Der Keinachtsbaum sieht fast genau wie ein "echter" Weihnachtsbaum aus – doch du musst ihn nach dem Fest nicht entsorgen, sondern kannst ihn jahrelang verwenden. Wir erklären Vor- und Nachteile des Konzepts und ob es sich für dich lohnen könnte.

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Nico, Gründer der Mutterfirma Treelivery GmbH, hat den Keinachtsbaum erfunden, um die geliebte Tradition fortführen zu können, ohne dass jedes Jahr dafür ein Baum gefällt werden muss.

Zwar gibt es verschiedene Alternativen zum klassischen Weihnachtsbaum, die wiederverwendbar und viel nachhaltiger sind, zum Beispiel stilisierte Aufsteller aus Holz, geschmückte Zimmerpflanzen oder ein Weihnachtsbaum im Topf. Mit dem Keinachtsbaum steht jedoch (quasi) eine Tanne in voller Größe in deinem Wohnzimmer, die du danach nicht wieder umpflanzen musst.

Das ist die Idee des Keinachtsbaums

Der Keinachtsbaum ist ein Holzmodell, das du mit echten Zweigen bestückst, sodass ein täuschend echt aussehender Weihnachtsbaum daraus entsteht. Der Hersteller hat auf seiner Seite Fotos von Käufer:innen zur Verfügung gestellt, an denen sich erkennen lässt, dass der Keinachtsbaum visuell einer echten Tanne in nichts nachsteht.

Die Zweige kannst du direkt auf der Website mitkaufen. Sie werden von Bäumen aus extra dafür angelegten Schnittgrünflächen entfernt, ohne dass der Baum dafür gefällt werden muss. Du kannst das Holzgestell jedoch auch mit woanders gekauften Zweigen bestücken.

Wichtig: Du darfst nicht einfach im Wald Zweige von Nadelbäumen schneiden. Selbst bei herabgefallenen Zweigen und Ästen gibt es Regeln. Mehr dazu: Darf ich im Wald Holz sammeln?

Nach Weihnachten kannst du das Gestell abbauen, verstauen und im nächsten Jahr wiederverwenden.

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Wissenswertes: Fakten rund um den Keinachtsbaum

Hier ein paar wichtige Fakten zum Keinachtsbaum:

Herstellung

Die Holzgestelle werden in einer Manufaktur in Deutschland hergestellt.

Materialien

Laut Hersteller bestehen die Gestelle aus nachhaltig angebautem Eschenholz und die Zweige stammen von Schnittgrünflächen, auf denen die Bäume in einem gesunden Wald-Ökosystem leben und zu ihm beitragen. Nach etwa 25 Jahren lassen sich die Bäume nicht mehr für ihre Zweige nutzen und können dann als Waldbäume weiterleben.

Bio-zertifiziert sind Holz und Zweige jedoch nicht. Der Hersteller gibt als Grund dafür an, dass der Anbau von Schnittgrün aufgrund der langen Wachstumsdauer der Bäume (elf bis 14 Jahre bis zur ersten Ernte) und der Gefahr von Insektenbefall zu risikobehaftet dafür ist. Bei Befall fällt im schlimmsten Fall nicht "nur eine Ernte" wie bei Lebensmitteln aus, sondern der gesamte Bestand stirbt. Lediglich von "nachhaltig zertifiziertem" Holz wird in Videos gesprochen.

Nachhaltige Forstwirtschaft: Das steckt dahinter

Preise

Das kleinste, nur einen Meter hohe Modell heißt "K(l)einachtsbaum" und kostet 109 Euro plus 20 Euro für das Schnittgrün. Der größte kostet mit 190 Zentimetern 139 Euro, plus 40 Euro für das Schnittgrün. Die Größen darunter kosten jeweils etwas weniger.

Aufbau

Für den Aufbau benötigst du prinzipiell keine Werkzeuge. Die Gestelle funktionieren modular, sodass du den Baum jedes Mal etwas anders aussehen lassen kannst. Laut Hersteller ist der Keinachtsbaum in einer halben bis zu zwei Stunden aufgebaut. Natürlich gibt es eine Anleitung, auch in Videoform.

Lieferzeit

Nach drei bis vier Tagen kannst du mit dem Keinachtsbaum rechnen. Der Hersteller warnt jedoch, dass die Bäume auch schnell ausverkauft sein können. Für das Schnittgrün kannst du einen Wunschliefertermin angeben, zu dem dann jedoch der Nachhaltigkeit wegen auch gleichzeitig das Gestell geliefert wird. Zur Sicherheit schließt der Shop am 19.12.

