Die Deutsche Umwelthilfe hat erneut ihren Schmähpreis verliehen. Der Goldene Geier geht 2024 an Nestlé. Es geht konkret um eine Imagekampagne.
Der Negativpreis Goldener Geier für die "dreisteste Umweltlüge des Jahres" geht dieses Jahr an Nestlé. Das gab die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in einer Mitteilung bekannt.
"Bei der Übergabe vor der Deutschlandzentrale in Frankfurt am Main nahm ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes den Schmähpreis von der DUH entgegen", heißt es darin. Mehr als 20.000 Verbraucherinnen und Verbraucher (57 Prozent) hätten sich bei einem Online-Voting für Nestlé und seine "scheinheilige Imagekampagne" "unterwegs nach besser" entschieden. Dahinter folgten Avia Heizöl mit 18 Prozent, CapriSun mit 17 Prozent und DHL GoGreen mit acht Prozent.
Auf seiner Webseite erklärt Nestlé zu der Kampagne und dem Thema Verpackung: "Plastikverschmutzung ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Und wir sind Teil davon. Deshalb packen wir's an: Recyclinganteile erhöhen. Wertstoffkreisläufe schließen. Neues Plastik reduzieren. Und neu denken." Nur von Einweg-Plastik auf Papier umzusteigen und auf Recycling zu setzen, löse das Problem unnötiger Verpackungsmüllmengen nicht, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
"Das suggeriert Nestlé aber in seiner 'unterwegs nach besser'-Kampagne und täuscht damit Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher." Mit Verpackungssünden wie Kaffeekapseln und kleinsten Smarties-Verpackungen trage der Schweizer Nahrungsmittelkonzern wesentlich dazu bei, dass die Verpackungsmüllberge in Deutschland größer statt kleiner werden.
Auch Nespresso-Kapseln und Smarties-Verpackungen in der Kritik
Die Kaffee-Kapseln der Nestlé-Tochter Nespresso seien "der sprichwörtliche Gipfel des Verpackungsmüllberges von Nestlé". Laut Berechnungen der DUH kommen bei Nespresso-Kapseln auf 100 Gramm Kaffee fast 40 Gramm Verpackung, was knapp zwölfmal mehr Verpackungsmüll als eine handelsübliche 500 Gramm-Packung Pulverkaffee mit sich bringe. Der von Nespresso behauptete Einsatz von 80 beziehungsweise 85 Prozent recyceltem Material in den Alukapseln könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass Portionskapseln aus Umweltsicht keine Option seien.
Die Umstellung von Einwegplastik- auf Papierverpackungen bei Smarties Mini bezeichnet die DUH ebenfalls als Greenwashing. "Wenn bei Einweg-Verpackungen Plastik durch Papier ersetzt wird, dann fällt kein Gramm weniger Müll an, oftmals sogar mehr", erklärt Thomas Fischer, Leiter der Kreislaufwirtschaft bei der DUH.
So setze Nestlé durch die Umstellung nicht nur auf eine schwerere Tüte, sondern das Unternehmen habe auch die Füllmenge reduziert, "sodass für die gleiche Menge Smarties nach Angaben der Verbraucherzentrale insgesamt 15 Prozent mehr Verpackungsmaterial verbraucht wird". Die Kleinstverpackungen für Smarties seien "ökologischer Irrsinn" und sollten nicht über ein "grüneres" Image von Papier legitimiert, sondern ganz abgeschafft werden.
Mit dem Schmähpreis will die DUH die Unternehmen dazu auffordern, ihre Firmenpolitik zu ändern und "auf wirklich nachhaltige Produkte und Verfahren umzustellen". Speziell Nestlé sollte laut DUH nicht den Fokus auf Materialersatz von Plastik durch Papier und Recycling legen, sondern Maßnahmen umsetzen, die tatsächlich zu weniger Abfall führen. "Unnötige Verpackungen wie die Portionsverpackungen bei den Smarties Minis kann Nestlé leicht weglassen. Der Konzern sollte darüber hinaus stärker auf Mehrwegverpackungen setzen."
Schon 2019 erhielt Nestlé den Goldenen Geier
Den weiteren Nominierten für den Schmähpreis wird ebenfalls Greenwashing vorgeworfen. Avia werbe für "CO2-kompensiertes Heizöl", liefere aber immer noch klimaschädliches Heizöl, CapriSun zeige keine konkreten Pläne für sein Wegwerfmüll-Problem durch die Trinktütchen auf und bei DHL GoGreen wird angezweifelt, dass der angepriesene CO2-neutrale Versand bei der Menge an Paketen ohne klimaschädliche Auswirkungen möglich ist.
In den vergangenen Jahren bekamen unter anderem McDonald’s für seine "I am beautiful"-Kampagne (2023) oder Shell für sein "klimaneutrales" Tanken (2022) den Preis überreicht. 2019 wurde auch Nestlé mit dem Schmähpreis bedacht. Dabei ging es um die "klimaschädlichen Einweg-Plastikflaschen von Vittel". © 1&1 Mail & Media/spot on news
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