Immer wieder versuchen Betrüger, ahnungslose Menschen hereinzulegen. Die Maschen werden immer perfider. Bereits seit Monaten warnt die Polizei vor einer weiteren Form von Betrugsmaschen: Schockanrufen mit Künstlicher Intelligenz. Wie Sie KI-Anrufe erkennen können.
Die Polizei warnt vor Schockanrufen mit Künstlicher Intelligenz, bei denen bekannte Stimmen höchst realistisch imitiert werden. "Die neusten Möglichkeiten, Stimmen mit höchster Qualität nachzuahmen, wird jetzt von Kriminellen genutzt", erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, am Samstag. "Damit werden die Schockanrufe noch heimtückischer und es entwickelt sich eine neue Kriminalitätsform."
Bei sogenannten Schockanrufen machen Betrüger ihre Opfer glauben, ihren Angehörigen sei etwas zugestoßen und sie bräuchten dringend Geld. "Stellen Sie sich vor, eine ihnen bestens bekannte Stimme ruft sie an", erklärte Kusterer dazu. "Nicht etwa eine weinende Person, die im Entferntesten eine Ähnlichkeit mit jemandem haben könnte. Eine Stimme, die sie nicht von der 'echten Person' unterscheiden können." Das sei eine "neue Dimension".
Um Stimmen von Menschen mithilfe von KI zu imitieren, sind lediglich einige Sprachfragmente eines Menschen nötig, die Betrüger oft unkompliziert aus dem Internet beziehen können, zum Beispiel aus sozialen Medien. Im Internet gibt es mittlerweile auch viele Services, mit denen solche sogenannten Audio-Deepfakes erstellt werden können.
Polizei warnt vor psychischen Schäden nach Schockanruf
Die Polizeigewerkschaft warnte außerdem vor möglichen Folgen derartiger Anrufe, auch wenn die Opfer nicht auf den Trick reinfallen. "Der psychische Schaden ist oft erheblich", erklärte sie. Außerdem könnte der Anruf dazu genutzt werden, um die Stimme des Angerufenen abzufangen und so weitere Schockanrufe vorzunehmen. Diese Gefahr bestehe etwa auch, wenn der Anrufer lediglich angibt, sich verwählt zu haben.
Betrüger mit Schockanrufen wiesen mittlerweile eine "hohe kriminelle Energie" auf, erklärte die Polizeigewerkschaft. Häufig würden Telefonnummern und die Beziehungen von Opfern zuvor gezielt ausgespäht. "Alleine, dass die Täter eine Beziehung zwischen Opfern erkennen, denen man die Stimme 'geklaut' hat, und einem weiteren Opfer, bei der man erfolgversprechend diese Stimme einsetzen kann, ist besorgniserregend."
Die Polizei rät dazu, Anrufe mit vermeintlich betrügerischer Absicht immer zu melden. "Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass man Kriminalitätsformen nur entdecken kann, wenn man die genauen Umstände erfährt", erklärte die Gewerkschaft. In jedem Fall sei es ratsam, sich Zeit, Tag und andere Umstände von verdächtigen Telefonaten aufzuschreiben.
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Wie Sie einen KI-Anruf entlarven können
Auch die Verbraucherzentrale Bremen hat bereits vor der kriminellen Masche gewarnt und gibt folgende Tipps:
- Versuchen Sie, trotz der Stresssituation ruhig zu bleiben und treffen Sie keine überstürzten Entscheidungen, auch wenn Sie am Telefon unter Druck gesetzt werden, und geben Sie keine persönlichen Informationen preis.
- Das Gespräch zunächst beenden und den Anrufenden unter einer bekannten Nummer zurückrufen. So kann man sich vergewissern, dass der Anruf tatsächlich von der betreffenden Person einging, und dass es sich wirklich um eine Notlage handelt.
- Im Gespräch unbedingt Fragen nach Orten, Dingen oder Begebenheiten stellen, die nur der jeweilige Mensch beantworten kann – wenn er es denn wirklich ist. Ruhig auch "dumme" Fragen einschieben, die nichts mit dem bisherigen Gespräch zu tun haben. Das kann Betrüger und KI aus dem Konzept bringen.
- Es ist ratsam, mit vertrauten Personen ein geheimes Codewort zu vereinbaren, das im Ernstfall abgefragt werden kann, um echte von gefälschten Hilferufen am Telefon sicher unterscheiden zu können.
- Es empfiehlt sich, bei verdächtigen Anrufen das Datum, die Uhrzeit und die genauen Umstände zu notieren. Hierzu gehört auch die Rufnummer des Anrufers, sofern diese angezeigt wird. Sollten Zweifel an der Seriosität des Anrufs bestehen, kann eine Strafanzeige bei der Polizei erstattet werden.
Lücken im Gespräch oder stimmliche Unnatürlichkeit können Indizien dafür sein, dass es sich um einen KI-Fake-Anruf handelt, so die Verbraucherschützer. Jedoch müsse man oftmals genau hinhören, um betrügerische Anrufe als solche zu entlarven.
(AFP/ari/dpa/mak)
Redaktioneller Hinweis
- Dieser zuletzt im August 2023 veröffentlichte Artikel wurde aus aktuellem Anlass überarbeitet und aktualisiert.
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