Leipzig - Der erste Tag mit einem neuen Hund sollte so normal wie möglich gestaltet werden - auch dann, wenn der Vierbeiner aus dem Tierschutz stammt und vielleicht eine stressige Reise hinter sich hat. "Viele verstehen unter dem Motto 'erst mal ankommen lassen‘, dass er gar nichts kennenlernen soll und völlige Abgeschiedenheit braucht. Das wäre aber falsch", sagt die Verhaltensbiologin und Hundetrainerin Marie Nitzschner.

Mehr zum Thema Haustiere

Ruhe oder Trubel: Auf die Balance kommt es an

Wenn es zu Hause üblicherweise etwas trubelig zugeht, sollte man nicht extra für Ruhe sorgen. "Schließlich ist dies nun der Alltag, in dem der Hund auch künftig klarkommen muss", so die Autorin ("Die Persönlichkeit des Hundes"). Was aber nicht heißt, dass man gleich am ersten Tag mit ihm auf ein Volksfest gehen oder Straßenbahn fahren sollte. "Eine gute Balance ist wichtig. Und nach und nach und je nachdem, wie er zurechtkommt, kann man dann die anderen Dinge einschleichen."

Dazu gehört auch, dass nicht gleich am ersten Tag die komplette Verwandtschaft und Nachbarschaft zum Kennenlernen eingeladen wird. Kleine Kinder müssten zu Beginn nicht zwangsläufig erst mal zu Oma und Opa geschickt werden. Aber: "In der ersten Nacht oder am ersten Tag kann das helfen, damit man selbst entspannt", sagt die Expertin.

Regeln und Rückzugsort wichtig

Ansonsten gilt: Sich vorher klarmachen, welche Regeln zu Hause für den Hund gelten sollen und diese dann vom ersten Tag an einhalten. Wenn ich nicht möchte, dass er in die Küche kommt, aufs Sofa springt oder im Bett liegt - dann sind diese Orte schon ab der Ankunft tabu.

Klar ist aber auch: Berufstätige Hundebesitzer sollten den Hund nicht am nächsten Tag schon mehrere Stunden allein lassen. Besser ist es, ein paar Tage Urlaub zu nehmen und ihn dann langsam daran gewöhnen. "Also nicht zwei Wochen 24 Stunden mit ihm zusammen sein, sondern immer wieder Situationen einbauen, wo er auf seine Decke soll oder eine Tür geschlossen ist. So lernt er von Anfang an, dass jemand weggeht und wiederkommt."

Apropos Decke: Jeder Hund braucht einen Rückzugsort, wo er allein sein kann und ihn niemand streichelt. Das kann eine Höhle sein, sein Körbchen oder auch eine Hundebox. Und auch wenn Liebe bekanntlich durch den Magen geht, tut man dem Hund keinen Gefallen, wenn man ihn von Anfang an mit besonderen Leckerchen überschüttet. "Weil gerade die Zeit am Anfang per se stressig ist und sich oft auf den Magen-Darm-Bereich auswirkt, sollte man eher das Futter nehmen, das er kennt und gut verträgt, bevor man etwas Neues einschleicht", rät Nitzschner.  © Deutsche Presse-Agentur

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.