Film ist die Ursache: Warum Ugly-Christmas-Sweater so im Trend sind

Für viele gehören sie in den Advent wie die glitzernden Kugeln an den Weihnachtsbaum: Die Rede ist von übertrieben kitschigen Pullovern mit weihnachtlichem Motiv. Dabei ist der Trend zum Ugly-Sweater noch gar nicht so alt.

Alles begann in den 1950er Jahren: Pullover mit Weihnachtsmotiven tauchten erstmals in den USA und in Europa auf. Die sogenannten "Jingle Bells Sweater" waren oft handgestrickte Einzelstücke, die als Geschenke unter dem Weihnachtsbaum landeten und Freude verbreiten sollten. Von Hässlichkeit war keine Rede, im Gegenteil: Was heute oft ironisch getragen wird, war damals ein schönes Weihnachtsoutfit.

In den 1960er und 1970er Jahren erfreuten sich die Sweater immer stärkerer Beliebtheit. Sie wurden zu Familienessen ausgeführt und sogar von Promis in Fernsehshows getragen. Als kitschig galten Sie noch immer nicht.

Einer der ersten Ugly-Christmas-Sweater-Träger im Fernsehen war Chevy Chase in dem Film "Schöne Bescherung". Er wird als einer der Vorreiter der "Ugly-Christmas-Sweater-Bewegung" angesehen.

Doch nicht nur in den USA, auch in England sorgte der hässliche Weihnachtspullover bis in die 1990er Jahre für Furore: Damals begannen auf der britischen Insel populäre TV-Moderatoren wie Gyles Brandreth und Timmy Mallett, den überdrehten Auftritt in lustigen Sweatern zu zelebrieren.

Nachdem er in den 1990er Jahren dann von der Bildfläche verschwand, feierte der Ugly-Sweater 2001 ein Comeback: Als Colin Firth in seiner Rolle als unterkühlter Marc Darcy im Blockbuster "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück" einen grünen Rentierpullover trug, war das der Beginn eines Trends, der bis heute anhält.

Im selben Jahr veranstalteten die drei Freunde Jordan Birch, Chris Boyd und Scott Lindsay im Wohnzimmer des Letzteren im kanadischen Vancouver die erste "Ugly Christmas Sweater Party". Jahr für Jahr kamen mehr Menschen zur Party, bis 2006 aus Platzgründen ins Veranstaltungszentrum Commodore Ballroom gewechselt werden musste.

Nicht nur in Vancouver schmissen Hipster die Ugly-Christmas-Sweater-Partys. Um das Jahr 2001 breitete sich der Trend wie ein Lauffeuer auf der ganzen Welt aus. So schreibt es zumindest Brian Miller in seinem Buch "Ugly Christmas Sweater Party Book: The Definitive Guide to Getting Your Ugly On".

Ja, tatsächlich erschien 2011 nicht nur ein Buch über die Ugly-Sweater-Partys. Mit Tipsy Elves wurde auch ein eigenes Label gegründet, das sich auf die hässlichen Weihnachtspullover spezialisiert hat. Im selben Jahr entwarf das Luxus-Label Dolce & Gabbana einen Weihnachtspulli mit Schneemann. Und die Kinderrechtsorganisation "Save the Children" rief in England den "Christmas Jumper Day" ins Leben, an dem man einen Weihnachtspullli trägt und Geld für Kinder spendet.

Wer glaubt, damit hätte der Trend zum Hässlichen seinen Höhepunkt erreicht, irrt. Es geht skurril weiter: Sänger Michael Bublé widmete dem Christmas Sweater ein Lied auf seinem Weihnachtsalbum. Und der Komiker Jimmy Fallon verteilt in "The Tonight Show Starring Jimmy Fallon" vor seiner Weihnachtspause alle Jahre wieder zwölf hässliche Ugly-Christmas-Sweater an glückliche Gewinner.

Mittlerweile muss man den Ugly-Sweater auch nicht mehr selbst stricken. Mode-Giganten wie Asos, H&M oder Amazon haben den hässlichen Sweater längst in ihr Sortiment aufgenommen. Und auch in Second-Hand-Läden wird so mancher fündig und kann vielleicht sogar ein "Original" aus den 80er Jahren mit nach Hause nehmen.

Auch einige Unternehmen und Institutionen haben den Ugly-Sweater-Trend erkannt. Mittlerweile bieten beispielsweise Fußballvereine wie der Bayern München oder Borussia Dortmund einen Weihnachtspullover im Vereins-Look und mit weihnachtlichen Motiven für den stilbewussten Fan an.

Selbst Haustiere wie Hunde oder Katzen sind nicht vor dem Ugly-Christmas-Sweater-Trend sicher: Auf Plattformen wie Etsy und Amazon finden Sie Pullover für Ihre Vierbeiner, die mit den typischen Motiven geschmückt sind - von Weihnachtsbäumen bis Glitzerkugeln.

Achten Sie beim Einkauf darauf, dass es sich nicht um billige Acrylware handelt - der Umwelt zuliebe. Leider ist das nämlich bei den Ugly-Christmas-Sweatern durchaus gang und gäbe. 95 Prozent der Weihnachtspullis bestehen mindestens teilweise aus Kunststoff, stellte 2019 die Umweltorganisation Hubbub fest. Zwei Fünftel der Pullis würden nur einmal zum Spaß getragen.

Sollten Sie auf der Suche nach Ihrem Sweater dennoch nicht fündig werden, können Sie sich auch selber einen kreieren: Inspirationen dazu gibt es auf Youtube, Tiktok, Instagram oder Pinterest.

Wer gerne strickt, kann sich auf der Plattform Ravelry inspirieren lassen: Der "Ugly" Christmas Sweater von Pamela Kirschman ist nur eine Option. Mit dem Ugly Christmas Sweater DIY von Carmen Jorissen kommen Rentier-Fans auf ihre Kosten. Und von Hooked on Sunshine gibt es sogar einen Ugly Christmas Sweater im Beanie-Format zum Nachstricken.

Egal, ob selbstgemacht oder gekauft: Wenn Sie Ihren Ugly-Christmas-Sweater ausführen gilt: Das restliche Outfit sollte eher schlicht gehalten sein. Schließlich sollten sich alle Augen auf den Ugly-Christmas-Sweater richten!

Und wenn es Sie doch zu viel Überwindung kostet, mit Rentieren oder Weihnachtsbäumen geschmückt auf die Straße zu gehen, bitten Sie doch einfach Ihre Freunde oder Ihren Partner, ebenfalls Mut zur Hässlichkeit zu beweisen. Nach dem Motto: The more Ugly-Christmas Sweater, the merrier!