Krankenversicherung fürs Haustier - brauche ich das wirklich? Die Antwort ist: Jetzt eher als früher, denn der Tierarzt kostet bald mehr. Zum Glück ist es gar nicht schwer, einen guten und zugleich günstigen Tarif zu finden.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es gibt Menschen, die mehr Geld verdienen und damit nur halb so glücklich sind. Eine davon ist eine gute Freundin, die Tierärztin mit eigener Praxis ist. Ab 22. November bekommt sie deutlich mehr Geld für jeden Handgriff: Die Gebührenordnung für Tierärzte, nach der sie abrechnet, wurde erstmals seit 20 Jahren gründlich überarbeitet, die Gebühren erstmals seit fünf Jahren wieder erhöht. Das wird vielen Praxen das Überleben sichern – so weit die gute Seite.

Mehr zum Thema Haustiere

Die schlechte Seite: Meine Freundin fürchtet, dass viele Herrchen und Frauchen sich künftig dreimal überlegen, ob sie mit ihrem kranken Vierbeiner in die Praxis kommen. Oder dass es häufiger passiert, dass die Besitzer vor ihr stehen und offensichtlich nicht wissen, woher sie das Geld für die Behandlung ihres Lieblings nehmen sollen.

Deshalb sagt sie, dass sie sich inzwischen anhöre wie eine ausgeleierte Schallplatte, weil sie allen Hunde- und Katzenbesitzern eine Krankenversicherung empfiehlt – oder wenigstens ein Sparbuch, auf das sie jeden Monat Geld einzahlen, um für einen Unfall, eine Verletzung oder eine schwere Krankheit des Tieres gerüstet zu sein.

Kosten können schnell in die Tausende gehen

Wenn etwas passiert, gehen die Kosten schnell in die Tausende: Die Operation eines Kreuzbandrisses beim Hund schlug bisher schon mit rund 2.500 Euro zu Buche, eine Bandscheiben-OP mit 3.500 Euro. Gute Operationskosten-Versicherungen übernehmen solche Kosten vollständig, wie "Finanztest" herausgefunden hat – und kosten für einen drei Jahre alten großen Mischlingshund zwischen 20 und 50 Euro im Monat.

Doch während wir unsere Kinder niemals ohne Krankenversicherung auf die Straße lassen würden und für unsere Autos stundenlang Tarifvergleiche wälzen, ist eine Krankenversicherung für Hund oder Katze immer noch ein bisschen exotisch. Aber das ändert sich gerade – kein Wunder: Den meisten Hunde- und Katzenbesitzern ist ihr tierischer Mitbewohner mit das Liebste auf der Welt, gleich hinter den eigenen Kindern, oder sogar noch davor – ich denke an meine alte Nachbarin, deren Sohn sich höchstens einmal im Jahr meldet und die ihrem (sehr süßen) Pudelmischling ihre ganze Aufmerksamkeit und Liebe schenkt.

Wer sich einmal entschlossen hat, sein Tier zu versichern, merkt aber schnell: Der Markt ist unübersichtlich und die Bedingungen unterscheiden sich sehr stark, so dass es schwierig ist, die Angebote zu vergleichen. Doch keine Bange: Es gibt sowohl für Hunde als auch für Katzen leistungsstarke Angebote, die nicht teuer sind. Ein wichtiger Tipp übrigens, der für alle Tiere gilt: Früh versichern lohnt sich. Meist sind Tarife für junge Tiere deutlich günstiger als für ältere. Und sie steigen mit dem Alter nicht so stark an, wie es bei Versicherungen für Tiere ab der Lebensmitte der Fall ist.

Um die vielen Angebote vergleichbar zu machen, hat "Finanztest" Gruppen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus gebildet. Ein hohes oder sehr hohes Leistungsniveau bedeutet, dass Kundinnen und Kunden keine bösen Überraschungen drohen. Konkret: Die Selbstbeteiligung ist niedrig oder null, sie steigt nicht mit dem Alter des Tieres an und es sind nur sehr wenige oder gar keine Krankheiten standardmäßig ausgeschlossen.

Gute Versicherungen müssen nicht teuer sein

Solche leistungsstarken Versicherungen müssen nicht einmal besonders teuer sein. Bei Operationskostenversicherungen für Katzen beispielsweise gibt es 16 Tarife mit einem sehr hohen Leistungsniveau und weitere 19 mit einem hohen Niveau. Die Preise für eine sechs Monate alte Katze beginnen bei 64 Euro pro Jahr für ein hohes Leistungsniveau. Nur einen Euro mehr, nämlich 65 Euro, kostet der günstigste Anbieter mit sehr hohem Leistungsniveau.

Kräftige Erhöhungen: So teuer wird ein Tierarztbesuch ab dem 22. November

Am 22. November tritt die Änderung der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte in Kraft – mit teilweise kräftigen Erhöhungen. © ProSiebenSat.1

Gerade bei Katzen lohnt es sich aber auch, genau abzuwägen: Katzen, die Freigänger sind, verletzen sich häufiger als Wohnungskatzen, für die häufig ein Sparkonto reicht statt einer Versicherung. Und wenn es darum geht, große, unvorhersehbare Operationen abzusichern, reicht eine Operationskostenversicherung statt der (teureren) Vollversicherung.

Fest steht: Meine Freundin, die Tierärztin, freut sich über alle Besucher, die beim Anblick der Rechnung nicht blass um die Nase werden. Und ich freue mich für alle Tierärzte, die ab Ende November endlich die fällige Gebührenerhöhung bekommen. Tierärzte sind nämlich eine unterschätzte Spezies: Sie sind nicht nur gut ausgebildete Ärzte, sondern sie haben auch gelernt, Krankheiten zu erkennen, ohne dass ihre Patienten ihnen sagen könnten, was los ist. Meine Freundin jedenfalls war immer hilfreich zur Stelle, als unsere Kinder klein waren, um abzuschätzen, ob der schmerzende Arm des Zweijährigen ein Fall für den Eisbeutel ist oder für die Notaufnahme. Oder um mich zu beruhigen, nachdem die Einjährige beherzt in ein Stück harten, trockenen Hundekot gebissen hat. Denn zum Glück sind die allermeisten Hunde in Deutschland entwurmt, und es wäre schön, wenn das so bleibt.

Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.