Herzrasen, schweißbedeckter Körper, hoher Puls, Schockstarre, Panik: Die Angst vor Hunden ist weit verbreitet. Doch was hilft dagegen?

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Seit Jahrtausenden begleiten uns Hunde als unsere treusten, vierbeinigen Freunde. Vor einer Fellnase Angst zu haben ist daher etwas, das nicht nur Hundebesitzer schwerlich nachvollziehen können. Doch die Angst vor Hunden, auch "Kynophobie" (altgriechisch: kyon = Hund und phobos = Angst/Furcht) oder "Canophobie" (lateinisch: canis = Hund) genannt, ist weit verbreitet.

Laut Psychologen gehört die Angststörung vor Hunden, die "über ein normales Maß hinausgeht", zu den "Top Zehn der Ängste" der Menschen. Anders als bei der "Zoophobie", handelt es sich hierbei nicht um eine generelle Angst vor Tieren. Die "Canophobie" ist auf die Fellnase begrenzt. Sowohl Kinder als auch Erwachsene können davon betroffen sein. Je nach Ausmaß der Phobie, kann das Alltagsleben so stark beeinträchtigt sein, dass der betroffene Zweibeiner sein Haus nicht mehr verlassen kann.

Stress für den gesamten Körper

"Der tut nichts, der will nur spielen" — dieser weit verbreitete Satz hilft Menschen, die unter einer solchen Phobie leiden, nicht weiter. Sie bekommen Panik, wenn sich eine Fellnase schnell nähert, hochspringt, bellt oder sie zum Spielen auffordert. Bei Betroffenen erhöht sich dann der Herzschlag, der Puls steigt, Atemnot droht, die Pupillen weiten sich und werden starr. Die Muskeln sind angespannt. Schweiß bricht aus, die Haut ist aufgrund der schlechten Durchblutung blass und fahl. Der gesamte Körper steht unter Stress.

Einige Menschen bleiben erstarrt stehen, andere ergreifen die Flucht. Bei schweren Formen der Hundephobie treten diese Symptome nicht nur bei realen Begegnungen mit einer Fellnase auf. Selbst das Betrachten von Hundebildern kann Panik auslösen.

Woher kommt die Angst vor der Fellnase?

Die Angst vor Raubtieren ist uns angeboren. Es gehört zu den Urinstinkten des Menschen, bei gefährlich wirkenden Tieren oft unbewusst mit Angst oder Flucht zu reagieren. Je größer das Raubtier, desto stärker die Angst. Jeder Zweibeiner hat einen gewissen Respekt vor Hunden bzw. ursprünglich vor Wölfen. Daher verursachen vor allem große oder schwarze Hunde bei vielen Menschen ein ungutes Gefühl.

Diese Urängste haben allerdings nichts mit der Hundephobie zu tun. Auslöser dafür können oftmals traumatische Ereignisse in der Kindheit mit einer Fellnase sein. Ein Kind streichelt zum Beispiel den Nachbarshund, daraufhin beißt der verspielte Vierbeiner unerwartet leicht zu. Der kleine Zweibeiner bekommt sprichwörtlich "den Schreck seines Lebens".

Wurde die Angst erlernt?

Ist die Hundephobie womöglich bereits innerhalb der eigenen Familie verbreitet? Falls Eltern oder Geschwister in früheren Situationen mit Hunden Angst oder bestimmte Verhaltensweisen gezeigt haben, ist es möglich, dass Kinder diese Angst erlernen und im späteren Leben bei ähnlichen Situationen kopieren.

Auch aggressiv wirkende, sogenannte "Kampfhunde", schüren die Angst, plötzlich Opfer eines Hundeangriffs zu werden. In den Medien ist diese Panik durch ausführliche Berichte weit verbreitet. Verschwiegen wird dabei meistens, dass diese Tierrassen oftmals erst durch falsche Erziehung oder Misshandlungen durch ihre Besitzer aggressiv und bösartig geworden sind. Von Natur aus gibt es keinen "Kampfhund".

