Ergonomie, Autarkie und Konnektivität – die wohl wichtigsten Kriterien für das mobile Arbeiten im Camper! Autorin Katja Seidel zeigt, welches Zubehör nützlich ist und wie die Umsetzung selbst in Campern "von der Stange" gelingen kann.

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Wie sagte Friedrich Schiller schon so schön: "Raum ist in der kleinsten Hütte." Zwar galt dies einem liebenden Paar, aber auch Business Camper müssen häufig mit sehr begrenztem Raum für ihren mobilen Arbeitsplatz auskommen. Dies hilft ungemein, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, doch ein paar grundsätzliche Überlegungen sollte jeder anstellen, der regelmäßig für mehrere Stunden am Stück im Camper arbeiten möchte.

Beispiel-Arbeitsplatz im Ford Nugget

Was vor fünf Jahren minimalistisch mit Laptop, Tablet und Maus begonnen hat, wurde mit den Jahren zu einem vollwertigen Arbeitsplatz, den ich mittlerweile sogar für Video- und Tonaufnahmen nutze. Der Schreibtisch misst dabei lediglich 40 x 95 cm, bietet jedoch genügend Platz für das nötige Equipment. Nicht jeder braucht solch eine "Kommandozentrale" – auch Teile dieses Setups lassen sich wunderbar im Camper realisieren.

Dieser Arbeitsplatz benötigt trotz seiner diversen technischen Geräte lediglich etwa 40–60 W im Schnitt. Mit Strom versorgt wird er aus einer 200-Ah-LiFePO4-Batterie über 12 V. Für seltene Anwendungsfälle und als Backup reist zudem eine 500-Wh-Powerstation mit bis zu 300 W aus 230-V-Steckdosen mit. Geladen wird die eingebaute Batterie primär über die starke 240-A-Lichtmaschine und einen 90-A-Ladebooster während der Fahrt. Während längerer Standzeiten laden ein fest verbautes 120-Wp-Solarpanel auf dem Dach und ein 135-Wp-Faltpanel mittels Sonnenenergie. Somit bin ich auch auf mehrmonatigen Reisen unabhängig vom Landstrom unterwegs.

Das Zubehör:

