• Zehn neue Werte für den Dax: Im September wird der Deutsche Aktienindex neu geordnet.
  • Was bedeutet das für Privatanleger?
  • Können sie auf ein Renditeplus hoffen - oder müssen sie nun ihr Depot anpassen?

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Der Deutsche Aktienindex (Dax) wird im September um zehn Werte erweitert. Dann befinden sich 40 statt bisher 30 Titel im deutschen Leitindex - sie rücken aus dem MDax auf, der sich gleichzeitig von 60 auf 50 Werte verkleinert.

"Die Nachrücker sind Unternehmen, die sich im MDax bereits profiliert haben", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Daher rechnet er mit einer Frischzellenkur für den Dax. Aber warum wird der Dax neu geordnet? Und: Was bedeutet das für Privatanleger? Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:

Welche Werte sind künftig im Dax vertreten?

"Am 3. September geben wir die Werte bekannt. Ab dem 20. September gilt dann die Neuzusammensetzung. Der Dax wird dann mehr Werte und mehr Branchen der deutschen Wirtschaft abbilden", sagt Andreas von Brevern, Sprecher der Deutschen Börse.

Heiße Nachrück-Kandidaten sind große MDax-Werte - wie Airbus, Zalando, Hellofresh oder Porsche. Erste Hinweise darauf gibt die im August veröffentlichte Dax-Rangliste.

"Sie sortiert alle Werte im Regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse nach deren Marktkapitalisierung - also nach dem Börsenwert", erklärt von Brevern. Dies entspricht der Anzahl der Aktien mal Aktienpreis. "Der Börsenumsatz, bisheriges Auswahlkriterium für die Dax-Kandidaten, entfällt ab September."

Warum kommt es zu der Dax-Neuordnung?

Die Dax-Neuordnung war schon länger geplant - beschleunigt wurde sie durch den Wirecard-Skandal, der Schwächen im Regelwerk des Leitindex zutage gebracht hatte. Daher wurden die Regeln verschärft. So ist etwa ein Dax-Ausschluss nach Ablauf einer Warnfrist möglich, erklärt von Brevern. "Das neue Index-Regelwerk soll die Qualität im Dax erhöhen und an internationale Standards angleichen", so von Brevern.

"Es geht darum, zu verhindern, dass reine Luftnummern es bis in den Dax schaffen", erläutert Kurz mit Blick auf Wirecard. "Bereits seit Dezember 2020 müssen potenzielle Dax-Kandidaten zwei Jahre Gewinne ausgewiesen haben." Und die Titel müssen etwa neben dem klassischen Geschäftsbericht zusätzlich von Wirtschaftsprüfern zertifizierte Quartalsmitteilungen veröffentlichen, erklärt Kurz.

Risikomanagement und Transparenz werden nun in den Blick genommen. Es sei schon erstaunlich, dass die Neuorientierung erst jetzt kommt und es dafür die Krise brauchte.

Wie wirkt sich die Neuordnung aus?

Die neuen Werte im Dax stehen unter kritischerer Beobachtung internationaler Analysten, so Kurz. "Im MDax konnte man noch unter dem Radar fliegen. Im Dax ist das vorbei."

Der Dax habe durch die Neuordnung mehr Gewicht, so Norbert Kuhn vom Deutschen Aktieninstitut. Auch er beschreibt die Erweiterung als Verjüngungskur, "da sich unter den Neuzugängen junge Wachstumsunternehmen befinden." Gleichzeitig verliere der MDax seine Schwergewichte. Die Aufsteiger machen rund 45 Prozent der bisherigen Marktkapitalisierung im MDax aus, so Kuhn.

Kurz gibt zu bedenken: "Es könnte sein, dass die Dynamik im MDax unter der Neuordnung leidet" und, dass sich der MDax gravierender als der Dax verändert. "Der Index verliert immerhin zehn Top-Performer."

Wie wirkt sich die Dax-Anpassung auf die Rendite aus?

"Wer in Einzelaktien investiert hat, die in den Dax aufsteigen, kann mit einem kleinen Kursplus rechnen, weil die Dax-ETFs diese Titel nachkaufen müssen", erklärt Kurz. ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds, die einen Index passiv nachbilden - in diesem Fall den Dax.

Anleger sollten die Effekte aber nicht überschätzen. Kurz rechnet nicht mit gewaltigen Kurssprüngen - diese würden nicht groß und allenfalls kurzfristig ausfallen. "Die Neuordnung ist ja nun keine Überraschung mehr", so Kurz. An der Börse führen meist nur unerwartete Ereignisse zu heftigen Kursbewegungen.

Auch Kuhn vom Deutschen Aktieninstitut sagt: "Bereits jetzt haben die Kurse der Aufsteiger mehrheitlich stark zugelegt, sodass Effekte auf die Rendite dem Dax-Aufstieg schon vorausgegangen sind." Es müsse sich zeigen, inwiefern sich diese Kursentwicklung fortsetzt und der Dax noch mehr zulegen kann als bisher.

Müssen Privatanleger aufgrund der Veränderung jetzt handeln?

Das kommt darauf an, wie Privatanleger ihr Geld investieren - also ob sie in Aktien, Fonds, ETFs anlegen.

Für alle, die in Dax-ETFs ansparen, "bedeutet die Neuordnung, dass sich der Index erweitert und damit eher vielfältiger wird. Für sie gibt es eigentlich keinen Grund, im Depot etwas zu ändern", so Kurz.

Auch Anleger, die einen Indexfonds auf den Dax haben, könnten sich entspannt zurücklehnen, sagt Kuhn. "Die Anpassung an die neue Dax-Ordnung wird im September vom Fondsmanager übernommen."

Anleger hingegen, die sich mit Einzeltiteln sehr eng am Dax orientieren, müssen gegebenenfalls nachjustieren. Kuhn erklärt: "Entweder, sie haben das Geld zur Verfügung und legen dieses in die zehn Aufsteiger an. Oder sie müssen umschichten." Also einen Teil der alten Dax-30-Werte verkaufen und das Geld in die Neulinge investieren.

Was sollten Anleger bei Einzelaktien noch beachten?

Im Depot sollten mindestens sechs internationale Titel aus unterschiedlichen Branchen sein, die nicht miteinander korrelieren, empfiehlt Kurz. "Damit lässt sich durchaus ein Depot realisieren, das breit genug gestreut ist, um das Risiko sinnvoll zu diversifizieren." Wichtig sei, sich nicht zu verzetteln oder Aktien zu sammeln wie Briefmarken - sonst verliere man schnell die Übersicht, warnt Kurz. Zudem sollten Anleger sich mit den Risiken auseinandersetzen.

"Wer breit streut, nicht zu hektisch handelt und keine Aktien auf Kredit kauft, macht praktisch alles richtig", so Kuhn, der mindestens acht bis zehn Titel aus verschiedenen Branchen empfiehlt. "Hat man sich bisher auf den Dax konzentriert und erweitert sein Anlagespektrum jetzt um die zehn Aufsteiger, steigen die Möglichkeiten der Streuung", so Kuhns Einschätzung. (dpa/Isabelle Modler/mgb)

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