München (dpa/tmn) - Sie sind schützende Begleiter - doch in Zukunft sollen sie noch viel mehr können als das. Helme und Brillen werden Hightech-Geräte für die Piste. Es geht darum, diese Spielwiese Wintersport auf allen Ebenen weiterzuentwickeln. Was ist damit gemeint?
Künftig könnten Helm und Brille etwa mit dem Smartphone verknüpft sein. Auf der Brille erscheint dann ein Hinweis: Jemand ruft an. Aber nicht nur das: Auch Service-Hinweise könnten auf der Brille auftauchen, nach dem Motto: "In der nächsten Skihütte gibt es heute Schinkennudeln für zwei Euro", gibt Christoph Ebert vom Kompetenzzentrum Sport, Gesundheit und Technologie ein Beispiel. "Das vernetzte Skigebiet, das kommt," sagt er anlässlich der Sportmesse Ispo (noch bis 27. Januar). Neben solchen Informationen spielen natürlich auch sicherheitsrelevante Informationen eine Rolle.
Doch noch gibt es solche Produkte nicht auf dem Markt. Denn eine Brille mit diesen Möglichkeiten herzustellen, die im Schnee, mit den auf sie wirkenden Kräften und mit Stürzen klarkommt, sei eine Herausforderung, sagt Ebert. Außerdem bleibe abzuwarten, wie Skifahrer mit solchen Produkten zurechtkommen. "Die Anforderung an den Menschen wird höher", schätzt der Experte: Der Skifahrer müsste nicht nur die Abfahrt meistern, sondern gleichzeitig die eingehenden Informationen verarbeiten.
Momentan gehen die Entwicklungen bei den Brillen noch in eine andere Richtung: Die Hersteller drehen an verschiedenen Stellschrauben, um die Sichtbarkeit zu verbessern. Eine Stellschraube ist die Form: Die Rahmen werden schlanker, das Sichtfeld weiter: "Weniger Kunststoff, mehr Glas", fasst Andreas König vom Deutschen Skiverband (DSV) die Entwicklung zusammen. Marker etwa präsentiert auf der Ispo mit der neuen 16:10+ Otis Goggle eine Brille mit minimalistischem Rahmen für ein größeres Sichtfeld. Die Zeiten dicker Rahmen sei vorbei, sagt König.
Eine andere wichtige Stellschraube sind die Gläser. Sie dürfen nicht beschlagen und müssen sich vor allem den Lichtverhältnissen anpassen können. So wechseln die Uvex Big 40 VFM oder die Uvex Downhill 2000 VP X je nach Lichtintensität automatisch die Tönung zwischen den Schutzstufen S1, einer leichten Tönung, und S3, einer dunklen Tönung. Bei Uvex sitzt man nun an der Entwicklung des nächsten Produkts: Gläser mit stufenloser Tönung.
Bei der Scene T und der Source T von K2 passen sich die Linsen dem UV-Licht entsprechend schon in mehreren Stufen an. Früher habe man dafür austauschbare Gläser angeboten, erzählt König. Manche Hersteller bieten das heute noch: Atomic etwa hat mit der Revent Q eine neue Skibrille, bei der man die Scheibe bei ändernden Lichtverhältnissen aus- und eine andere einklicken kann.
Bei den Helmen wird der Komfort ganz groß geschrieben. "Gewicht, Gewicht, Gewicht", fasst Alexander Dillig vom Deutschen Skilehrerverband (DSLV) das große Thema zusammen: Helme werden insgesamt leichter. Gleichzeitig sollen sie maximalen Schutz bieten. Dafür werde etwa die In-Mold-Technologie genutzt, bei der die Innenschale unter Druck fest mit der Außenschale verbunden wird - so sind In-Mold-Helme leichter als Hartschalen-Varianten.
Neben dem Gewicht spielen die Passform und der Klimakomfort eine wichtige Rolle, sagt Ebert. Die Hersteller versuchen auf unterschiedliche Weise, den Helm an die individuelle Kopfform anzupassen - und mit Belüftungssystemen dafür zu sorgen, dass es unter dem Helm nicht zu heiß wird. Beim Atomic Automatic füllen Pads den gesamten Helm aus - sie sollen sich der Kopfform direkt anpassen. Belüftungskanäle gehen außerdem durch jede Schicht des Helms.
Auch der Phoenix Otis Carbon von Marker ist mit Pads ausgestattet. Die äußere Schale besteht aus leichtem Carbon. Der Ranger 2 von Salomon kommt mit einem Innenfutter daher, das die Feuchtigkeit und Temperatur regulieren soll. Und Uvex hat sein Octo+-System nun auf weitere Modelle ausgeweitet: Nun verfügt etwa auch der Jimm Octo+ über elastische Lamellen, die den Kopf von allen Seiten umschließen und sich nach dem Aufsetzen automatisch zusammenziehen.
Der Attelas und Attelas Visor von Alpina sind mit der sogenannten Ergo3-Technologie ausgestattet - der Helm soll sich dadurch besser an den Kopf anpassen. Die Schale besteht aus zwei Modulen: Durch Druck auf das innere Element bewegt sich dieses über einen Rastermechanismus nach innen - so erhalte man eine dreidimensionale Volumenanpassung, erklärt Steffen Kern von Alpina.
Einen anderen Fokus legt der Uvex p.8000 Tour: Er ist ein hybrider Helm. Und passt auch damit zu einem Trend - nämlich dem, dass ein Produkt möglichst viele Einsatzfelder abdecken kann. Der Uvex p.8000 Tour ist gleichzeitig Ski-, Kletter- und Radhelm. Er erfüllt die jeweiligen Normen in den Bereichen. Dabei unterscheiden diese sich sehr stark, sagt Ebert. "Diese Normen haben sie in diesem Helm vereint." Zusätzliche Gimmicks sind etwa eine Vorrichtung zum Befestigen einer Stirnlampe und eine Brillenhalterung.
Grau oder Gelb? Was die Tönungsfarben von Brillen bedeuten
Die unterschiedlichen Tönungsfarben von Brillen für den Wintersport sind keine Geschmacksfrage. Stattdessen haben die Farben Einfluss auf die Sicht. Das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) erklärt, welche Farbe wofür gut ist:
Grau: Gläser mit grauem Universalfilter eignen sich für sonnige Tage, sie ermöglichen eine natürliche Farbwiedergabe.
Orange: Orange Gläser lassen bei trüber Sicht genug Licht durch, sie hellen auf und verstärken den Kontrast. So lassen sich zum Beispiel Bodenwellen besser erkennen.
Rot: Rötliche Scheiben ermöglichen laut KGS sehr gutes Kontrastsehen. Sie absorbieren mehr Licht als orange Scheiben, eignen sich also für hellere Lichtverhältnisse.
Gelb: Gelbe Gläser hellen die Umgebung auf. Bei trübem Wetter und in der Dämmerung sind sie also eine gute Wahl.
Bei diffusem Licht mit hohem Blauanteil können Blauabschwächer (Blue Attenuator) die Wahrnehmung verbessern. Sogenannte Blue Blocker aber filtern den Blauanteil komplett heraus - das ist auf der Piste gefährlich. Denn Gläser mit Blue Blocker beeinträchtigen das Sehen in den Randbereichen, so das KGS. © dpa
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