Die Nase ist das wichtigste Sinnesorgan eines Hundes. Verliert er daher seinen Geruchssinn, kann dies fatale und dramatische Folgen für ihn haben.
Riechen und Schnüffeln ist für Hunde so selbstverständlich wie Atmen. Seine Supernase mit den über 200 Millionen Riechzellen eröffnen dem Vierbeiner Möglichkeiten, von denen wir Menschen mit unseren knapp 10.000 Riechzellen nur träumen können.
Kein Wunder daher, dass der Geruchssinn vom Hund uns nicht selten vor Schaden bewahrt oder uns sogar das Leben rettet. Über eine Million Gerüche kann ein Hund unterscheiden und abspeichern. Für Hunde ist das hochkomplexe Sinnesorgan jedoch selbstverständlich – er kennt es ja nicht anders. Der Geruchssinn ist der erste Sinn, der in einem Welpen erwacht und der letzte, der ihn verlässt.
Können Hunde ihren Geruchssinn verlieren?
Doch auch unser Vierbeiner kann seinen Geruchssinn verlieren. Anosmie lautet das Wort, das dem Hund das Tor zu seiner Umwelt verschließt und seine Welt ins Wanken bringt. Denn mit Anosmie bezeichnen Mediziner den Verlust oder die Verminderung der Riechfähigkeit bei dem Vierbeiner.
Besonders tragisch ist dabei, dass Anosmie für Laien anfangs nur schwer feststellbar ist. Vierbeiner sind Meister der Tarnung und nur Halter, die ihren Hund beruflich führen, merken anhand der Resultate, ob die Supernase wirklich in Gebrauch ist oder der Hund nur so tut, als ob.
Geruchssinn ist für den Hund das Tor zu seiner Umwelt
Jeder Rüden-Besitzer hat schon mal mit dem Jacobsonsche Organ Bekanntschaft gemacht, spätestens dann, wenn eine läufige Hündin vorbeiläuft oder vor einer halben Stunde denselben Weg gegangen ist. Alle Hunde verfügen mit dem sogenannten Jacobsonsche Organ über eine Art "zusätzliche Nase" am Gaumen. Durch diese Besonderheit kann der Hund die Pheromone des Gegenübers erkennen.
Das Erschnüffeln der Paarungsbereitschaft gehört zu einer der Aufgaben dieser "zusätzlichen Nase". Aber auch menschliche Gefühle wie Angst, Trauer, Unruhe oder Bedrücktheit können die Vierbeiner erschnüffeln. Sogar Verwandtschaft von Menschen und gute oder schlechte Absichten können Hunde erschnüffeln. Denn menschliche Emotionen setzen biochemische Prozesse frei, die die Supernase anhand des Jacobsonsche Organs wahrnehmen kann.
Schnüffeln ist für den Vierbeiner zwar normal, aber auch anstrengend. Das liegt an der konzentrierten Inhalation von bis zu dreihundertmal pro Minute. Dabei kann jedes Nasenloch für sich sogar verschiedene Düfte zur selben Zeit analysieren. Für uns Menschen wird daher auf ewig verborgen sein, wie interessant ein Stein, eine Wiese oder ein Baum riechen können. Die Supernase öffnet dem Hund das Tor zu einer Umwelt, zu der wir Menschen niemals Zugang haben werden.
Wie kann ein Hund seinen Geruchssinn verlieren?
Medikamente, Virusinfektionen, Nasennebenhöhlenentzündungen, aber auch scharfe Reinigungsmittel, wie zum Beispiel Chlor, können dem Geruchssinn beim Hund temporär oder langfristig schaden. Aber auch Zitrusdüfte, Essig, Ammoniak, ätherische Öle, Mottenkugeln oder scharfe Gewürze sind so intensiv, dass sie den Geruchssinn der Vierbeiner überwältigen.
Wir Menschen können, um einen für uns unangenehmen Geruch zu vermeiden, auch durch den Mund atmen. Hunde können das nicht. Daher sind die Vierbeiner allen noch so schleimhautreizenden oder giftigen Gerüche unweigerlich ausgeliefert. Diese "Geruchsexplosionen" können sie "nasenblind" machen. Vielleicht ist dies eine Erklärung dafür, warum so viele Hunde in einer Tierarztpraxis ungewöhnlich schreckhaft reagieren.
Hund kann nicht mehr riechen – und jetzt?!
Hunde sind ausgesprochene Nasentiere. Sie erleben die Welt durch ihre Supernase. Die Diagnose Anosmie ist daher für jeden Vierbeiner fatal und kann dramatische Folgen haben.
Sicht und Geruchssinn sind bei Hunden unmittelbar mit dem Gehirn gekoppelt. Dadurch wird das Tier nach Verlust der Riechfähigkeit auch extrem in der Verarbeitung visueller Reize eingeschränkt. Der Verlust zieht daher einschneidende Wesensänderungen zum Schlechten nach sich.
Der gewohnte und geliebte Charakter des Hundes ist immer schwerer zu erkennen, das Tier verliert mehr und mehr das Interesse an seiner Umwelt, wird lethargisch, apathisch oder sogar depressiv. Durch den verminderten Geruchssinn können Hunde zudem ihr Futter oft nicht mehr riechen und lehnen es ab.
So kannst Du dem Riechverlust Deines Hundes vorbeugen
Für den Hund ist seine Nase das wichtigste Sinnesorgan und sollte daher respektvoll und vorsichtig behandelt werden. Willst Du Deinem tierischen Mitbewohner daher etwas Gutes tun, solltest Du auf stark riechende Dinge in Euren gemeinsamen vier Wänden verzichten. Dazu gehören unter anderem auch Luftbefeuchter mit Duft, Duftkerzen, diverse Putzmittel sowie auch ein zu intensiver Weichspüler für sein Hundekörbchen.
Auch die regelmäßige Nasenarbeit ist wichtig. Futter- oder Spielzeugsuchspiele und ausgedehnte "Schnüffelrunden", in denen der Vierbeiner in aller Ruhe seine Geruchswelt erkunden darf, halten die Supernase fit und lasten Deinen Vierbeiner artgerecht aus. Auch kannst Du die Trockenfutter-Mahlzeiten Deines Hundes "nasentechnisch" aufpeppen, indem Du es im Garten verteilst oder in einen Karton voller Zeitungspapier kippst.
Und wenn Du vom Einkaufen nach Hause kommst, lass Deinen Hund die Einkäufe gründlich beschnuppern. Für ihn sind neue Gerüche ebenso faszinierend, wie es für Dich neue optische Eindrücke sind.
Wichtiger Hinweis: Unsere Ratgeber ersetzen nicht die veterinärmedizinische Beratung bei Deinem Tierarzt. Sie dienen lediglich der Information und sollen einen Überblick über Krankheiten, Verletzungen und deren Behandlung liefern. Wenn Dein Tier Symptome zeigt, die auf Verletzungen, Krankheiten oder Unwohlsein hinweisen, solltest Du unbedingt eine Tierarztpraxis oder eine Tierklinik aufsuchen. © Deine Tierwelt
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