Jedes Mal, wenn in den Nachrichten ein neues Rekordhoch beim Goldpreis vermeldet wird, denke ich an die Goldkette, die mir meine Mutter hinterlassen hat. Eine Gliederkette im nüchternen Stil der 1960er-Jahre, die sich sanft um den Hals schmiegt und mit ihrem Glanz jedes Abendkleid zum Leuchten bringt.
Jedenfalls stelle ich mir das so vor, denn getragen habe ich die Kette nur ein einziges Mal ins Theater. Vermutlich bin ich einfach nicht der Typ für goldene Ketten. Nun versauert das Erbstück seit Jahren in einer Schatulle – und wird immer wertvoller, siehe Goldpreis.
Eigentlich, so denke ich manchmal, könnte ich die Kette verkaufen. Aber es fällt mir schwer, mich von einem Schmuckstück zu trennen, das meiner Mutter wichtig war. Und: Wie verkauft man eigentlich Altgold? Worauf muss ich achten, um beim Goldhändler einen fairen Preis zu bekommen?
Mehrere Angebote einholen
Immerhin diese Hürde lässt sich überwinden. Finanztest hat es ausprobiert und bei zehn Goldhändlern Schmuck, Münzen und Zahngold angeboten. Aus den Erfahrungen der Testkundinnen lassen sich mehrere wichtige Tipps ableiten.
Der wichtigste Tipp: Auch wenn es lästig ist – es lohnt sich, mehrere Angebote einzuholen. Die Unterschiede zwischen den Angeboten der zehn Händler waren vor allem bei Schmuck unerwartet hoch – so boten die Ankäufer für ein 90 Gramm schweres Goldarmband zwischen 1.500 und 2.100 Euro.
Bei Schmuck sind die Preisspannen aus gutem Grund am höchsten. Verarbeitung und Goldgehalt können sehr unterschiedlich sein. Bei aufwendig gefertigten Schmuckstücken, die einen Liebhaberwert haben, kann es sich lohnen, zusätzlich Angebote von Juwelieren oder Antiquitätenhändlern einzuholen. Goldhändler zahlen nicht für den Wert als Schmuckstück, sondern orientieren sich ausschließlich an Gewicht und Reinheitsgrad – und damit an der Goldmenge, die darin steckt.
Orientierung gibt die Gravur, die sich auf vielen Schmuckstücken findet. Eine 999 beispielsweise steht für die reinste Stufe. Die Zahl steht für 999 Promille – das bedeutet, hier wurde fast reines Gold verarbeitet. Entsprechend besteht ein Schmuckstück mit einer eingravierten 750 zu drei Vierteln aus Gold, eine 585 bedeutet, dass etwas mehr als die Hälfte des verarbeiteten Materials Gold ist.
Kleine Kratzer können viel Geld kosten
Eine weitere Erkenntnis: Münzen sinken schon durch kleine, kaum sichtbare Kratzer im Wert – obwohl ihr Goldgehalt der gleiche ist wie bei einer einwandfreien Münze. Im Test machte der Unterschied bei einer kanadischen Maple-Leaf-Münze mit einem Gewicht von einer Feinunze (31,1 Gramm) immerhin 50 bis 100 Euro aus – zum Testzeitpunkt lag ihr Gesamtwert um 1.800 Euro. Das bedeutet: Es lohnt sich, Münzen originalverpackt zu lassen, um Kratzer zu vermeiden. Tipp: Hier gibt es Infos zum Sammeln und zum Verkauf anderer Münzen.
Bei Münzen ist die Wertbestimmung naturgemäß leichter als bei Schmuck. Dennoch lagen die Angebote der zehn Händler auch hier um immerhin neun Prozent auseinander. Vergleichen lohnt sich also. Zur Orientierung sollten Verkaufswillige den aktuellen Goldpreis im Internet nachschauen. Da das Edelmetall an der Börse gehandelt wird, gibt es stets einen tagesaktuellen Preis, an dem sich auch die Goldhändler orientieren – grob zumindest.
Schwieriger zu verkaufen ist Zahngold, vor allem, wenn noch Keramikreste vorhanden sind. Hier machten nicht alle Händler ein Angebot. Es ist daher sinnvoll, vor dem Verkauf bei einem Dentallabor oder Zahnarzt die Keramikreste entfernen zu lassen.
Die Kette meiner Mutter habe ich mir noch einmal genau angesehen. Das schlichte Design ist zeitlos schön – vielleicht sollte ich sie einfach beim nächsten Restaurantbesuch mal tragen. Verkaufen kann ich sie immer noch. Ein hoher Goldpreis ist ja nicht alles.
Verwendete Quellen
Über die Autorin
- Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
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