  • Licht: Da nicht immer Tageslicht im Camper herrscht – und dieses manchmal auch zu hell für die Bildschirmarbeit ist –, kommen zusätzlich künstliche Lichtquellen zum Einsatz. Neben einer USB-Lichterkette für ein gemütliches Ambiente hilft eine USB-betriebene Laptop-Bar auf einem der portablen Monitore, den Schreibtisch auszuleuchten, ohne dabei den Bildschirm oder die Augen zu blenden. Für Videoaufnahmen und Online-Workshops habe ich mein Licht-Setup außerdem um LED-Videoleuchten ergänzt, die ebenfallsan Tischhalterungen befestigt sind und per USB mit Stromversorgt werden.
  • Mikrofon: Für die meisten Zwecke ist ein Konferenztelefon mit integriertem Mikrofon und Lautsprecher gut geeignet, welches einfach per USB mit dem Laptop verbunden und mit Strom versorgt wird. Auf gleiche Weise lässt sich bei Bedarf auch ein hochwertigeres Mikrofon für Tonaufnahmen anschließen. Um Umgebungsgeräusche wie die Standheizung,Vogelzwitschern oder Ähnliches möglichst gut auszublenden, eignet sich dafür ein dynamisches Mikrofon (statt eines Kondensatormikrofons). Befestigt werden kann es auf einem kleinen Schwenkarm, über den es sich bei Bedarf schnell umpositionieren lässt.
  • Ladegeräte: Mein Laptop wird dauerhaft überein 12-V-Ladegerät am Zigarettenanzünder mit Strom versorgt. Hierbei ist besonders auf die Absicherung der Steckdosen zu achten –im Standard sind diese meist nur bis 90 oder 100 Watt ausgelegt. Ich habe mir eine weitere 3er-Steckdose (12-V-Zigarettenanzünder)unter dem Tisch nachrüsten lassen, die mit 20 A abgesichert ist und somit mehr als ausreichend Strom für den Arbeitsplatz liefert. Weitere Ladegeräte für Smartphone, Smartwatch oder Kameras sind bei mir mit doppelseitigem Klebeband auf dem Tisch fixiert und haben somit ihren festen Platz. Bei Bedarf kann ich auch Geräte über 230 V mit Hilfeeiner Powerstation betreiben, die unter dem Tisch Platz findet.
  • Externe Tastatur und Maus: Da die Tastatur und das Touchpad des Laptops im Ständer nicht mehr sinnvoll nutzbar sind, habe ich diese durch externes Zubehör per Bluetooth ergänzt. Sowohl Tastatur als auch Maus können dabei auf verschiedene Kanäle umgeschaltet werden, um alternativ zum Laptop auch ein Tablet oder Smartphone effizient steuern zu können. Zusätzlich entlasten eine Handballenauflage und ein ergonomisches Mousepad die Handgelenke beim Arbeiten.
  • Kamera: Statt einer großen Kamera, die jedes Mal umständlich auf einem Stativ positioniert werden müsste, nutze ich für die meisten Zwecke eine 4K-Webcam, die schnell und einfach auf einen Bildschirm gesteckt werden kann. In Kombination mit dem Licht und einem Vorhang aus Stoff im Hintergrund wird das Videobild optimal ausgeleuchtet und die Küche im Hintergrund geschickt ausgeblendet.
  • Portable Monitore: Neben dem eigentlichen Laptop-Monitor machen weitere Bildschirme das Arbeiten häufig angenehmer und produktiver. Tablets wie ein Apple iPad oder Modelle mit Android-Betriebssystem lassen sich über Apple Sidecar oder die App Spacedesk einfach zum zweiten Monitor machen. Ideal für Camper sind jedoch auch sogenannte portable Monitore, die per HDMI oder USB C mit dem Laptop verbunden werden. Ohne eigenen Akku bekommen sie ihren Stromentweder direkt per USB C vom Laptop oder übereinen separaten 5-V-USB-Anschluss. Mit 5–10 Watt Leistungsaufnahme sind sie extrem sparsam, wobei sie mit bis zu 4K Auflösung ein sehr gutes Bild liefern. Gängige Größen von 15,6 oder17,3 Zoll sind für kleine Arbeitsplätze wie im Camper völlig ausreichend.
  • Internet: Statt eines fest verbauten Routers mit Außenantenne auf dem Dach komme ich seit vielen Jahren mit einem mobilen Router mit unlimitierter Daten-SIM aus. Vorteil dieses portablen Routers ist, dass ich ihn auch außerhalb des Vans nutzen und dabei die Verbindung mit anderen teilen kann. Eine externe MIMO-Antenne befestige ich zwar lediglich von innen an der Scheibe, trotzdem hat sie mir schon diverse Male die entscheidende Signalverstärkung für ein vernünftiges Arbeiten gebracht.
  • Nützliche Helferlein: Neben dem essenziellen Equipment, das auf dem Schreibtisch Platz findet, gibt es weitere Kleinigkeiten, die das Arbeitsleben angenehmer gestalten: So helfen magnetischeGläser dabei, ein Getränk nicht so schnell umzuwerfen, sowie aufklebbare Kabelhalter und ein kleiner Tischmülleimer, Ordnung auf dem Tisch zuhalten. Für warme Füße sorgt ein simples Alurohr, welches zwar nicht besonders dekorativ daher kommt, dafür jedoch die Heizungsluft aus dem Auslass an der Schiebetür zuverlässig unter den Tisch pustet.
  • Ständer und Halterungen: Um alle Bildschirme ergonomisch auf Augenhöhe zu positionieren, kommen in meinem Camper Klemmhalterungen für den Tisch sowie ein Laptop-Ständer zum Einsatz. Erstere können auch während der Fahrt am Tisch verbleiben, während der Ständer in wenigen Sekunden aufgebaut ist. Der Gewinn für eine gesunde Sitzhaltung ist enorm.

Mieten und Kaufen: Was bietet der Markt?

Wie das Beispiel zeigt, lässt sich auch ein Campingbus "von der Stange" wie der Ford Nugget mit ein wenig Zubehör zum vollwertigen Business-Camper machen. Selbstausbauer haben natürlich noch einmal mehr Möglichkeiten, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Aber auch die Hersteller haben den Trend erkannt und bieten fertige Business-Camper zum Kauf oder zur Miete an. Letzteres ist insbesondere für Firmen interessant, die ihren Mitarbeitern ab und an die Möglichkeit des mobilen Arbeitens bieten möchten.

