Während wir im Winter bibbernd die nächste Jacke überziehen, lieben Pferde diese Jahreszeit. Selbst bei Minusgraden fühlen sie sich pferdewohl. Da fragen wir uns oft: Können Pferde eigentlich frieren? Und warum spinnen Pferde im Winter? pferde.de hat nachgeforscht – und beantwortet acht weitere eiskalte Fragen…
Es liegt uns in den Genen: Schon unsere Vorfahren haben sich als Höhlenbewohner bei Kälte in die eigenen vier Steinwände zurückgezogen. Da ist es schließlich warm und gemütlich. Und unsere Pferde? Die stehen auch bei Schnee und Eis draußen. Da friert so manchem Pferdefreund das Herz – und schleppt gleich noch eine extra dicke Decke in den Stall.
Doch brauchen unsere Partner auf vier Hufen überhaupt so viel Wärme im Winter? Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Pferde im Winter.
1. Frieren Pferde im Winter?
Ja, auch Pferde können frieren. Aber bevor Du jetzt "Ich hab’s doch schon immer gewusst!" rufst und Deinem Liebling die nächste Winterdecke überwirfst – Stopp! Denn Pferde haben eine andere Bibber-Schwelle als wir Menschen. Das liegt an ihrer Vergangenheit: Als Steppentiere sind sie Temperaturschwankungen gewöhnt. Und haben eine andere Wohlfühltemperatur als wir Menschen. Bei Pferden liegt diese zwischen fünf und 15 Grad. Heißt: Wenn wir schon Menschen frieren, fühlen sich Pferde noch tierisch wohl.
Doch das heißt nicht, dass Du bei Kälte auch immer Dein normales Trainingsprogramm durchziehen kannst. Denn es kann Tage geben, an denen es für ein intensives Training zu kalt ist. In freier Wildbahn kommen Pferde zwar mit den Minus-Temperaturen gut klar. Aber dann verbringen sie den Großteil ihrer Zeit mit entspanntem Schritt laufen. Die Lungen werden deshalb nicht so sehr strapaziert wie bei einem Reitpferd, dass sehr viel trabt und galoppiert.
2. Können Offenstallpferde ohne Decke "überwintern"?
Die sogenannte thermoneutrale Zone liegt bei Offenstall-Pferden zwischen minus 15 und plus 25 Grad. Wenn sie es gewohnt sind und nicht geschoren sind, können sie den Winter gut ohne Decke überstehen. Denn die kann Probleme mit sich bringen.
Der Grund: Werden Pferde eingedeckt, kommt ihre Thermoregulierung aus dem Takt. Und an richtig kalten Tagen schützt die Decke auch nur den Pferdekörper, nicht aber die Beine oder den Hals. Kommt es zu einer Unterkühlung am Hals oder an den Beinen, versucht das Pferd seine Körpertemperatur hochzufahren. Das funktioniert nicht nur dort, wo es dem Pferd kalt ist – sondern am ganzen Körper. Die Folge: Unter der Decke kommt es zu einer Überhitzung.
Aber: Jede Regel hat ihre Ausnahmen. Und das gilt auch beim Thema Pferde im Winter und Decken. Heißt: Einige Pferde können eine Decke gegen Kälte gut gebrauchen. Dazu gehören:
- Pferde, die an leichten Erkrankungen leiden und keine Boxenruhe benötigen
- Pferde-Senioren
- Jungtiere, deren Fell noch nicht ausreichend Schutz bietet
3. Was machen Pferde, wenn es zu kalt wird?
Sinkt die Temperatur unter die Grenze von minus 15 Grad, schalten Pferde ihre "innere Heizung" an. Das bedeutet: Ihr Stoffwechsel arbeitet stärker, damit sie ihre Körpertemperatur halten können. Damit das funktioniert, muss an so kalten Tagen zugefüttert werden. Fachtierärzte gehen davon aus, dass der Energiebedarf von Pferden bei Temperaturen unter null Grad Celsius schon deutlich ansteigt.
Schätzungen zufolge liegt der Energiebedarf von Pferden während der Wintermonate um bis zu 25 Prozent höher als in der übrigen Zeit des Jahres. Vor allem Raufasern sind dann wichtig. Die langen Fasern des Futters führen nämlich dazu, dass bei der Verdauung viel Wärme produziert wird. Wichtig dabei: Je nach Tagestemperatur sollte die Futtermenge variieren, damit durch die Verdauung die Körpertemperatur reguliert werden kann.
