Früher saß Fellnase Ukuku in Cusco im Tierheim. Bis Brillenbär-Expertin Ruthmery Pillco Huarcaya ihr neues Frauchen wurde. Heute leistet das ungewöhnliche Duo einen unschätzbaren Beitrag zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Brillenbären in Peru.
Hierzulande ist der Brillenbär vor allem als Kinderbuchfigur "Paddington Bär" bekannt. Denn den Bären mit dem goldenen Fell gibt es wirklich. Brillenbären sind die einzig heimische Bärenart in Südamerika. Ihr Bestand wird jedoch von der "International Union for Conservation of Nature and Natural Resources" (IUCN) als gefährdet eingestuft. Auf der Basis von Hochrechnungen zur Ausweitung der menschlichen Aktivität im Lebensraum dieser Bären wurde das Aussterben der Art bereits vorhergesagt. Schätzungen nach leben noch circa 24.000 bis 25.000 Brillenbären, vorrangig in Kolumbien, dem westlichen Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivien.
Aus diesem Grund startete das berühmte Naturmagazin "National Geographic" Anfang dieses Jahres eine zwei Jahre dauernde Expedition durch das Amazonas-Becken. Unter den mehr als ein Dutzend Wissenschaftlern ist auch ein etwas ungewöhnliches Duo. Wissenschaftlerin und Brillenbär-Expertin Ruthmercy Pillco Huarcaya und ihre Hündin Ukuku.
Artenspürhund aus Tierheim adoptiert
Zum ersten Mal hatten sich die beiden in einem Tierheim in Cusco getroffen. In der dünnen, aber dennoch zähen und ausdauernden Fellnase sah Pillco sofort sich selber. Und obwohl eine Familie sich bereits für Ukuku interessierte, konnte die Wissenschaftlerin die Leitung des Tierheims überzeugen, den Vierbeiner ihr zu übergeben. Denn Pillco hatte eine besondere Aufgabe für Ukuku vorgesehen: den Schutz des Amazonasgebietes und der Brillenbären in Peru.
Expertin auf vier Pfoten: Hund schützt Brillenbären in Peru
"Sie wird eine Heldin werden", versprach Pillco damals und gab der Fellnase den Namen Ukuku – so wird der Bär in Quechua, die indigene Sprache ihrer Kindheit genannt. Die Biologin fühlte sich schon während ihrer Kindheit zu Brillenbären hingezogen. Nicht zuletzt, weil sich so viele Geschichten und Sagen um sie rankten.
Doch von Anfang an war Pillco klar, dass sie einen Spürhund brauchen würde, um die Brillenbären zu erforschen und zu schützen. Im neuen Zuhause angekommen, lernte die Fellnase Ukuku daher sogleich, wie man auf Bergpfaden Bärenkot aufspürt. Als das ungewöhnliche Duo dann 2023 in eine Bergstation einzog, war die Hündin bereits für das Aufspüren der Tiere bestens vorbereitet und rund um die Uhr auf Abruf bereit.
Brillenbären erfüllen wichtige Aufgabe im Ökosystem
Jetzt forscht Pillco als Feldbiologin für die peruanische Non-Profit-Organisation "Conservación Amazónica – ACCA" und im Rahmen der "National Geographic"-Expedition. Das Forschungsprojekt beschäftigt sich auch mit den Ursprüngen des Amazonas im Hochgebirge.
In den Gipfeln der Anden bilden schmelzender Schnee und die Wolken die Quelle für das größte Flusssystem der Welt. Pillco glaubt, dass die Rolle der Brillenbären in diesem komplexen Ökosystem von entscheidender Bedeutung ist. Denn nachdem sie im Tiefland Baumsamen gefressen haben, legen sie meist weite Strecken zurück bis hin in die kühleren, höheren Lagen der Gebirgskette. So verteilen die Brillenbären auf ihren Weg in die Höhen die Samen in den Bergen. Als "zottelige Gärtner auf vier Tatzen" leisten sie damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Wälder.
Das alles ahnt Ukuku natürlich nur. Aber eins ist gewiss: Wenn der Alarm klingelt, der signalisiert, dass ein Bär in die Kamerafalle getappt ist, sind die Biologin und ihre geliebte "perrita valiente" (tapfere kleine Hündin) Meister Petz als Erstes auf der Spur – bei Tag und bei Nacht. © Deine Tierwelt
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