Man kann die Angst vor Hunden überwinden.
Man kann die Angst vor Hunden überwinden. © Foto: unsplash.com/Richard Brutyo (Symbolfoto)

Die Angst vor Hunden überwinden

Je nach Ausmaß der Phobie kann die Lebensqualität stark beeinträchtigt sein. Aber betroffene Zweibeiner können mit professioneller, therapeutischer Hilfe etwas dagegen unternehmen und so lernen, wieder ein entspanntes Verhältnis zu den vierbeinigen Fellnasen zu bekommen.

Wichtig dabei sind Zeit, Geduld und realistische Therapieziele. Wenn sich die Hundephobie über Jahre hinweg aufgebaut hat oder die Ursache in traumatischen Kindheitserlebnissen liegt, lässt sie sich nicht von heute auf morgen überwinden.

Ein auf Hundephobie spezialisierter Therapeut gliedert im Normalfall die Therapie in drei Teile. Im ersten Teil geht es darum, alles über die Vierbeiner zu erfahren. Wie verhalten sich Hunde und wie kann man ihr Verhalten einschätzen? Was bedeutet es, wenn sie bellen? Was heißt es, wenn sie knurren? Aber auch die eigenen Ängste sind Inhalt des ersten Therapieteils: Wie funktioniert Angst? Warum habe ich Bedenken? Was kann ich dagegen tun? Denn je mehr man über Dinge weiß, desto weniger Angst hat man.

Schritt für Schritt zu mehr Selbstsicherheit

Der zweite Therapieteil beschäftigt sich damit, die körperlichen Symptome der Phobie unter Kontrolle zu bringen. Hierbei erlernt der Patient Entspannungs- und spezielle Atemtechniken, die einer Panikattacke vorbeugen können.

Der dritte Teil ist schließlich die Konfrontation mit der Fellnase. Dabei geht es darum, sich an Hunde zu gewöhnen. Außerdem gilt es zu lernen, dass die Tiere eigentlich nichts Böses wollen und dass man die Situation meistern kann. Denn fast alle unserer vierbeinigen Freunde sind harmlos, wenn man weiß, wie man sich verhalten soll. Hierbei helfen regelmäßige Begegnungen mit Hunden, um mehr Selbstsicherheit zu bekommen. Je sicherer man sich fühlt, desto weniger Angst verspürt man.

Therapie mit Erfolgsaussichten

Auch spezielle Hypnosetherapien können bei der Überwindung der Phobie helfen. Hierbei versetzt der Therapeut den Patienten in einen veränderten Bewusstseinszustand und versucht, psychische Belastungen oder unerwünschte Verhaltensweisen zu ändern.

In den meisten Fällen hilft eine Therapie dabei, mit der Hundephobie deutlich besser umzugehen. In einigen Fällen gelingt es sogar, die Angst ganz abzulegen und den Vierbeinern wieder völlig entspannt zu begegnen.

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Hundephobie: Empfehlungen für Hundebesitzer

Wenn Du als Hundehalter einer Person begegnest, die offensichtlich panische Angst vor Deiner Fellnase hat, solltest Du darauf angemessen reagieren. Auf keinen Fall solltest Du die Angst belächeln oder Floskeln wie "der hat noch keinem was getan" äußern. Lass Deine Fellnase nicht einfach zu jeder Person hinlaufen, sondern wäge ab oder frage am besten nach, ob das in Ordnung ist. Ist Dein vierbeiniger Gefährte gerade nicht angeleint, solltest Du ihn an die Leine nehmen und diese kurz halten. Signalisiere der Person, dass Du ihre Angst ernst nimmst – auch wenn Du als Hundebesitzer die Bedenken vielleicht nicht nachvollziehen kannst.  © Deine Tierwelt

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