Fast alle gesetzlichen Krankenkassen erhöhen zum Ende des Jahres ihre Beiträge - oder haben schon im Oktober oder November erhöht. Die Unterschiede sind groß: Während einige Kassen ihre Beiträge stark nach oben geschraubt haben, bleiben andere vergleichsweise günstig. Das heißt: Für viele Versicherte lohnt sich ein Wechsel. Hier kommen drei Punkte, die auf der Suche nach einer neuen Kasse wichtig sind.
Dass dieses Jahr besonders viele Krankenkassen ihre Beiträge erhöhen, merke ich schon allein daran, dass mich mehr Menschen als sonst fragen, ob sie wechseln sollen. Selbst Bekannte, die ihrer Krankenkasse seit 30 Jahren treu sind, spielen nun mit dem Gedanken, sich einen günstigeren Anbieter zu suchen. Ich kann sie verstehen: Der Unterschied zwischen der teuersten und günstigsten Kasse liegt im Moment bei drei Prozentpunkten.
"Finanztest" rechnet aber damit, dass sich diese Spanne noch verringert, wenn die Kassen, die bisher noch nicht erhöht haben, das Anfang Januar tun. Dennoch gehen die "Finanztest"-Expertinnen und -Experten weiter von großen Beitragsunterschieden aus – wer 3.000 Euro brutto im Monat verdient, kann durch einen Wechsel voraussichtlich bis zu 350 Euro pro Jahr sparen.
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Ein Kassenwechsel ist einfach, "Finanztest" erklärt es hier in vier Schritten. Sie müssen dafür bei der alten Kasse nicht einmal kündigen – das übernimmt die neue für Sie. Einfach den Mitgliedsantrag ausfüllen, auf die Zusage warten und dem Arbeitgeber Bescheid sagen – das war's.
Doch wohin wechseln? Einfach nur die Krankenkasse mit dem niedrigsten Beitragssatz wählen? Das ist nur dann eine gute Strategie, wenn Sie gesund sind und selten oder nie Extra-Leistungen von Krankenkassen in Anspruch nehmen, wie etwa Zahnreinigung, Reiseimpfungen, zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen oder Gesundheitskurse.
Hier kommen drei Punkte, die bei der Auswahl helfen.
1. Wie hoch ist der Beitragssatz ab Januar?
Nichts überstürzen: Bei "Finanztest" finden Sie ab dem 3. Januar die vollständige Vergleichsliste mit den Beitragssätzen von 68 Krankenkassen und ihren Zusatzleistungen. So lange sollten Sie sich mit der Entscheidung für eine neue Kasse Zeit lassen, damit Sie nach dem Wechsel nicht gleich eine böse Überraschung erleben.
Wer an seine Kasse keine besonderen Anforderungen stellt (siehe Punkt 2 und 3), wählt einfach eine mit einem günstigen Beitragssatz. 95 Prozent der Krankenkassenleistungen sind gesetzlich vorgeschrieben und daher bei allen Kassen gleich.
2. Extra-Leistungen, die Ihnen nützen
Jetzt wird es persönlich: Welche Extra-Leistungen sind Ihnen bei einer Krankenkasse wichtig? Die Antwort auf diese Frage lautet für jeden anders.
Junge Familien brauchen andere Zusatzleistungen als ältere Menschen, Menschen, die häufig zum Arzt müssen, haben andere Bedürfnisse als jene, die höchstens mal zur Vorsorge gehen. Wer gern Fernreisen macht, braucht eine Kasse, die auch exotische Reiseimpfungen übernimmt – Ostsee-Urlauber dagegen können diesen Punkt getrost ignorieren.
Also Zettel raus und notieren, was Ihnen persönlich wichtig ist: Vielleicht die Kostenübernahme von Zusatzuntersuchungen wie umfassender Hautkrebsvorsorge; oder doch eher eine medizinische Hotline, die beraten kann, wenn kein Facharzt erreichbar ist?
Unter den Kassen, die die wichtigsten dieser Leistungen umfassend anbieten, suchen Sie sich dann die günstigste aus. Es sei denn, Sie möchten erst noch Punkt 3 durchchecken.
3. Service lieber persönlich, am Telefon oder online?
Wer chronisch krank ist oder sich mit Online-Angeboten schwertut, ist gut beraten, eine Geschäftsstelle in der Nähe zu haben – oder zumindest eine kompetente, gut erreichbare Telefonberatung.
Im Krankenkassenvergleich von "Finanztest" können Sie leicht erkennen, wie viele Geschäftsstellen jede Krankenkasse betreibt und wie sie daneben noch erreichbar ist.
Eine Sache muss man beachten
Einen möglichen Haken sollten Sie noch beachten: Hilfsmittel wie einen Rollstuhl oder laufende Behandlungen – etwa Kieferorthopädie – müssen Sie bei der neuen Kasse erneut beantragen. Das kann ein wenig zusätzlichen Papierkram nach sich ziehen, ist aber gleichzeitig ein guter Test für die Servicequalität der neuen Kasse.
Vor ein paar Jahren habe ich mitten in der kieferorthopädischen Behandlung meiner Tochter die Kasse gewechselt. Noch vor dem Wechsel habe ich mich bei der Telefonhotline erkundigt, was ich beachten muss, um die Behandlung nahtlos weiterführen zu können. Die Auskunft der Hotline war schnell und kompetent – das habe ich als gutes Zeichen gewertet, gewechselt und es bis vor wenigen Monaten nicht bereut.
Ende September allerdings flatterte eine kräftige Beitragserhöhung ins Haus. Jetzt bin ich wieder auf der Suche nach einer neuen Krankenkasse – und warte auf Anfang Januar, damit ich die aktuellen Beitragssätze und Leistungen durchchecken kann.
Über die Autorin
- Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
Verwendete Quellen
- Finanztest: In vier Schritten zur neuen Kasse
- Finanztest: Krankenkasse – günstige finden mit Top-Zusatzleistungen
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