Die niedrigen Zinsen bieten Sparern kaum noch Anreiz, ihr Geld bei Banken anzulegen. Anders sieht es da auf dem Aktienmarkt aus.

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Früher sparte man auf der Bank - mithilfe von Sparbüchern, Tagesgeld und Festgeld. Heute empfiehlt sich eher ein Einstieg in den Aktienmarkt. Für viele Sparer wirken Börsengeschäfte aber vor allem riskant. Stimmt das? Und kann man das ändern? Im Interview mit dem dpa-Themendienst gibt Wirtschaftswissenschaftler Prof. Martin Weber Tipps für Anleger.

Warum sollte man sich mit dem Thema Aktienmarkt auseinandersetzen?

Prof. Martin Weber: Wenn man ein bisschen sparen will, also das Geld von heute in die Zukunft transportieren will, muss man sein Geld anlegen. Dafür kann man in unterschiedliche Assetklassen investieren, zum Beispiel in Immobilien. Aktien sind eine andere Assetklasse, die viele Vorteile hat und für manche Leute auch Nachteile.

Die Renditen können zum Beispiel deutlich höher sein als etwa bei Tagesgeld. Aber auch das Risiko, dass man Verluste macht.

Mehr Rendite gibt es nur mit mehr Risiko. Das ist die tiefe Erkenntnis der Finanzwirtschaft, auch wenn sie sich ganz einfach anhört. Sobald jemand sagt, du kannst sicher mehr Rendite bekommen, ist das Betrug. Insofern ist natürlich die erwartete Rendite am Aktienmarkt deutlich höher, beim Tagesgeld ist sie null oder noch weniger - aber man muss dafür das Risiko in Kauf nehmen.

Vielen fällt das schwer. Kann man sich an Risiko gewöhnen?

Ich weiß nicht, ob man sich an das Risiko gewöhnen kann, aber man muss es zuerst einmal erkennen. Dafür muss man nicht den Aktienmarkt als Abstraktes sehen, sondern sich am besten ein einigermaßen gutes Produkt am Aktienmarkt anschauen. Also keine Einzelaktie, sondern ein breit diversifizierter Anlagefonds, der auf langfristige Anlage ausgerichtet ist, oder ein ETF. Da kann ich sehen, wie er in der Vergangenheit geschwankt hat.

Dass man vielleicht in einem Jahr doch 30 Prozent verlieren konnte, aber im nächsten Jahr in aller Regel wieder etwas gewonnen hat. Mithilfe von Tools kann man sich anschauen, wie das abgelaufen ist.

Wie geht man mit diesem Wissen um?

Ich muss mich entscheiden, ob ich die Schwankungen in Kauf nehmen will, und in welcher Höhe. Dafür muss man für sich selbst eine Risiko-Rendite-Abwägung machen. Wie viel Risiko kann ich finanziell tragen - und will ich dieses Risiko tragen, also wie ist meine Risikoeinstellung. Die ändert sich im Laufe des Lebens kaum. Ich kann auch sagen, ich will mit Risiko nichts zu tun haben, dann sollte ich aber auch keine Renditeerwartungen haben.

Wie kann ich es mir selbst leichter machen, wenn ich Respekt vor Verlusten habe?

Es sind ja zwei Fragen: Will ich überhaupt sparen? Und die zweite: Wie lege ich dann an? Zum ersten Teil: Wir sparen nicht gerne, wenn wir das Geld aus der eigenen Tasche ausgeben müssen. Aus dem Gewinnbereich ist man eher bereit, etwas zu sparen. Also wenn mir die Oma 100 Euro schenkt und ich davon 50 Euro sparen soll. Da hab ich ja immer noch 50 Euro mehr.

Ein anderes Beispiel ist, das zu sparen, was am Ende des Monats vom Gehalt übrig ist. Oder man spart nach dem Safe-more-tomorrow-Plan von zwei amerikanischen Professoren zwei Prozent aus der nächsten Gehaltserhöhung von drei Prozent und bekommt nur ein Prozent mehr ausgezahlt. Ich muss also nicht auf Geld verzichten, ich bekomme nur weniger mehr. Damit kann man sich selbst austricksen.

Die andere Frage ist, wie ich anlege, um zu sparen. Das kann man rational angehen und sehen, dass man am Aktienmarkt eine positive erwartete Rendite hat. In den USA waren es in den vergangenen 190 Jahren im Durchschnitt sechs oder sieben Prozent pro Jahr.

Oder man sieht es emotionaler und denkt auch über Metafragen nach. Ich meine, wenn die Reichen immer nur reicher werden, weil sie in Aktien anlegen und ich bin nicht reich, dann müsste ich mir überlegen, ob ich die Strategie kopiere. Was heute durch ETF oder breitgestreute Fonds auch wirklich möglich ist.

Wie fängt man dann am besten an?

Man kann zum Beispiel jeden Monat 100 Euro in eine breitgestreute Anlage sparen. Dann merke ich, der Aktienmarkt geht hoch und runter und im Durchschnitt gewinne ich was. So lerne ich, dass ich mit der Unsicherheit leben kann.

Und dass ich nicht viel tun muss. In Studien wurden Anleger eingeteilt in Leute, die ihre Aktien oder andere Anlagen oft kaufen und verkaufen und solche, die wenig handeln. Nach Kosten sind die, die wenig handeln, wesentlich besser dran. Dafür gibt es den wunderbaren Spruch: Hin und her, Taschen leer.

Zur Person: Martin Weber ist Seniorprofessor an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim. Er forscht unter anderem dazu, wie Marktteilnehmer finanzielle Entscheidungen treffen. (dpa/tmn/wag)

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