Ein kräftiger Ruck an der Leine, um dem Vierbeiner zu zeigen, dass er sich falsch verhält – das gilt noch immer als gängige Erziehungsmethode. Dabei ist längst erwiesen, dass das ruckartige Reißen am Halsband körperliche und psychische Schäden bei Deinem Vierbeiner verursachen kann.

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91 Prozent aller Hunde, die Probleme mit der Halswirbelsäule haben, wurden durch die Erziehung mit der sogenannten Leinenruck-Methode geschädigt, erklärt Hundetrainer Martin Rütter.

Denn: Neben der Belastung der Wirbelsäule oder verschiedener Nerven können durch den Leinenruck außerdem Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Bandscheibenvorfälle, Atemwegs- und Augenprobleme und Schwindelgefühle auftreten. Ganz zu schweigen von den psychischen Folgen – denn Dein Vierbeiner kann den Sinn dieser Erziehungsmethode meist überhaupt nicht deuten.

Um den Leinenruck als Korrektur zu verstehen, müsste Dein Hund einmal wissen, was er falsch gemacht hat. Das ist kaum möglich, denn für viele Hundehalter verselbstständigt sich das Zerren an der Leine bei jeder Gelegenheit. Das bedeutet für Deinen Hund Dauerstress. Gleichzeitig ist es ihm unmöglich, die "Erziehungsmethode" in einen Kontext zu setzen. Die Folge: Er wird gehemmt und übervorsichtig, was viele Halter als Erfolg fehlinterpretieren.

Leinenruck bedeutet Dauerstress

Wird der Leinenruck ausgeführt, wenn sich Dein Vierbeiner anderen Hunden oder Kindern nähert, kann das außerdem dazu führen, dass er deren Anwesenheit mit Schmerz verbindet. Die Konsequenz: Aggressives oder ängstliches Verhalten, sobald sich Artgenossen oder Kinder nur nähern.

Diese Fehlprägung ist nur eine von vielen möglichen negativen Folgen des Leinenrucks. Seine Anwendung kann in Deutschland gemäß Tierschutzgesetz sogar als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Treten bei einem Tier Verletzungen mit anhaltenden starken Schmerzen auf, kommt eine strafrechtliche Verfolgung in Betracht.

Ein Hund zieht an der Leine.
Ein Hund zieht an der Leine. © Foto: pixabay.com/StockSnap (Symbolfoto)

Veraltete Trainingsmethoden in Hundeschulen

Dass die umstrittene Methode noch so weit verbreitet ist, liegt auch an einigen Hundeschulen, die veraltete und für das Tier quälende Erziehungsmaßnahmen vermitteln, wie "Infranken" berichtet. Nicht selten treffe man sogar auf Trainer, die den schmerzhaften und gesundheitsschädlichen Leinenruck verharmlosend als "Leinenimpuls" oder "Korrektur" bezeichnen.

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Aber was sollten Hundehalter stattdessen machen, um ihrem Vierbeiner unerwünschte Verhaltensmuster abzutrainieren? Gezieltes und modernes Training erfordert Zuwendung, Geduld und Kommunikation. Zudem solltest Du mit Belohnung statt mit Bestrafung arbeiten, um Aggressionsprobleme zu vermeiden. Oft empfiehlt sich auch, ein Brustgeschirr anzuschaffen, das bei ruckartigen Bewegungen schonender ist als ein Halsband. Am wichtigsten ist, dass Du Dich vor Beginn des Hundetrainings informierst, damit Du erkennst, wenn ein Training in die falsche Richtung läuft.  © Deine Tierwelt

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