Die guten Vorsätze vom Jahresanfang sind noch frisch, das Konto von Weihnachten ein bisschen aufgefüllt: Wer anderen – und damit sich selbst – etwas Gutes tun will, spendet für einen sinnvollen Zweck. Kinder und Tiere stehen laut Umfragen ganz oben bei den Spendenzielen. Doch nicht alles, was süß aussieht, ist auch eine gute Idee. Fünf Tipps, um die Spreu vom Weizen zu trennen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Glücksforschung (ja, das gibt es!) kennt einen Weg zu mehr Zufriedenheit, den die meisten von uns unterschätzen: etwas für andere tun. Und zwar, das ist wichtig, freiwillig und in einer Weise, die sich sinnvoll anfühlt. Weihnachten ist ein gutes Beispiel. Natürlich ist es schön, liebevoll ausgesuchte Geschenke zu bekommen. Doch die Forschung besagt, dass es dauerhaft mehr zur Zufriedenheit beiträgt, selbst liebevoll zu schenken und sich an der Freude des Gegenübers zu erfreuen.

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Für die Wochen nach Weihnachten habe ich mir deshalb vorgenommen, einen Teil meiner Geldgeschenke zu spenden. Erstens, weil ich zielgerichtete Spenden ohnehin für sinnvoll halte, und zweitens – ganz egoistisch – weil ich damit möglicherweise etwas für mein eigenes Wohlbefinden tun kann.

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Als eher misstrauischer Mensch will ich nicht spenden, ohne sicher zu sein, dass möglichst viel von meinem Geld auch wirklich ankommt. Kein einfaches Ziel bei der Überfülle von Organisationen und Einzelpersonen, die mit Fotos und Videos von Tieren, Kindern, toller Natur und schrecklichen Katastrophen ständig um Geld werben. Leider ist der Impuls "Oh, ein süßes Faultier" kein guter Ratgeber, um eine seriöse Spendenorganisation auszuwählen.

Fünf Punkte, wie Sie Ihren ersten Impuls gegenchecken können:

  1. Vertrauen Sie der Organisation, weil Sie persönliche Kontakte haben?
    Der Glücksfall ist, eine Organisation und ihre Menschen persönlich zu kennen und ihr zu vertrauen. Eine Grundschulfreundin, die inzwischen Tierärztin ist, wohnt in einer Kleinstadt und kennt die Leiterin des örtlichen Tierheims sowohl beruflich als auch privat. Sie spendet gern für das Heim und auch ich vertraue ihrem Rat.
  2. Hat die Organisation ein vertrauenswürdiges Spendenlabel?
    Ein guter erster Check für Organisationen, die ich nicht über persönliche Kontakte kenne: Ist die Organisation mit einem Spendenlabel versehen? Und wenn ja, welches? "Finanztest" hat sich die Prüfungstiefe der verschiedenen Siegel und Zertifikate angesehen. Am härtesten sind die Kriterien des DZI-Spendensiegels. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ist eine Stiftung, die vor der Siegelvergabe die Finanzen und die Transparenz einer Organisation überprüft. Ebenfalls hilfreich sind das Zertifikat des Deutschen Spendenrats und das Label Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ).
  3. Sind Finanz-Informationen übersichtlich und leicht zu finden?
    Der zweite Check ist ebenso wichtig wie ein vertrauenswürdiges Label: die Informationen über die Organisation, vor allem über die Verwendung der Spenden. Seriöse Organisationen führen genau auf, wofür sie die Spenden verwenden – und sie haben eine Kontaktadresse, unter der Rückfragen auch beantwortet werden. Beim Blick in die Finanzen ist wichtig, dass keinesfalls mehr als 30 Prozent der Einnahmen für Werbung und Verwaltung ausgegeben werden sollten – besser weniger. Die "Finanztest"-Vergleiche ergeben regelmäßig große Unterschiede bei der Informationspolitik. In unserer jüngsten Untersuchung zu Tierpatenschaften legte die Deutsche Umwelthilfe beispielsweise ihre Finanzen offen, während der Naturschutzbund Deutschland nicht alle erforderlichen Angaben lieferte, um die Werbe- und Verwaltungskosten zu berechnen.
  4. Wird auf reißerische und bedrängende Werbung verzichtet?
    Seriöse Organisationen verzichten auf reißerische Werbung mit Katastrophenbildern und auf Haustüraktionen, bei denen die Werber auf eine schnelle Unterschrift dringen.
  5. Ist die Organisation gemeinnützig?
    Das ist zwar kein so wichtiges Kriterium wie ein aussagekräftiges Spendenlabel, aber ein guter erster Anhaltspunkt, um die Seriosität einer Organisation zu beurteilen.

Nach diesem Check steht der guten Tat und damit dem Glücksgefühl nichts mehr im Weg. Ob Tiere, Kinder oder doch etwas ganz anderes: Bei mir wirkt die Spendenmagie.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

Verwendete Quellen

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