4. Können Pferde im Winter auf die Weide?
Natürlich! Du solltest dann nur die Futterrationen im Auge behalten. Denn: Im Winter sind die Weiden oft abgegrast. Dadurch steigt das Risiko, dass Pferde beim Grasen auch Erde aufnehmen – und das kann zu einer Kolik führen. In solchen Fällen kannst Du zusätzlich Heu auf der Weide verteilen. Tipp: Heunetze an verschiedenen Stellen fördern die Bewegung und Beschäftigung des Pferdes. Und auch Aktivitätsbälle – gefüllt mit Leckereien – sind eine gute Idee.
5. Soll ich den Winter-Dreck kräftig rausputzen?
Bloß nicht. Im Winter gilt: Lieber sanft putzen. Denn wenn Du zu heftig schrubbst, kannst Du die Talgschicht auf dem Fell beschädigen – und die hat eine ganz wichtige Schutzfunktion. Sie ist nämlich wasserabweisend, so bleibt die Haut trocken.
6. Warum spinnen Pferde im Winter?
Kaum wird es kalt, verwandelt sich so manche sanfte Pferdeseele in einen feurigen Heißsporn. Die Erklärung ist simpel: Grundsätzlich haben Pferde in der Kälte einen erhöhten Bewegungsbedarf. Ob ein Pferd in der kalten Jahreszeit "wild" wird, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel Alter, Gesundheitszustand, Haltung, Fütterung und Training sowie der individuelle Bewegungsbedarf.
7. Kann ich mein Pferd an der Longe austoben lassen?
Tatsächlich gibt es Reiter, die im Winter vor dem Training erst einmal zur Longe greifen. So soll der Partner auf vier Hufe sich erst einmal austoben und überschüssige Energie loswerden. Das ist aber aus zwei Gründen eine schlechte Idee. Das wilde Galoppieren und Buckeln kann Gelenke und Sehnen schädigen. Dazu lernt das Pferd: Es ist okay, wenn ich herum rase und nicht auf Dich achte. Und wird es dann auch mal probieren, wenn der Reiter im Sattel sitzt…
8. Brauchen Pferde im Winter Stollen?
Wenn Du in einer Gegend mit viel Schnee wohnst, sind Stollen oder Winter-Hufschuhe ideal. Dabei sind mit den Stollen auch Risiken verbunden. So steigt zum Beispiel die Verletzungsgefahr. Beim Aufstehen kann sich das Pferd selbst treten oder andere Pferde beim Ausschlagen verletzen.
Pferde, die barhuf laufen, rutschen übrigens oft weniger. Für mehr Halt kannst Du einfach Vogelsand mit Polyurethanhufkleber auf die Hufe Deines Pferdes auftragen.
Und: Vorsicht vor Eis! Dann ist auch mit Stollen und Co. die Rutsch- und Sturzgefahr sehr groß!
9. Mögen Pferde im Winter eine warme Mahlzeit?
Okay, Pferde kommen auch gut ohne warmes Futter durch die kalte Jahreszeit. Aber wenn Du Deinem Partner auf vier Hufen etwas Warmes gönnen möchtest, kannst Du zu Mash greifen. Der Vorteil: Mash kann bei Verdauungsproblemen helfen und das Immunsystem unterstützen. Denn der Hauptbestandteil sind immer Leinsamen. Sie enthalten Schleimstoffe, die die Darmflora des Pferdes unterstützen. Und sorgen zum Beispiel dafür, dass die Darmwand vor mechanischen Reizen geschützt und so intakt gehalten wird.
10. Gibt es jetzt auch Kräuter für Pferde?
Im Sommer futtern Pferde meist auf der Weide neben Gras auch Kräuter wie Löwenzahn, Spitzwegerich oder Schafgarbe. Im Winter fehlt dieser Futter-Zusatz. Deshalb kannst Du Kräuter zufüttern. Schafgarbe unterstützt den Magen-Darmtrakt und stärkt die Widerstandskraft des gesamten Pferdeorganismus. Löwenzahn eignet sich bei Blasenentzündungen, zur allgemeinen Entschlackung und Leber- und Nierenreinigung. Spitzwegerich enthält viele Schleimstoffe und Mineralsalze. Dadurch wirkt das Kraut schleimlösend und beruhigt die Atemwege. Dazu kann Spitzwegerich appetitlose Pferde zum Fressen animieren. © Pferde.de
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