Vegane Naschkatzen werden die Aufschrift "Carnaubawachs" schon öfter in der Zutatenliste ihrer Gummibärchen entdeckt haben. Wir wollen dir hier erklären, wo Carnaubawachs herkommt und wo es noch verwendet wird.
Carnaubawachs wird aus den Blättern der brasilianischen Carnaubapalme gewonnen. Laut dem Material-Archiv sind die Blätter beidseitig mit einer Wachsschicht bedeckt, die sie so vor Verdunstung schützt. In der sechsmonatigen Trockenzeit werden die Blätter geerntet. In gewissen Abständen werden sechs bis acht Blätter pro Baum abgeschnitten und einige Tage zum Trocknen ausgelegt. Durch das Schrumpfen der Blätter löst sich das Wachs, das anschließend durch Schaben und Klopfen gewonnen wird. Das resultierende Rohmaterial ist pulvrig und variiert in der Farbe, abhängig vom Alter der Blätter. Von jedem Blatt können rund zwei Gramm Wachs extrahiert werden.
Nach Angaben von dem Material-Archiv wird Carnaubawachs durch verschiedene Reinigungsverfahren wie Schmelzen, Filtern und Lösungsmittelextraktion in unterschiedliche Varianten verarbeitet. Zum Bleichen des Wachses werden Bleicherde und Wasserstoffperoxid eingesetzt.
Merkmale des Carnaubawachses
Im rohen Zustand hat Carnaubawachs eine hellgelbe bis grünliche Färbung. Von den natürlichen Wachsen, also Wachsen tierischer oder pflanzlicher Herkunft, ist es das härteste. Der Schmelzpunkt von Carnaubawachs liegt zwischen 80 und 87 °C, was für ein natürliches Wachs sehr hoch ist. Beim Schmelzen entfaltet das Wachs einen charakteristischen heuartigen Duft.
Heutzutage wird Carnaubawachs vor allem wegen seines Glanzes und seiner Festigkeit verwendet, zum Beispiel in Kosmetikprodukten, Möbelpolituren, Autopflegemitteln und Lebensmitteln. Es ersetzt häufig künstlich hergestellte Hartwachse und wird oft in Pulverform verkauft und verarbeitet.
Verwendung in Lebensmitteln
Carnaubawachs ist unverdaulich und gilt als unbedenklich für Mensch und Umwelt. Auf Lebensmittelverpackungen erkennst du das Wachs an der Kennzeichnung E903. Verwendet wird es zum Beispiel:
- als Überzugsmittel für Gummibärchen oder Kaugummi, damit sie nicht zusammenkleben. Es ersetzt oft das sonst übliche Bienenwachs.
- als Schutzüberzug für Zitrusfrüchte oder auch für Äpfel. Diese Beschichtung dient der Konservierung der Früchte.
- als Poliermittel beim Dragieren, also dem Überziehen einer Süßigkeit mit einer festigenden Schicht, findet Carnaubawachs ebenfalls Anwendung – oft auch bei medizinischen Tabletten.
Hinweis: Weil Carnaubawachs ein pflanzliches Wachs ist, wird es besonders gerne für vegane Gummibärchen verwendet, damit auf das tierische Bienenwachs verzichtet werden kann.
Verwendung für Kosmetikprodukte
Carnaubawachs besitzt feuchtigkeitsspendende Eigenschaften, da es eine schützende Barriere auf der Haut bildet, die Feuchtigkeit einschließt. Es wird häufig in Kosmetikprodukten wie Lippenbalsam, Lippenstift, Mascara und Cremes verwendet, da das Wachs mit seinen natürlichen Verdickungseigenschaften für eine angenehme Konsistenz sorgt.
Hinweis: Wer gerne DIY-Kosmetik herstellt, kann Carnaubawachs problemlos als Alternative zu Bienenwachs verwenden und so vegane Kosmetikprodukte herstellen.
Das Wachs ist in Bio-Qualität bei Avocadostore oder Amazon erhältlich.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten für Carnaubawachs
Carnaubawachs ist in vielen Pflege- und Reinigungsmitteln für Autos, Möbel und andere Oberflächen enthalten. Es verleiht Polituren für Möbel und Autos einen besonders schönen Glanz und kommt auch in bestimmten Schuhcremes vor. Zudem wird Carnaubawachs als Skiwachs, als Poliermittel für Holzarbeiten und zur Lederpflege verwendet.
Für DIY-Projekte lässt sich sogar ein Wachstuch statt mit Bienenwachs auch mit Carnaubawachs herstellen – wie das geht, erfährst du in diesem Artikel: Wachstücher selber machen: Die plastikfreie Alternative zur Frischhaltefolie
Carnaubawachs wurde früher auch zur Herstellung von Schallplatten verwendet. Heute wird es oft mit anderen Wachsen gemischt, um deren Schmelzpunkt zu erhöhen und den Glanz zu verbessern.
Warum Carnaubawachs bedenklich ist
Im Jahr 2017 veröffentlichte die ARD den Dokumentarfilm Markencheck, der sich kritisch mit den Produktionsbedingungen und Gesundheitsaspekten von Haribo-Produkten auseinandersetzt. Die Reporter:innen decken darin unter anderem schwere Arbeitsbedingungen beim Anbau von Carnaubapalmen in Brasilien auf, wo auch Minderjährige beschäftigt worden sein sollen.
Haribo hat auf ihrer Website angekündigt, mittelfristig vollständig auf Carnaubawachs zu verzichten. Seit 2022 wird das Wachs in ihren Produkten nach und nach durch Bienenwachs oder Sonnenblumenöl als Überzugsmittel ersetzt.
Carnaubawachs oder Bienenwachs?
Wer sich für Carnaubawachs entscheidet, wählt es oft als vegane Alternative zu Bienenwachs. Da Carnaubawachs jedoch aus Brasilien importiert wird, trägt der lange Transportweg zur Erhöhung der CO2-Emissionen bei.
Deshalb kann es sinnvoll sein, auf regionale und ökologisch hergestellte Produkte wie Bienenwachs zurückzugreifen. So unterstützt du nicht nur die Imker:innen vor Ort, sondern trägst auch zur Förderung der Honigbienen bei – vorausgesetzt, die Bienen werden in kleineren Imkereien artgerecht gehalten und nicht in Großbetrieben ausgebeutet. Am besten ist es, Bienenwachs in Bioqualität und in Maßen direkt bei regionalen Imkerbetrieben zu kaufen. Mehr über die Eigenschaften von Bienenwachs erfährst du in diesem Artikel: Bienenwachs: Alles Wissenswerte zum Kerzen- und Kosmetik-Rohstoff
Andere pflanzliche Wachsarten
Carnaubawachs gehört zu den härtesten pflanzlichen Wachsen und hat einen sehr hohen Schmelzpunkt. Andere pflanzliche Wachse sind:
- Zuckerrohrwachs
- Jojobaöl (flüssiges Wachs)
- Beerenwachs
- Sonnenblumenwachs
- Reiswachs
- Candelillawachs
- Myrica Fruchtwachs
- Rosenwachs
All diese Wachse dienen in der Natur dazu, Pflanzen vor Wasserverlust zu schützen. Sie bilden auf Blättern und Früchten eine dünne Wachsschicht, die den Feuchtigkeitsverlust reduziert. Diese Schicht wird in speziellen Verfahren gewonnen und kann vielseitig genutzt werden. Da sie rein pflanzlichen Ursprungs sind, eignen sich diese Wachse hervorragend für kosmetische Anwendungen.
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Überarbeitet von Melanie Grünauer © UTOPIA
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