Unsere Stubentiger unterscheiden sich nicht nur in der Größe, sondern auch in der Farbe der Nasen, Ohren und Lippen. Einige Samtpfoten haben sogar schwarze Lippen. Ein Blick in die Vergangenheit erklärt, warum das so ist.

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Samtpfoten sind faszinierenden Tiere. Nicht umsonst ist Miezi mit circa 15,2 Millionen Exemplaren der Deutschen liebster tierische Mitbewohner. Wir lieben sie nicht nur wegen ihrer Schönheit, Eleganz und Eskapaden, sondern bewundern auch ihre Unabhängigkeit, ihre Intelligenz und auch ihr süßes Dickköpfchen. Biologisch gesehen hat wohl kaum eines unserer liebsten Haustiere noch so viel Wildes in sich wie unsere Samtpfoten. Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass sich im Zuge der gerade mal 150 Jahren währenden Domestizierung nur 13 Gene der Hauskatze gegenüber ihren wilden Artgenossen verändert haben. Ganz im Gegensatz zum Hund, der schon viel länger unser vierbeinige Begleiter ist.

Die selektive Züchtung hat bisher 71 Katzenrassen hervorgebracht, die von der "International Cat Association" (TICA) akzeptiert sind. Mittlerweile gibt es die Samtpfoten in einem breiten Spektrum an Größen, Farbe und Mustern, von der riesigen Maine Coon über die königliche Perser bis hin zur Singapura, die als kleinste Katzenrasse der Welt gilt und normalerweise nicht mehr als 3 Kilogramm wiegt. Neben diesen offensichtlichen Unterschieden gibt es aber Variationen in der Farbe der Nasen, Ohren und Lippen. Einige Samtpfoten haben sogar rein schwarze Lippen, wie zum Beispiel die meisten Pixie Bobs. Ein Blick in die Vergangenheit erklärt, warum.

Schwarze Lippen sind ein Überbleibsel aus der Vergangenheit

Samtpfoten mit schwarzen Lippen können ihren Ursprung 130.000 Jahre bis zu einem gemeinsamen Vorfahren mit der afrikanischen Wildkatze zurückverfolgen. Als dieser gemeinsame Vorfahre durch die Steppe und das Grasland streifte, haben schwarze Lippen offenbar einen Wettbewerbsvorteil verschafft und den Kampf ums Überleben verbessert.

Ausschlaggebend für die Tarnung ist das Pigment Melanin. Melanismus beschreibt daher den Zustand einer hohen Konzentration des Pigments Melanin, das für die dunkle Färbung von Schuppen, Fell und Haaren im Tierreich verantwortlich ist. Das gilt auch für die Lippen einer Katze. Melanismus zeigt sich in vielen Farbvarianten, denkt man zum Beispiel an den gefleckten Leoparden, den gestreiften Tiger oder an die Färbung bei der afrikanischen Wildkatze.

Auch große Katzen haben schwarze Lippen.
Auch große Katzen haben schwarze Lippen. © Foto: unsplash.com/Getty Images (Symbolfoto)

Katzen sind Fleischfresser und müssen seit jeher zum Überleben auf Nahrungssuche gehen. Noch heute pirschen sich die wilden Artgenossen an ihre Beute heran und verlassen sich dabei auch auf ihre Tarnung. Die meisten dieser Jäger sind entweder dämmerungs- oder nachtaktiv, daher ist Tarnung essenziell wichtig für den Ausgang der Jagd.

Schwarze Lippen bringen Vorteil bei der Jagd

Jäger mit hellen Schleimhäuten fallen auf. Je ausgeprägter das Pigment Melanin daher ist, desto schwerer sichtbar sind sie für ihre Beute. Es braucht nicht viel, um Beutetiere in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen, wenn sie auf einmal etwas Weißes im Gras aufblitzen sehen. Daher sind die Lippen und Schleimhäute aller Raubtiere, die zur Familie der Katzen (Felidae) gehören, schwarz.

Welche Fellfarben gibt es bei Katzen überhaupt?

Die Fellfarbe wird durch die Gene bestimmt. Entscheidend dafür sind die Menge, Form, Größe sowie die Art der Melanin-Pigmente. Obwohl es bei den Samtpfoten zahlreiche Fellfarben gibt, kommen nur zwei Melanin-Grundtypen vor: Eumelanin ist ein schwarz-braunes Pigment und erzeugt eine schwarze Fellfarbe. Phäomelanin ist ein gelb-rotes Pigment und erzeugt eine rote Fellfarbe. Im Hinblick auf die Genetik können die Mini-Tiger also nur zwei Fellfarben haben: schwarz oder rot.

Alle anderen Farbmuster entstehen durch das vollständige oder teilweise Fehlen von Pigmenten. Durch deren Kombination oder Veränderung. Oder durch die Mitwirkung weiterer Gene. Während Wildkatzen beide Farbstoffe in sich tragen, verfügen Hauskatzen oftmals nur noch über eine Melanin-Sorte.

Unserer Stubentiger werden heutzutage aus den vier Grundtönen schwarz – rot – braun – weiß in vielen hübschen Farb-Variationen gezüchtet. Hierbei spielen vor allem die Fellfarbe sowie die Fellzeichnung eine wichtige Rolle. Bei einigen Rassen sind nur bestimmte Farben erlaubt: So sind die Bombay-Katzen immer schwarz, während die Khao Manee immer weiß ist. Andere Rassen, wie zum Beispiel die Europäische Kurzhaar kommen in vielen verschiedenen Farb-Kombinationen daher. Die Bezeichnung der Fellfarben ist nicht einheitlich geregelt. Manche Züchter lassen sich daher besonders kreative Namen einfallen, um die Farben ihrer Kitten zu beschreiben.

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Ginge es nach der Natur, gäbe es keine rein schwarzen Hauskatzen mehr, da sie seit der Domestizierung keinem Überlebensdruck mehr ausgesetzt sind. Es ist mal wieder der Mensch, der unsere tierischen Mitbewohner nach seinem Geschmack formt. Zusammen mit der Augenfarbe ergibt sich zwar ein individuelles Äußeres, das jede Samtpfote einzigartig macht. Doch es gibt Zuchtvorlieben und Trends wie die Faltohren der Scottish Fold, die der Gesundheit der Tiere schaden.  © Deine Tierwelt

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