Kratzspuren an Sofas, Matratzen oder auch an Schränken — sehr zum Ärger ihrer Besitzer bohren viele Stubentiger ihre Krallen gerne in Möbelstücke. Aber warum eigentlich? Ein internationales Forschungsteam ist dieser Frage nachgegangen und bietet einfache Lösungen.

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Fast alle Katzenmamas und -papas dürften das Szenario kennen: Ist man mal ein paar Stunden nicht zu Hause oder mit etwas anderem beschäftigt und schaut gerade nicht hin, schon bohrt der kleine Stubentiger seine scharfen Krallen ins Sofa, in die Matratze oder in den Schrank. In einer neuen Studie hat ein internationales Forschungsteam untersucht, welche Faktoren diese ärgerliche Angewohnheit des kleinen pelzigen Mitbewohners fördern und was sich dagegen tun lässt. Dazu wurden 1.200 Katzenhalter aus Frankreich zu ihren Samtpfoten und deren unerwünschten Kratzverhalten befragt.

Die Ergebnisse der Studie stützen sich somit in erster Linie auf die Angaben der Befragten und nicht auf wissenschaftliche Beobachtungen. In der im Fachmagazin "Frontiers in Veterinary Science" vorgestellten Studie kommen die Wissenschaftler nach Auswertung der Fragebögen zu dem Schluss, dass Persönlichkeit, Spielverhalten, Nachtaktivität, mangelnde Routinen und nicht zuletzt Kinder im Haushalt Einfluss auf das Kratzverhalten der Stubentiger haben. Vor allem das Stresslevel der Samtpfote ist dabei von entscheidender Bedeutung. Ein gestresster vierbeiniger Mitbewohner kratzt eher als ein tiefenentspannter Stubentiger.

Der Stubentiger muss Dampf ablassen

Ein guter Kratz- und Kletterbaum ist das A und O, um das Risiko der ungewollten "Möbelzerkratzerei" dauerhaft zu minimieren. Aber die Forscher fanden auch heraus, dass die Wahl des richtigen Standorts dafür ausschlaggebend ist. Am sinnvollsten sind demnach Stellen, bei denen der Stubentiger bei seinen "Revier-Rundgängen" ohnehin regelmäßig vorbeikommt. Ein "prominenter" Ort im Wohnzimmer oder in der Nähe des Schlafplatzes ist für den Kratzbaum daher besser geeignet als eine versteckte Ecke.

Jeder Katzenbesitzer weiß, dass sein tierischer Mitbewohner sein eigenes, süßen Köpfchen hat und dass es daher etwas dauern kann, bis der Kratzbaum sein Interesse geweckt hat. Schneller geht es, wenn der Kratzbaum stabil ist, sich sicher anfühlt und nicht wackelt. Außerdem so hoch ist, dass sich die Samtpfote ganz ausstrecken kann. Und schließlich macht ein Kratzbaum mit verschiedenen Ebenen, Sitzstangen und Kratzmöglichkeiten definitiv mehr Spaß.

Katzen müssen kratzen.
Katzen müssen kratzen. © Foto: unsplash.com/Ihnatsi Yfull (Symbolfoto)

Neben dem Kratzbaum sind aber auch sichere Rückzugsorte wie Höhlen, erhöht gelegene Beobachtungsplätze und reichlich Spielmöglichkeiten Hilfsmittel dafür, dass der Stubentiger Stress abbauen kann und dafür nicht die Möbelstücke in der gemeinsamen Wohnung nutzt.

Spielen ist als Jagdersatz wichtig

Spielen ist als Jagdersatz und zum Ausleben ihrer Neugier für die kleinen Stubentiger extrem wichtig. Allerdings sollten den Forschern zufolge intensive Spiele bei Nacht vermieden werden, da diese möglicherweise für mehr Stress sorgen.

Das Gleiche gilt auch, wenn nicht zu viel, sondern zu wenig gespielt wird. Hat die kleine Samtpfote kaum Möglichkeiten sich auszutoben, könnte das zu Frustration und damit zum Möbelzerkratzen führen. Die Fachleute schlagen daher vor, dass jeder Katzenmama und jeder Katzenpapa versuchen sollte, mit ihren pelzigen Mitbewohnern Spiel-Routinen zu entwickeln.

Dabei ist auch Dauer der Spieleinheiten von Bedeutung. Denn dauern sie zu lang, könnte sich das Stresslevel durch die "dauerhafte Stimulation" sogar erhöhen. Dazu heißt es in der Studie "regelmäßige und kurze, interaktive Spieleinheiten und eine geeignete Spielzeugauswahl können Stress abbauen und somit unerwünschtes Kratzverhalten reduzieren". Die Spieleinheiten sollten sich für die Stubentiger wie eine erfolgreiche Jagd anfühlen.

Kratzen ist ein wichtiges Bedürfnis

Die Wissenschaftler haben aber auch festgestellt: Wie viel ein Stubentiger zerkratzt, hängt maßgeblich von seiner Persönlichkeit ab — und die lässt sich natürlich schwer beeinflussen. Ist eine Katze sehr verspielt und hat den Hang zum Zerstörerischen in sich, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass sie den Möbeln zeigt, wer das Sagen hat. Und auch wenn Kinder mit im gemeinsamen Haushalt leben, erhöhen diese den Stresslevel und damit das (Zer-)Kratzrisiko.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kratzen ein normales und wichtiges Bedürfnis unserer Samtpfoten ist. So können sie ihren kompletten Rücken durchstrecken, die Krallen wetzen und ihr Revier markieren. Kratzen bietet den kleinen Vierbeinern alles, um sie glücklich zu machen.

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Es hat daher keinen Sinn, Deiner Samtpfote das Kratzen vollständig abgewöhnen zu wollen. Trotzdem musst Du zerkratzte Möbel, Tapeten oder Türen nicht so einfach hinnehmen. Denn mit etwas Wissens kannst Du das Kratzverhalten Deines pelzigen Mitbewohners ganz einfach umlenken und Euch beide glücklich machen.  © Deine Tierwelt

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