Haan (dpa/tmn) - Wenn es im tiefsten Winter im Garten nach Frühling riecht, muss das kein Wunschdenken sein. Sehr wahrscheinlich steht ein Winterschneeball (Viburnum bodnantense) in der Nähe. Den süßlichen Duft nimmt man schon aus mehreren Metern Entfernung wahr.
Anders als bei anderen Vertretern der Schneeball-Familie, von denen übrigens die wenigsten tatsächlich in der kalten Jahreszeit blühen, sehen die Blüten der in den 30er Jahren gezüchteten Hybride nicht wie kleine Schneebälle aus. Aus tief rosafarbenen Knospen entwickeln sich bereits zu Beginn des Winters immer heller werdende Blütenbüschel, die im Frühjahr fast weiß sind. Ein Spektakel, das man keinesfalls in einer dunklen Gartenecke verstecken sollte, findet Oliver Fink, Vorsitzender des Verbandes der GartenBaumschulen in Haan (Nordrhein-Westfalen): "Der Winterschneeball ist ein Hingucker. Eine so tolle Pflanze gehört in den Vorgarten, damit man sie möglichst oft sehen und riechen kann."
Auf den ersten Blick eher unspektakulär wirkt die Schneeheide. Die meist auf Gräbern und in Kübeln gepflanzte Erica beeindruckt beim genaueren Hinsehen allerdings mit ihren zahlreichen winzigen Blüten. Die zarten Glöckchen tragen Farbtöne von Weiß, Rosa bis Violett, sie blühen von November bis April. In der Fläche gepflanzt bilden die Zwergsträucher herrliche Farbteppiche in der kargen Zeit.
Wer sich daran auch über den Winter hinaus im nächsten Jahr erfreuen möchte, sollte die richtige Art wählen. "Die Englische Schneeheide oder Erica darleyensis wächst relativ schnell und bildet viele Blüten aus", erklärt Olaf Beier, Vorsitzender des Bundesverbands Einzelhandelsgärtner in Berlin. "Anders als die Erica carnea ist sie aber nicht in allen Regionen Deutschlands winterhart."
In Kombination mit der Schnee- oder Christrose (Helleborus niger) bildet die Schneeheide ein winterliches Traumduo im Kübel und Balkonkasten. Beide lieben kalkhaltige Böden und halbschattige bis wintersonnige Standorte - vor allem an der frischen Luft. "Die Schneerose sollte nur kurze Zeit im Warmen stehen, da sie sonst nach dem Auspflanzen einen Schock bekommt", erläutert André Stade, Mitglied im Bund deutscher Staudengärtner. Auch häufiger Standortwechsel bekommt der Helleborus nicht. "Am besten sollte man eingewachsene Pflanzenhorste gar nicht verpflanzen."
Wer schon ab Dezember die auffällig großen, sternförmigen Blüten in Weiß in voller Pracht erleben möchte, sollte zur Sorte 'Jonas' greifen, rät Staudenfachmann Stade. "Diese Sorte blüht zuverlässig ab November. Bei anderen kann es auch nach Weihnachten werden." Das Warten belohnen einige Helleborus-Varianten mit ihrem Farbspiel. Stade schätzt daneben auch etwa die Lenzrose (Helleborus orientalis) wegen ihrer rosa gepunkteten Zeichnung. Die weißrosa blühende Sorte 'Pink Frost' ist seine Lieblingsvariante: "Im verblühten Zustand sieht sie fast noch schöner aus."
Wie frisch gefallener Schnee wirken die verblühten, zu Boden gesunkenen Blüten der Schneekirsche (Prunus autumnalis). Der bis zu acht Meter hohe Baum blüht in der Regel früh im neuen Jahr. "Bei milder Witterung können sich die weißen bis rosafarbenen Blüten aber auch schon Ende November oder im Dezember öffnen", sagt Gehölzexperte Fink. Früchte trägt die Zierkirsche zwar nicht. Im Herbst besticht sie aber durch ihre Färbung. "Im warmen Licht ist das gelb-orangene Laub besonders eindrucksvoll."
Auch die roten Blätter des Schneefelberich (Lysimachia clethroides) leuchten je nach Witterung noch weit bis in die dunkle Jahreszeit hinein. Die bis zu 15 Zentimeter langen, weißen Blütenkolben blühen allerdings bereits im September und im Oktober. "Der Schneefelberich ist eine schöne Herbstpflanze für die Balkonkasten- und Kübelbepflanzung, von der man bis in den Winter hinein etwas hat", sagt Beier.
Der wohl bekannteste Winterblüher mit Schnee im Namen ist das Schneeglöckchen (Galanthus). Ab Januar beginnen Triebe aus der Zwiebel im harten Winterboden zu sprießen und ihre nickenden Blüten herauszubilden. Inzwischen gibt es mehrere hundert Sorten, die sich in Färbung, Blättern und Duft unterscheiden. Einmal aus der Erde könne den meisten Schneeglöckchen selbst Neuschnee nichts mehr anhaben, sagt Stade. "Schneeglöckchen sind nicht nur die ersten Pflanzen des neuen Jahres. Sie sind auch ein Vorbote des nahenden Frühlings." © dpa
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