Ich habe mir einen Office-Camper und als Pendant dazu einen Caravan mit integriertem Arbeitsplatz einmal genauer angeschaut.

Office-Camper von Work’n Roll zum Mieten

Zwei Stuttgarter Brüder hatten aus eigenem Fernweh heraus die Idee für ihren voll ausgestatteten Office-Camper. Basierend auf dem Fiat Ducato L4H2 (6 m Länge) bietet er nicht nur Küche, Bad, Wohn- und Schlafbereich, sondern im Heck auch einen eigenen Arbeitsplatz. Der besteht aus einem Eckschreibtisch mit Blick aus der Heckklappe, einem 27-Zoll-Monitor, einem Bürostuhl (beide während der Fahrt arretierbar), einer Dockingstation, Maus und Tastatur, einem Tablet sowie ausreichend Beleuchtung und Steckdosen (USB, USB C, 230 V). Ein Teil des Tisches ist sogar höhenverstellbar und somit als Steharbeitsplatz nutzbar. Mieter müssen also wirklich nur noch ihren Laptop und ein passendes Netzteil mitbringen und sind sofort startklar.

Auch für Strom und Internetverbindung ist bereits gesorgt. So wird der Office-Camper aus einer 280-Ah-LiFePO4-Batterie versorgt, die unter anderem über 320 Wp Solar auf dem Dach geladen werden kann. Auch ein 2000-W-Wechselrichter ist bereits an Bord. Mobiles Internet ohne Volumenbegrenzung steht europaweit – freier Blick zum Himmel vorausgesetzt – über eine fest installierte Starlink-Antenne von SpaceX zur Verfügung.

Dieser vollwertige und autarke Office-Camper lässt sich für 190 Euro pro Tag mit unbegrenzten Freikilometern bei einer Mindestmietdauer von drei Tagen und einer zusätzlichen Service- und Bereitstellungspauschale von 99 Euro (Stand Mai 2024) mieten. In der Nebensaison und bei längerer Mietzeit von 30 Tagen und mehr verringert sich der Mietpreis auf bis zu 120 Euro pro Tag. Eine Langzeitmiete zu individuellen Preisen ist auf Anfrage möglich.

Mein Fazit: Die Office-Ausstattung lässt nahezu keine Wünsche offen. Besitzt man selbst keinen Camper, kann man damit sofort in eine Workation starten und muss auf nichts verzichten. Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich den ungepolsterten Bürostuhl aus Holz. Dem Platz fürs Büro geschuldet gibt es zudem leider keine Heckgarage und lediglich ein Bett im Aufstelldach des Campers. Ein Luftauslass der Standheizung ins Schlafdach sorgt jedoch auch im Winter für angenehme Wärme im Bett. Auch sonst ist alles vorhanden, was es zum autarken Campen braucht, inklusive Dusche und Trockentrenntoilette.

Fendt Apero Connect: Wohnwagen mit integriertem Arbeitsplatz

Ein etwas anderes Konzept verfolgt dieser Wohnwagen, der beispielsweise als mobiles Büro auf einem Campingplatz genutzt werden kann. Der großzügige Grundriss auf 7,22 m Länge bietet ein sehr angenehmes und offenes Raumgefühl. Auch hier ist ein Schreibtisch bereits standardmäßig integriert – in diesem Fall jedoch zum platzsparenden Klappen. Mittels eines von Ikea bekannten Stecksystems lassen sich Halterungen für Monitore, Webcams etc. an der Wand über dem Schreibtisch beliebig positionieren. In der Beispielkonfiguration findet auch ein Mikrofonarm am Eckregal Platz, so dass auch Podcast-Aufnahmen aus dem Wohnwagen nichts im Wege steht. Ein hochwertiger Bürohocker und verschiedene Beleuchtungsmöglichkeiten sorgen für die notwendige Ergonomie. Auch ein 5G-Router ist fest integriert, so dass mit entsprechender SIM-Karte auch für Konnektivität gesorgt ist. Mehr Komfort und Autarkie lassen sich über Sonderausstattungen wie Klimaanlage, Fußbodenheizung oder eine LiFePO4-Batterie noch hinzukaufen. In der Standardausstattung liegt dieser Wohnwagen bei einem Kaufpreis von 33.300 Euro.