Baumpatenschaft

Besonders für Familien interessant ist die Baumpatenschaft: Sie vereinfacht es der Marke Keinachtsbaum durch kontinuierliche Geldzufuhr, Erzeuger:innen davon zu überzeugen, ihre vorhandenen Christbaumplantagen auf die nachhaltige Erzeugung von Schnittgrün umzustellen. Außerdem bekommst du dann jedes Jahr Zweige von deinem Patenbaum.

Vorteile des Keinachtsbaums

Der Keinachtsbaum bietet für die Verbraucher:innen wie auch für die Umwelt einige Vorteile:

  • Wiederverwendbar und robust: Der Hersteller beschreibt das Gestell als "hochwertiges, massives Möbelstück". Bei sachgerechter Behandlung könnte er viele Jahrzehnte als Weihnachtsbaum verwendet werden.
  • Modulare Bauweise: Umgezogen und plötzlich sind die Decken niedriger? Kein Problem. Du kannst jedes Jahr neu entscheiden, wie groß dein Baum werden soll und ihn sogar später noch erweitern.
  • Lässt sich normal schmücken, zum Beispiel mit selbstgemachten Hängern aus Tomatenmark-Tuben oder Fake-Porzellan. Das Gesamtgewicht der Dauerlast sollte 25 Kilogramm jedoch besser nicht überschreiten.
  • Haltbar: Kaufst du das Schnittgrün direkt vom Erzeuger oder im Keinachtsbaum-Onlineshop, soll er genauso lange durchhalten wie eine echte Tanne.
  • Baumschonend und nachhaltiger: Der wohl größte Vorteil und das hauptsächliche Verkaufsargument vom Keinachtsbaum ist, dass dafür kein Baum gefällt werden muss. Auch wenn Zertifizierungen zur Nachhaltigkeit fehlen, kommuniziert die Marke transparent ihre Bemühungen für die Umwelt. Sicherlich ist es besser, als jedes Jahr einen konventionellen Weihnachtsbaum zu kaufen. Ob es jedoch auch nachhaltiger ist als zum Beispiel eine Bio-Tanne oder ein Weihnachtsbaum zum Mieten, kommt wohl auf die Details an.

Hat der Keinsachtsbaum auch Nachteile?

Auf ihrer Website geht das Team von Keinachtsbaum auf verschiedene Kritikpunkte ein, die sie auf Social Media erreichen. Generell sind die Rezensionen positiv und das Konzept einleuchtend. Alle Probleme, zum Beispiel mit Transport und Müll, hat die Erfindung jedoch auch noch nicht gelöst:

  • Die Zweige müssen jedes Jahr entsorgt werden, außer man findet selbst eine clevere Art und Weise, sie wiederzuverwenden. Kompostieren kannst du diese, auch wegen möglicher Pestizidbelastung, normalerweise nicht.
  • Die Anschaffungskosten sind sicherlich für einige ein Nachteil. Ein echter Weihnachtsbaum kostet für 190 Zentimeter statt 179 Euro (mit Zweigen) für den Keinachtsbaum lediglich um die 50 Euro. Der Hersteller nennt die aufwändige Verarbeitung sowie die hohe Materialqualität als Gründe. Man solle den Keinachtsbaum eher als hochwertiges Möbelstück ansehen.
  • Ein:e Blogger:in kritisiert, dass die Marke nicht transparent kommuniziere, dass nicht verkaufbare Christbäume als Astmaterial dienen. Dies kam erst durch eine Diskussion auf Social Media ans Licht. Das sei zwar keine schlechte Verwertung, aber eben gänzlich nicht die Idee, die Konsument:innen verkauft würde. Die Zweige würden schließlich zum Beispiel auch in Adventskränzen verwertet.
  • Zusätzlich könnte man aus dem Gedanken der Baumrettung kritisieren, dass das Gestell selbst aus Holz besteht, wofür dann doch Bäume gefällt werden müssen. Ob ein Gestell aus anderen Materialien wie Kunststoff oder Metall nachhaltiger wäre, ist jedoch fraglich.

Fazit: Bleiben konventionelle Weihnachtsbäume so günstig, lohnt sich der Keinachtsbaum also auch nach Jahren preislich eher nicht – aus Nachhaltigkeitsgründen schon. Wem die Idee stark missfällt, dass überhaupt ein Baum für den eigenen Dekospaß gefällt wird, der wird am Keinachtsbaum und wohl auch an deren Baumpatenschaft Freude haben.

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