Berlin - Energetisch bauen und energetisches Sanieren kosten. Warum sollte man da auch noch Geld für eine Energieberatung ausgeben, wie vielfach empfohlen wird?
Die Antwort: Weil Sie in vielen Fällen kaum drumherum kommen werden. Denn wer Förderung vom Staat für sein Bau- und Sanierungsvorhaben erhalten will, muss vielfach einen Energieberater oder eine Energieberaterin zurate ziehen.
Was macht ein Energieberater?
Die Energieberatung übernimmt etwa ein Architekt, Ingenieur, Heizungsbauer, Schornsteinfeger, Dachdecker oder Haustechniker. Sie analysieren den Energiebedarf eines Gebäudes und beraten zu Wärme- und Hitzeschutz, Heizungs- und Regelungstechnik bis hin zur Nutzung erneuerbarer Energien. Gerade über Förderprogramme für den Neubau und die energetische Modernisierung klären Berater auf.
Vor umfangreichen Sanierungsmaßnahmen nimmt der Energieberater nach einem vorbereitenden Gespräch das gesamte Haus unter die Lupe. Er prüft und dokumentiert den äußeren Zustand und begutachtet alle Zimmer. Dazu überprüft er die Bauunterlagen zum Haus, die der Eigentümer ihm bestenfalls zur Verfügung stellen kann.
Am Ende steht laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) ein Konzept für den Bauherren, mit dem er eine Gesamtsanierung zu einem Effizienzhaus umsetzen kann. Oder es gibt einen Sanierungsplan, mit dem sich das Gebäude über einen längeren Zeitraum in aufeinander abgestimmten Schritten umrüsten lässt.
Übrigens: Energieberatung kann man sich etwa auch schon bei kleineren energetischen Problemen holen, etwa wenn der Stromverbrauch im Haus überdurchschnittlich hoch ist oder man ganz grundsätzlich mehr Energie sparen möchte. Hierzu gibt es aber keine Pflicht.
Warum muss ich einen Energieberater beauftragen?
Für die energetische Sanierung, für die es staatliche Förderung gibt, müssen oft besondere bauliche Anforderungen erfüllt werden, die der Berater plant und begleitet. "Das gilt zum Beispiel bei der Fassadendämmung oder bei der Dachsanierung", sagt Gerhard Steger, Sachverständiger und Energieberater beim Bauherren-Schutzbund. "Hier werden nicht nur die Sanierungsmaßnahmen, sondern auch die Energieberatung gefördert."
Welche Vorteile kann die Energieberatung bringen?
Eine unabhängige Energieberatung schaut sich alle Aspekte der anstehenden Sanierung an - auch künftige Erweiterungen, wenn man sich etwa im Moment nicht alles auf einmal leisten kann. Zum Beispiel wie eine neue Heizungsanlage ausgelegt sein muss, um nach noch folgenden Sanierungsschritten wie der Fassadendämmung oder dem Fenstertausch nicht überdimensioniert zu sein.
Dazu kennt der Energieberater im besten Fall die verschiedenen Förderprogramme und hilft dem Bauherren, die Förderungen zu erhalten und seine Sanierungskosten zu reduzieren. "Außerdem können die Bauherren bei der Auftragsvergabe sicherer gegenüber den Fachunternehmen auftreten, wenn sie den Berater-Background haben", sagt Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. "Sie haben dann eine bessere Verhandlungsbasis, was auch Geld sparen kann."
Ein Aspekt ist auch die Unabhängigkeit der zugelassenen Experten für die Sanierungsberatung. Denn auch wenn die Heizungsfirma, ein Fensterbauer oder der Experte für die Fassadendämmung ihre Kunden beraten, sie haben erst mal nur ihre Gewerke im Blick - und nicht das Haus als Ganzes. Zudem sind viele Handwerker auf ein bestimmtes Produkt oder einen bestimmten Hersteller eingeschworen. Auch von ihnen vermittelte Experten können ähnlich eher zur Seite des Handwerkers tendieren.
Was kostet die Energieberatung für eine Sanierung?
"Aktuell liegen die Preise einer durchschnittlichen Energieberatung für Wohngebäude im unteren vierstelligen Bereich", sagt Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentralen. "Nach der Förderung bleibt dann für den Verbraucher eine kleinere dreistellige Summe übrig." Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft Co2online nennt eine Durchschnittssumme von 1200 Euro für eine Beratung vor Ort für Ein- und Zweifamilienhäuser.
Laut Verbraucherzentrale ist das aber nur die vorbereitende Beratung, im Anschluss können eine detaillierte Planung und Ausführung umfangreicherer Sanierungsmaßnahmen folgen. "Fachplanung und Baubegleitung werden ebenfalls gefördert, wenn sie im Zusammenhang mit der Umsetzung von geförderten Maßnahmen stehen", sagt Bauberater Gerhard Steger.
Wie hoch ist die Förderung der Energieberatung?
Die Förderung der Energieberatung für Wohngebäude mit schriftlichem Gutachten beträgt laut Bafa 80 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars, allerdings ist der Betrag begrenzt auf maximal 1300 Euro für Ein- und Zweifamilienhäuser und 1700 Euro für größere Wohnhäuser. 500 Euro gibt es extra für Wohnungseigentümergemeinschaften, wenn der Energieberater das Sanierungskonzept bei einer Versammlung vorstellt.
Was man wissen muss: Die Förderung wird laut Bafa nicht an die Hausbesitzer, sondern an den Energieberater ausgezahlt. Dieser ist verpflichtet, den Zuschuss mit seinem Beratungshonorar zu verrechnen und einen entsprechend ermäßigten Betrag in Rechnung zu stellen.
Wer sich nach der Beratung entschließt, eine Sanierung umzusetzen, muss oft die Einhaltung der Mindestanforderungen nachweisen, um Gelder für die eigentlichen Arbeiten zu erhalten. Auch hier können wieder Energieberater ins Spiel kommen. Bis zu 50 Prozent der Kosten für diese Fachplanung und Baubegleitung können ebenfalls gefördert werden, so die Energieberatung der Verbraucherzentrale.
Von den Bundesländern kann es darüber hinaus Förderprogramme für die Energieberatung geben, etwa zu finden über www.foerderdatenbank.de, eine Übersicht des Bundeswirtschaftsministeriums.
Wie finde ich einen Energieberater?
Die unter energie-effizienz-experten.de aufgeführten Energieberater haben sich verpflichtet, neutral und unabhängig zu beraten. Hier findet man ein bundesweites Verzeichnis mit rund 13.000 Expertinnen und Experten für energieeffizientes Bauen und Sanieren von der Deutschen Energie-Agentur (dena). "Sie besitzen eine Zulassung, um für ihre Kunden Förderanträge für Sanierungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen", so Gerhard Steger vom Bauherren-Schutzbund. © dpa
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