Mein Fazit: Für alle, die für eine gewisse Zeit eine feste Basis zum Business-Campen suchen, ist dieser Caravan – zum Beispiel in Verbindung mit einem Dauercampingplatz – sehr gut geeignet. Für ein ständig wechselndes Camper-Nomaden-Leben ist die Van-Variante sicher vorzuziehen. Auf jeden Fall hat dieser Wohnwagen bei mir sofort ein Wohlfühl-Gefühl ausgelöst. Die Auszeichnung als "German Design Award Winner 2024" ist also durchaus gerechtfertigt. Insbesondere Campingbus-Besitzer werden das offene Raumgefühl und großzügige Platzangebot zu schätzen wissen. Ein Bürohocker ohne Lehne ist für ein dauerhaftes Arbeiten sicher Geschmacks- und Gewöhnungssache, aber hier ließe sich zur Not auch ein alternativer Schreibtischstuhl nutzen. Aufzupassen gilt es beim sicheren Verstauen der "Büroeinrichtung" während der Fahrt.

So geht der Start ins Business Camping: 3+1 Tipps

Haben Sie nun ebenfalls Lust bekommen, ins mobile Arbeiten zu starten? Worauf warten Sie noch? Für die ersten Schritte braucht es nicht viel!

1. Wohin zuerst? Schnappen Sie sich Ihren eigenen Camper oder mieten Sie einen fertigen Business-Camper für ein paar Tage und steuern einen schönen Stell- oder Campingplatz im Grünen an. Dann müssen Sie sich um Autarkie erst einmal keine Gedanken machen und können sich auf die Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes konzentrieren.

2. Was mitnehmen? Hier hat es sich bewährt, erst einmal minimalistisch anzufangen, um die eigenen Bedürfnisse Schritt für Schritt kennenzulernen. Ein Laptop auf einem Ständer, eine externe Tastatur und Maus und vielleicht noch ein zusätzlicher Bildschirm sind da schon völlig ausreichend. Die Stromversorgung kann zunächst wie zu Hause mit 230-V-Landstrom erfolgen und die Internetverbindung über einen Hotspot am Smartphone hergestellt werden.

3. Wie lange? Ideal geeignet zum Reinschnuppern ist ein verlängertes Wochenende als Workation – also die Verbindung von Arbeiten und Urlaub im Van. Finden Sie daran Gefallen, sprechen Sie doch einfach mal mit Ihrem Arbeitgeber über regelmäßiges mobiles Arbeiten, Dienstreisen mit Ihrem Camper oder vielleicht sogar eine kleine Auszeit.

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Sie wollen mehr und vielleicht sogar Ihr Büro komplett in den Camper verlagern? Dann finden Sie beispielsweise bei den Camper Nomads eine gute Anlaufstelle. Diese Community tauscht sich regelmäßig online und offline über die Herausforderungen und Möglichkeiten des Lebens und Arbeitens – sei es nun Vollzeit oder nur Teilzeit – im Camper aus. Auch ein Podcast und Blog liefern zahlreiche wertvolle Tipps und Erfahrungen zum Arbeiten im Camper.

Praxistipp: den Camper als Bürofahrzeug anmelden

Camper, die als mobiles Büro genutzt werden, lassen sich sogar als Bürofahrzeuge (offiziell "Sonstiges Kraftfahrzeug Bürofahrzeug" oder kurz "SO.KFZ BUEROFZ") zulassen, um Steuern zu sparen. Ähnlich wie bei einer Wohnmobilzulassung müssen dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, die teilweise von Bundesland zu Bundesland abweichen können. Im Grunde geht es jedoch um die Ergonomie und Ausstattung des Arbeitsplatzes. Dies kann so weit gehen, dass Tischgrößen, -höhen und sogar Abrundungsradien der Tischkanten vorgegeben sind. Auch Sitzgelegenheit und Beleuchtungsstärke müssen bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Eine konkrete Anfrage beim zuständigen TÜV, der das Fahrzeug auch schlussendlich abnehmen muss, gibt hier Aufschluss über die genauen Vorgaben.  © Promobil

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