Stoß oder Kipp: Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Lüftungsarten? Die Verbraucherzentrale empfiehlt für einen bestimmten Fall das Kipplüften. Ein Energieberater widerspricht - und erklärt auch, warum Stoßlüften aus seiner Sicht immer besser ist.

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Lüftet man laut der Verbraucherzentrale einen Raum nach dem Kochen, Duschen, Baden oder Schlafen, gehe es nicht nur darum, die feuchte Luft im Inneren schnell gegen trockenere Luft von draußen auszutauschen. Auch die in den Wandoberflächen, Handtüchern, Matratzen oder Bettdecken gespeicherte Feuchtigkeit sollte raus.

"Hier ist es besser, einmal komplett durchzulüften und anschließend das Fenster zwei bis drei Stunden auf Kipp zu lassen", so die Verbraucherzentrale. "Der damit verbundene Energieverlust ist gering, solange die Fenster nicht rund um die Uhr gekippt sind." Zugleich trockne die Umgebung bei dieser Mischung aus einmaligem Stoßlüften und anschließendem Kipplüften laut Messungen deutlich besser als bei dreimaligem Stoßlüften.

Experte: "Stoßlüften ist immer besser!"

"In der Regel sollte man die Fenster nicht kippen", sagt hingegen der Energieberater Mark Steiger im Gespräch mit unserer Redaktion. Es gebe aber Ausnahmen, beispielsweise bei einer exzessiven Dusche von über 30 Minuten. "Wenn Sie danach sofort gehen müssen und das Fenster nicht auflassen können, weil Sie zum Beispiel im Erdgeschoss wohnen. Dann sollten Sie kipplüften." Denn es sei besser, die Feuchtigkeit gehe sehr langsam aus dem Raum als gar nicht.

"Aber sollten Sie auch nur drei Minuten Zeit haben, reißen Sie das Fenster auf. Stoßlüften ist immer besser!" Die Dauer ist dabei klar vorgegeben: "Machen Sie das Fenster auf, wenn es beschlägt", sagt Steiger. Sobald das Beschlagene weg ist, könne man es wieder schließen.

Nach dem Stoßlüften noch einmal zu kippen, empfiehlt Steiger nicht. Natürlich spiele es auch eine Rolle, wie das Fenster gebaut und dessen Dämmstatus ist. "Aber in Kombination mit dem Lüften ist es so: Wenn es kalt ist, kühlen die Laibungen [die Mauerflächen rechts und links neben den Fenstern; Anm.d.Red.] aus. Die Oberflächen der Laibungen werden kälter, wenn Sie das Fenster wieder zumachen. Und haben Sie im Fensterbereich schon eine Wärmebrücke, ist die Chance höher, dass sich Schimmel bildet."

Beim Lüften Heizkörper ausdrehen

Normale Heizkörper sollte man laut dem Energieberater sowohl beim Stoß- als auch beim Kipplüften stets ausdrehen. "Ansonsten würde das Raumthermostat in dieser Zeit hochregulieren und somit mehr heizen", sagt Steiger. Hat man dagegen eine Fußbodenheizung, werde man den Unterschied nicht spüren.

Ein sehr guter Tipp der Verbraucherzentrale sei laut Steiger aber die Anschaffung eines Hygrometers: "Mit solchen Geräten kann die Luftfeuchtigkeit festgestellt werden und bei Luftfeuchtigkeiten jenseits der 55 bis 60 Prozent effektiv gelüftet werden. So wird die Schimmelgefahr verringert."

Die Kippfunktion bei Fenstern gibt es übrigens nur in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. "Warum es die aber genau gibt, ist nicht bekannt", sagt Steiger.

Über den Experten: Mark Steiger ist Sprecher der GIH Baden-Württemberg, einem Fachverband für Energieberater.

Mit Material der dpa.

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