Pferde müssen bewegt werden – im Sommer wie im Winter. Doch genau wie uns Menschen können die kalten Temperaturen auch Pferden zusetzen. Was Du beim Reiten im Winter beachten solltest und ab wann es für Dein Pferd zu kalt für ein intensives Training ist, verrät Dir pferde.de.

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Wenn es im Winter knackig kalt wird, zieht es viele Sportler nach drinnen. Nicht aber uns Reiter: Wir schwingen uns auch dann noch in den Sattel, wenn der Atem vor den Nüstern unserer Pferde Wolken bildet und wir unsere Finger, mit denen wir die Zügel halten, quasi schon gar nicht mehr wirklich spüren.

Trotzdem können wir im Winter natürlich nicht einfach so weiterreiten wie im Rest des Jahres. Schließlich brauchen die Pferde im Winter beispielsweise eine längere Aufwärmphase, damit Muskeln, Bänder und Sehnen mehr Zeit haben, um locker und geschmeidig zu werden. Plane deshalb ungefähr doppelt so viel Zeit fürs Schritt reiten und lockeres Traben ein wie im Sommer.

Außerdem kannst Du zu Beginn noch eine Decke über den Pferderücken legen, um die Muskeln schneller aufzuwärmen. Auch das Abkühlen ist im Winter noch wichtiger – besonders bei Pferden mit langem Fell.

Intensives Reittraining bei Kälte kann Atemprobleme verursachen

Aber gibt es eigentlich auch Temperaturen, ab denen Du Dein Pferd gar nicht mehr oder nur noch sanft bewegen solltest? Mit dieser Frage hat sich auch der Physiologe und Biochemiker Dr. David Marlin beschäftigt. Schnell stellte er fest: "Wir wissen, dass Training in kalter Luft auf Pferde denselben Effekt hat wie auf Menschen. Viele Pferdebesitzer sehen aber gar nicht ein, dass die Lungen von Pferden von der Kälte beeinflusst werden."

Trotzdem musst Du bei dem nächsten Temperatursturz nicht sofort in Panik verfallen: Für ein gesundes Pferd stellt kalte Luft normalerweise kein großes Problem dar – zumindest nicht, wenn es gerade steht, im Schritt unterwegs ist oder locker trabt. Denn dann wird kalte, trockene Luft in den Nüstern noch immer ausreichend erwärmt und durchfeuchtet, bevor sie in die Lungen gelangt.

Braunes und weißes Pferd im Schnee.
Braunes und weißes Pferd im Schnee. © Foto: pixabay.com/SongOfSongs (Symbolfoto)

Anders sieht es allerdings aus, wenn sich das Pferd beim Reiten im Winter völlig verausgaben muss. Der Atem wird dann schneller und tiefer – dadurch bleibt dem Körper keiner Zeit mehr, die kalte Luft zu erwärmen. Die Atemwege trocknen schnell aus, was zu dort zu Entzündungen und Verengung führen kann. Eine erhöhte Schleimproduktion kann die Atemwege zusätzlich verengen. Diese Beeinträchtigung kann Dr. Marlin zufolge zu chronischen Atemproblemen führen.

Ab welchen Temperaturen ist es im Winter zu kalt für intensives Reiten?

Schon ab Temperaturen um vier bis fünf Grad können die Lungen von fitten Pferden Schaden davon tragen. "Wir konnten sogar bei diesen Temperaturen eine erhöhte Zahl an inflammatorischen Zellen in den Atemwegen finden", erklärt Dr. Marlin gegenüber "Horse Canada". Wirklich anstrengend – und gesundheitsgefährdender – werde es bei etwa fünf bis zehn Grad Minus.

Aber leben nicht auch Wildpferde problemlos an weitaus kälteren Orten? Ja, das stimmt natürlich. Die absolvieren allerdings kein intensives Reittraining, sondern verbringen den Großteil ihrer Zeit mit entspanntem Schritt laufen. Die Lungen werden deshalb nicht so sehr strapaziert wie bei einem Reitpferd, dass sehr viel trabt und galoppiert. "Wir zwingen sie, viel doller zu atmen, als sie eigentlich wollen", meint Dr. Marlin.

So erkennst Du eine Atemwegsentzündung bei Deinem Pferd

Verschiedene Symptome können darauf hindeuten, dass sich die Atemwege Deines Pferdes entzündet haben. Darunter starker Nasenausfluss nach dem Training sowie Husten. Die meisten Pferdemenschen würden das Husten ihres Vierbeiners als eine Art Räuspern missverstehen – dabei sei Husten bei Pferden nicht normal. "Gesunde Pferde husten nicht", so Dr. Marlin. "Husten sollte bei Pferden nie ignoriert werden."

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Was Du beim Reiten im Winter beachten solltest

Während extremen Kälteperioden solltest Du aufs Reiten deshalb lieber verzichten, rät Dr. Marlin – die sind in Deutschland aber zum Glück selten. Trotzdem solltest Du im Winter eher auf entspanntere Trainingseinheiten setzen und Dich zum Beispiel auf die Bodenarbeit konzentrieren. Besonders aufmerksam solltest Du Pferde mit Vorerkrankungen, alte, untrainierte oder junge Tiere mit Blick auf mögliche Atemprobleme beobachten.

Vertraue außerdem einfach auf Deinen gesunden Menschenverstand: Wenn die kalte Luft in Deinen eigenen Lungen sticht, solltest Du auch auf Dein Pferd bei der Trainingsgestaltung Rücksicht nehmen.  © Pferde.de

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