben dem Hundebett passt aber auch noch reichlich anderes Gepäck in den Heckstauraum (ca. 2.700 Liter) wie beispielsweise E-Bikes, die sich an der dort installierten 230-Volt-Dose laden und über die Zurrösen befestigen lassen. Zur weiteren Garagen-Ausstattung gehören zwei Leuchten, je eine pro Zugang, sowie ein großes Fach für Kabelrolle, Keile und anderes Zubehör.

Der Möbelbau ist solide und schlicht, die Materialwahl allerdings nicht immer robust. Dies zeigt sich beispielsweise bei den Kunststoff-Schlössern der Oberschränke oder den dort fehlenden Teilern. Beides spart allerdings Gewicht ein. Der Aufbau besteht klassisch aus GfK-Sandwich, bei der Dämmung der Wände und des Dachs setzt LMC auf EPS, im Boden kommt das hochwertigere XPS zum Einsatz. Gegen Aufpreis – im Exklusiv-Paket enthalten – gibt es wie im Testfahrzeug Alu-Rahmenfenster.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, außen GfK, Innenverkleidung Sperrholz, Isoliermaterial Wand/Dach EPS, Boden XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 27/27/40 mm, 4 Dachfenster, 4 Kunststoff-Rahmenfenster.
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung Truma Combi 4D, 7 Ausströmer (Alkoven, Fahrerhaus, Dinette, Eingang, Bad, vorm Querbett, Heckgarage), Wasseranlage: Frischschläuche, Abwasserrohre, Tauchpumpe.
  • Basisfahrzeug: Citroën Jumper, Tiefrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.179 cm³, Leistung 121 kW/165 PS bei 3750/min, Drehmoment 370Nm bei 1750/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,2/11,4/21,1 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 5,5/14,3//11,9/24,5 s, Testverbrauch 10,6 L/100 km.

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 67.400 Euro

(Citroën Jumper, Motor 103 kW/140 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 79.097 Euro

  • ✘ Citroën Jumper 165 PS (16,5 kg): 2.400 Euro
  • ✘ 16-Zoll-Aluminiumfelgen (–2 kg): 960 Euro
  • ✘ ESP mit Traction+ (0,5 kg): 115 Euro
  • ✘ Tourer A Paket Exklusiv: u. a. Rahmenfenster, Doppel DIN-Radio mit DAB+, breite Aufbautür (58 cm) mit Zentralverriegelung, Fahrerhausverdunkelung (12 kg):✔ 3.440 Euro
  • ✘ Tourer A Paket Basis: u. a. Dachhaube über Sitzgruppe, Markise, Radträger, Fliegenschutztür, beh. und isol. Wassertanks, Garagentür Fahrerseite (91 kg): 4.400 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Das fiel uns auf

(+) Mit einem kleinen Einlegebrettchen lässt sich die Tischplatte im Wohnbereich schnell vergrößern.
(+) Beide Zustiegshilfen haben einen eigenen Platz und man muss die Leitern nicht "zwischenlagern".
(+) Die Befestigung spannt den Duschvorhang so, dass der Spritzschutz nicht an der Haut klebt.

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(-) Die Hinterlüftungsschlitze am Küchenblock könnten sich als Schmutzfänger erweisen.
(-) Die Schnapper der Oberschränke bestehen aus Kunststoff. Das ist zwar leicht, aber wenig robust.
(-) Mit nur einer Schwanenhalsleuchte am Querbett lässt sich der hintere Fahrzeugteil kaum erhellen.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich

Maßstab: Alkoven bis 75.000 Euro

  • Wohnen: 3,1 Punkte
  • Beladen: 3,3 Punkte
  • Technik: 3,1 Punkte
  • Fahren: 3,2 Punkte
  • Preis & Service: 3,5 Punkte

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