Den Begriff der planetaren Grenzen hört man in den Medien immer öfter. Doch was genau bedeutet der Begriff und was hat er mit uns Menschen zu tun?

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Wer noch nie von planetaren Grenzen gehört hat, stellt sie sich vielleicht eher wortwörtlich vor: die höchste Erhebung auf der Erde, die höchstmögliche Temperatur in der Erde, oder zum Beispiel Nord- und Südpol als Grenzen des Planeten? Wer den Begriff schon öfter in den Medien gehört hat, hat wahrscheinlich schon eine etwas genauere Vorstellung davon: irgendwas mit der Klimakrise und Biodiversität …

Wir erklären in ganz einfachen Worten, was planetare Grenzen sind und warum sie wichtig für uns alle sind.

Planetare Grenzen: Der Begriff einfach erklärt

Planetare Grenzen zeigen, wie wir die Erde nutzen können, ohne sie permanent zu schädigen. Sie geben an, wie viel wir von der Natur nehmen oder verschmutzen "dürfen", um als Menschheit weiterhin gut darauf leben zu können.

Der Begriff beschreibt also, inwieweit wir die Erde belasten können, bevor wir Grenzen überschreiten, wodurch wir die Erde so unwiederbringlich kaputt machen, dass Menschen nicht länger sicher darauf leben können.

Leben und wirtschaften wir innerhalb der planetaren Grenzen, kann sich die Umwelt von Schäden wieder erholen.

Ein Vergleich: Die Erde und unser Körper

Stell dir die Ökosysteme und Kreisläufe der Erde so vor wie die Systeme und Kreisläufe im menschlichen Körper: Wer leicht erhöhten Blutdruck hat, wird nicht sofort einen Herzinfarkt bekommen. Doch irgendwann überschreitet der Blutdruck eine Grenze, bei dem er langfristig nicht gesund ist – dann werden ernste Herzprobleme gleich viel wahrscheinlicher. Kommen andere Gesundheitsprobleme wie ein hoher Cholesterinspiegel oder Übergewicht dazu, wird ein Herzinfarkt noch viel wahrscheinlicher.

Bei den planetaren Grenzen ist es ähnlich: Sobald eine überschritten wird, muss sich die Menschheit auf nicht rückgängig zu machende Veränderungen in ihrer Umwelt einstellen – die wiederum den gesamten Planeten anfälliger für Schäden machen. Das führt dazu, dass andere planetare Grenzen schneller überschritten werden. Also so, wie uns eine Krankheit meist anfälliger für einige andere macht.

Diese irreversiblen Veränderungen in der Umwelt nennt man auch Kipp-Punkte. Lies hier mehr darüber:

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Was sind die 9 planetaren Grenzen?

Wissenschaftler:innen haben nicht nur den Begriff der planetaren Grenzen etabliert, sondern auch herausgefunden, welche Grenzen es in der Hinsicht konkret gibt. Der Artikel, in dem 2009 die neun planetaren Belastbarkeitsgrenzen definiert wurden, heißt trefflich: "A safe operating space for humanity" ("Ein sicherer Handlungsraum für die Menschheit") – dieser liegt innerhalb der planetaren Grenzen.

Die neun Grenzen sind:

  • Klimawandel: Die wohl bekannteste planetare Grenze – er führt zum Anstieg des Meeresspiegels, Extremwetterereignisse und mehr.
  • Überladung mit neuartigen Substanzen: Das beschreibt zum Beispiel Mikroplastik oder radioaktive Abfälle, aber deckt auch alle neuartigen Stoffe ab, mit der die Menschheit die Erde in Zukunft noch verschmutzen könnte.
  • Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre: Seit 1995 sind Kühlgeräte in Deutschland verboten, die sogenannte FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) enthalten. Diese schädigen die Ozonschicht der Erde und tragen zur Klimaerwärmung bei. Überall sind sie jedoch nicht verboten und werden noch weithin verwendet. Mehr dazu: Erhöhte Ozonbelastung: Das bedeutet es
  • Aerosolbelastung der Atmosphäre: Menschengemachte Aerosole wie Ruß oder stickstoffhaltige Aerosole aus dem Verkehr wirken oft erst einmal abkühlend auf die Erde: Einige von ihnen streuen die einfallenden Sonnenstrahlen zurück in den Weltraum. Andere jedoch absorbieren die Strahlung und erwärmen die Luft. Außerdem können sie Wetter und Klima stark beeinflussen. Ganz abgesehen davon ist bekannt, dass Smog schädlich für die Gesundheit ist.
  • Versauerung der Ozeane: Indem die Meere das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO₂) aufnehmen, sinkt der pH-Wert des Wassers. Das wirkt sich fatal unter anderem auf das Ökosystem Meer aus.
  • Störung der biogeochemischen Kreisläufe: Das bezieht sich meist auf die Balance von Stickstoff und Phosphor in der Natur – zwei unverzichtbare Stoffe, da sie Pflanzen beim Wachstum helfen und Teil vieler natürlicher Prozesse sind. Wenn Menschen zu viel Stickstoff oder Phosphor in die Umwelt bringen, zum Beispiel durch Dünger in der Landwirtschaft, kann das die natürliche Balance stören. Dies führt zu Problemen wie Algenblüten in Seen und Flüssen, die das Wasser verschmutzen und das Leben darin gefährden.
  • Veränderung in Süßwassersystemen: Düngemittel oder ungeklärte Abwässer gelangen oft ins Grundwasser, Flüsse oder Seen, sodass diese verunreinigt und nicht mehr als Trinkwasserreserven genutzt werden können.
  • Veränderung der Landnutzung: Das Ökosystem Wald beherbergt unglaubliche Artenvielfalt und agiert als CO₂-Speicher. Durch übermäßige Abholzung oder Brandrodung entweichen enorme Mengen des Treibhausgases und unzählige Organismen verlieren ihren Lebensraum.
  • Veränderung in der Integrität der Biosphäre: Das Leben auf der Erde insgesamt ist gefährdet, wenn zu viele Arten aussterben oder natürliche Lebensräume zerstört werden. Biodiversität ist notwendig, damit die komplizierten Systeme der Erde weiterhin funktionieren können.

6 der planetaren Grenzen sind bereits überschritten

Die Menschheit lebt derzeit leider nicht innerhalb ihrer planetaren Grenzen. Schon jetzt sind sechs der neun überschritten. Bei manchen sieht es schlimm aus, bei anderen gibt es noch mehr Hoffnung.

Im Hochrisikobereich liegen:

  • Klimawandel,
  • Veränderung der biogeochemischen Kreisläufe (denke an Phosphor und Stickstoff) und
  • Veränderung in der Integrität der Biosphäre

Ebenfalls bereits überschritten sind:

  • Überladung mit neuartigen Stoffen
  • Veränderung von Süßwassersystemen und
  • Veränderte Landnutzung

Wenigstens innerhalb von drei Grenzen befinden wir uns noch:

  • Aerosolbelastung in der Atmosphäre
  • Versauerung der Ozeane (möglicherweise jedoch nicht mehr lange) und
  • Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre

Beim letzten Punkt gab es in der Vergangenheit bereits Erfolge zu verzeichnen. Das bekannte Ozonloch über der Antarktis konnte durch fruchtbare Zusammenarbeit von Industrie, Politik und Wissenschaft verkleinert werden und die Ozonschicht baut sich dort seit einer Weile wieder auf.

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