Mit dem BiciBus fahren Kinder mit Erwachsenen im Verband mit dem Fahrrad zur Schule – sicher und umweltfreundlich. Wie genau die Fahrradkolonne funktioniert, liest du hier.
Immer häufiger prägen morgendliche Staus das Bild vor den Schulen: Kinder werden mit dem Auto bis an die Bordsteinkante gefahren, um einen möglichst kurzen Schulweg zu haben. Hinter den sogenannten Elterntaxis stecken gut gemeinte Absichten: Eltern wollen die Sicherheit ihrer Kinder gewährleisten oder ihnen einen Gefallen tun. Doch es gibt viele Gründe, warum Kinder nicht jeden Tag mit dem Auto zur Schule gefahren werden sollten – unter anderem Gedränge, Staus, fehlende Bewegung.
Als umweltfreundlichere, sichere und gesündere Alternative zum Elterntaxis gibt es den BiciBus (Fahrradbus). Ein BiciBus ist eine Fahrradkolonne von Menschen, die auf einer vereinbarten Route zu vereinbarten Zeiten gemeinsam zu Gruppenzielen fahren, mit Zu- und Ausstiegspunkten entlang des Weges. Auch Kinder können in den BiciBus "einsteigen", um in Begleitung von Erwachsenen sicher mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren.
So entstand der BiciBus
Entstanden ist die Idee in Barcelona, einer Stadt, in der das Fahrradfahren insbesondere für Kinder lange Zeit als unsicher galt. Eltern organisierten im Jahr 2021 eine erste BiciBus-Aktion, die von der Stadt mit Maßnahmen wie Straßensperrungen unterstützt wurde. Seitdem können Schüler:innen jeden Freitag im geschlossenen Verbund mit anderen per Fahrrad zur Schule gelangen. Der katalanische BiciBus hat mittlerweile Initiativen für Fahrradkolonnen in anderen Städten inspiriert, auch in Deutschland.
An bundesweit bereits 42 Standorten rollt der BiciBus schon (Stand Oktober 2024) und funktioniert dabei ähnlich wie ein öffentliches Busnetz, nur auf Fahrrädern: Zu festgelegten Zeiten und auf vorgegebenen Strecken mit festen Haltepunkten fahren Kinder in Gruppen zur Schule oder Kita. Erwachsene begleiten und schützen die Kinder dabei, indem sie die Gruppe nach außen hin vor dem Kfz-Verkehr abschirmen.
Vorteile des BiciBus
Nach Ansicht des ADFC-Frankfurt bietet der BiciBus zahlreiche Vorteile, die Kinder in ihrer Entwicklung und ihrem Alltag bereichern. Neben der Nachhaltigkeit stehen Aspekte wie Gesundheit, motorische Entwicklung und sozialer Zusammenhalt im Vordergrund:
1. Kinder als Teil der Verkehrswende
Die Einbeziehung der jüngsten Generationen in die Verkehrswende ist besonders wichtig, da sie später die Folgen der Klimakrise am stärksten zu spüren bekommen. Je früher sie lernen, das Fahrrad als selbstverständliches Verkehrsmittel zu nutzen, desto eher werden sie auch als Erwachsene auf umweltfreundliche Alternativen zurückgreifen. Mit dem BiciBus können sich Kinder bereits im Alltag klimafreundlich fortbewegen und so einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten.
2. Motorische Fähigkeiten fördern
Die motorische Entwicklung spielt in den ersten Lebensjahren eine entscheidende Rolle. Regelmäßiges Radfahren mit dem BiciBus hilft Kindern, ihre motorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Sie trainieren ihr Gleichgewicht, verbessern ihre Koordination und verfeinern ihre Fahrtechnik. Diese Fähigkeiten sind nicht nur im Straßenverkehr wichtig, sondern wirken sich langfristig auch positiv auf die allgemeine körperliche Fitness aus.
3. Gesundheitsförderung
Durch den BiciBus wird der Schulweg zu einer täglichen Bewegungsroutine, die sich positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit auswirkt. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft stärkt das Immunsystem der Kinder, fördert die körperliche Fitness und beugt Übergewicht vor.
4. Sozialer Zusammenhalt und Spaß
Der BiciBus bietet Kindern die Möglichkeit, gemeinsam mit Freund:innen zur Schule zu fahren. Das macht den Schulweg zu einem spaßigen Erlebnis. Sie können sich sicher in der Gruppe bewegen und gemeinsam in den Tag starten. Diese soziale Interaktion fördert das Miteinander und stärkt Freundschaften.
5. Sicherer Schulweg
Ein oft geäußertes Argument gegen das Radfahren zur Schule ist die Sorge um die Sicherheit der Kinder. Der BiciBus löst dieses Problem, indem Erwachsene die Kinder begleiten und die Gruppe nach außen hin vor dem Autoverkehr schützen. Insbesondere jüngere Kinder, die noch kein ausreichendes räumliches Vorstellungsvermögen oder keine gute Geschwindigkeitseinschätzung haben, profitieren von dieser Unterstützung. So können sie in einer geschützten Umgebung das Radfahren lernen und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln.
6. Alternative zum Elterntaxis
Elterntaxis, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, verursachen erhebliche Verkehrsprobleme und Umweltbelastungen – vor allem vor Kitas und Schulen. Sie erhöhen die Unfallgefahr für andere Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind und belagern den öffentlichen Raum. Der BiciBus stellt hier eine sichere, umweltfreundliche und nachhaltige Alternative dar, die den Verkehr vor Schulen entlastet und die Sicherheit der Kinder erhöht.
Übrigens: Da im geschlossenen Verband auch Kinder mitfahren dürfen, wird die Straße im schützenden BiciBus auch für Kinder rechtlich nutzbar, für die sie sonst frühestens ab acht Jahren erlaubt wäre.
Fazit zum BiciBus
Der BiciBus kombiniert viele positive Aspekte, die für Kinder und die Gesellschaft von Bedeutung sind: Er trägt zur Verkehrswende bei, fördert die motorische und gesundheitliche Entwicklung, stärkt den sozialen Zusammenhalt und sorgt für mehr Sicherheit auf dem Schulweg. Kinder lernen früh, Verantwortung zu übernehmen, aktiv zu sein und sich umweltbewusst zu verhalten.
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