Viele Pferde haben Angst vor Wasser. pferde.de sagt, woran das liegen kann – und wie Du aus Deinem Partner auf vier Hufen ein Seepferdchen machen kannst.

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Wasser? Da verstand meine Stute keinen Spaß. Zumindest, wenn es in Form von Regen oder Pfützen den Boden bedeckte. Und das zeigte sie mir immer wieder. Wie zum Beispiel, als wir zwischen zwei Regenschauern eine kleine Runde um den Stall drehten. Doch dann fielen die ersten Tropfen und meine Stute fing an zu piaffieren. Was nichts mit Eleganz zu tun hatte: Unter mir tanzten 600 Kilo pure Empörung.

Trafen wir bei einem Ausritt auf eine Pfütze, entschied meine Stute: Das ist ein Wassergraben. Und da sie springen liebt, wurde auch die kleinste Wasserlache übersprungen. Das fand ich eigentlich ganz witzig. Eben eine süße Macke von ihr, dachte ich. Bis wir bei einem Ausritt zu einem Bach kamen. Die anderen Pferde gingen entspannt durch, meine Stute schnorchelte, prustete, tänzelte – Hauptsache kein Huf wurde vom Wasser berührt. Am Ende siegte der Herdentrieb: Mit einem riesigen Satz schaffte sie es tatsächlich, trockenen Hufs auf der anderen Seite zu landen.

In jeder Pfütze lauert ein Monster

Danach war mir klar – wir haben ein ernsthaftes Wasser-Problem. Doch woher kam das? Ganz einfach: Es liegt in den Genen. Denn die Angst vor Wasser ist Pferden angeboren. Der Grund ist simpel: Sie können nicht sehen, wie tief das Wasser ist und ob der Boden sicher oder rutschig ist. Und dann kommt der Instinkt durch: Ist eine Situation nicht einzuschätzen, könnte sie gefährlich sein. Und damit ist klar – Wasser wird gemieden!

Das Gute: Wir können Pferde an Wasser gewöhnen. Bei meiner Stute war es sogar ganz leicht. Ihr bester Kumpel, mit dem sie jeden Tag über die Weide tobte, liebte Wasser. Und so ging es für ihn nach jedem Ausritt noch kurz in den kleinen Tümpel am Stall, wo er ausgiebig plantschte. Normalerweise ritt ich dann schon Richtung Stall, doch nun kam ich mit. Meine Stute guckte ihrem Kumpel kurz zu und entschied dann – das kann ich auch. Am Ende waren beide Pferde plus Reiterinnen patsche-nass und das Wasserthema hatte sich erstaunlicherweise erledigt. Seitdem vertraut sie mir, wenn es ins Wasser geht.

Wichtig ist: Zuerst mit Trockenübungen trainieren.
Wichtig ist: Zuerst mit Trockenübungen trainieren. © Foto: unsplash.com/Federico Enni (Symbolfoto)

Wasser trainieren – zuerst mit Trockenübungen

Doch nicht jedes Pferd lässt sich so leicht überzeugen. Da hilft dann nur eins: Vertrauensarbeit. Dein Pferd vermutet in jeder Pfütze ein Monster? Dann kannst Du mit einer Trockenübung beginnen. Dafür brauchst Du eine stabile Plastikplane. Zum Start kannst Du sie aufrollen, sodass sie für Dein Pferd wie eine Bodenstange aussieht. Dann läufst Du mit Deinem Pferd an der Hand über diese "Stange".

Bleibt Dein Pferd ruhig und entspannt, kannst Du die Plane Stück für Stück ausrollen. Bekommt Dein Pferd dann Angst, heißt es: Ruhe bewahren. Gib Deinem Pferd die Chance, das "Monster" langsam kennenzulernen. Das heißt, Du gehst mit Deinem Pferd ruhig auf die Plane zu. Bleibt es stehen oder geht einen Schritt zurück, lass es zu. Warte, bis Dein Pferd ruhig steht und sich wieder entspannt. Erst dann gehst Du wieder einen Schritt auf die Plane zu. Kommt es diesen Schritt mit, bleib stehen, lob‘ es und mach wieder eine kurze Pause. Es kann dauern, aber Schritt für Schritt kommt ihr so an die Plane – und schließlich auch drauf.

Fremdes Wasser kann weiter gefährlich sein…

Macht Dein Pferd diese Übung entspannt mit, kommt Runde zwei: Das Wasser. Das heißt, Du gießt Wasser auf die Plane oder nutzt nach dem nächsten ordentlichen Regenguss einfach die Pfützen. Nimm Dein Pferd und geh mit ihm durchs Wasser. Wichtig dabei ist, dass Du auch durch die Pfützen gehen musst. Denn wenn Du einen Bogen darum machst, bestärkst Du Dein Pferd in seinem Monster-Glauben.

Und Vorsicht: Wenn Dein Pferd zuhause durch Bäche mit Dir läuft, kann das Wasser-Problem trotzdem wieder auftauchen. Der Grund: Wurde ein Bach oder See einmal für ungefährlich empfunden, dann geht Dein Pferd da immer wieder rein. Eine fremde Pfütze kann dagegen für Dein Pferd wieder eine Herausforderung sein.

Wenn der Wasserschlauch Probleme macht

Doch nicht nur Pfützen oder Seen können ein Problem sein. Auch der Wasserschlauch macht vielen Pferden Angst. Denn sie bewegen sich und sind damit potenziell gefährlich. Wenn Dein Pferd sich also nicht abspritzen lässt, solltest Du zuerst herausfinden, was genau das Problem ist. Ist es der Wasserschlauch, solltest Du noch erkunden, ab welcher Nähe er von Deinem Pferd als Bedrohung wahrgenommen wird.

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Hast Du diesen Punkt gefunden, kannst Du mit dem Training beginnen. Zuerst kannst Du Dein Pferd in sicherer Entfernung zum Schlauch hinstellen. So kann es den Schlauch sehen, bleibt aber ruhig und entspannt. Klappt das, lob es – so weiß es, dass es richtig reagiert. Wenn Dein Pferd ganz entspannt ist, führst Du es weg. Für Dein Pferd ist das eine sogenannte funktionelle Belohnung. Auf diese Art kommst Du dem Wasserschlauch immer näher.

Wichtig: mit positiver Verstärkung arbeiten.
Wichtig: mit positiver Verstärkung arbeiten. © Foto: unsplash.com/Helena Yankovska (Symbolfoto)

Mit positiver Verstärkung arbeiten

Und die funktionelle Belohnung kannst Du auch nutzen, wenn sich Dein Pferd beim Abspritzen an bestimmten Körperstellen unwohl fühlt. Es zieht zum Beispiel ein Bein weg, wenn das Wasser dort hinkommt? Dann lass den Wasserstrahl am Bein, bis es abgestellt wird. Dann sofort den Wasserstrahl wegnehmen. Bleibt der Huf beim nächsten Mal direkt am Boden, belohnst Du Dein Pferd direkt. Durch die positive Verstärkung wird es auf Dauer ganz entspannt aufs Abspritzen reagieren.  © Pferde.de

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