Mehr als ein Viertel der jungen Menschen sind heute arm. Eine von ihnen ist Romy. Ein Videoporträt.

  • 25,3 Prozent

Im vergangenen Jahr waren 25, 3 Prozent der 18 bis unter 25-Jähringen armutsgefährdet, also mehr als ein Viertel.

Und das war noch vor der rasanten Inflation im Frühjahr. Die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise dürfte die soziale Lage vieler junger Menschen der Gen Z noch verschlechtert haben. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient, das waren 2021 für alleinstehende Personen 1.251 Euro.

Studierende kommen in der Regel mit weniger Geld aus als reguläre Beschäftigte, zudem ermöglicht das erfolgreiche Studium oder die Ausbildung den Jobeinstieg. Trotzdem sind die Zahlen beunruhigend. Wer mit ein oder zwei Nebenjobs jonglieren muss, hat etwa weniger Zeit fürs Studium. Die ständige Sorge ums Geld kann außerdem zu psychischer Belastung führen. Diejenigen also, die das Glück haben, in einer wohlhabenden Familie aufzuwachsen, haben so tendenziell bessere Zukunftschancen.

Heute sickert die Armut immer mehr in die Mitte der Gesellschaft ein und auch immer mehr Akademikerinnen sind betroffen. Wenn Studierende dann am Ende fertig sind, dann ist das bei weitem nicht die Gewähr, dass sie aus der Armut herauskommen.

Dr. Christoph Butterwegge Armutsforscher

Finanzhilfe Bafög steht seit Jahren in der Kritik

Christoph Butterwegge. © imago images/epd/Guido Schiefer

Um jungen Menschen aus allen sozialen Klassen ein Studium zu ermöglichen, gibt es eigentlich Bafög. Doch die Finanzhilfe für Studierende steht laut "FAZ" seit Jahren in der Kritik. Die Zahl der Bafög-Empfänger sinkt seit Jahrzehnten, obwohl die Zahl der Studierenden kontinuierlich steigt. Während 1971 noch fast 45 Prozent aller Studierenden Bafög erhielten, sank dieser Wert bis 2022 auf nur noch elf Prozent, wie "Forschung und Lehre" schreibt.

Das liegt unter anderem daran, dass die Einkommensfreibeträge der Eltern jahrelang nicht angepasst wurden. Anhand derer bemisst sich aber, ob Studierende Bafög erhalten. Steigen nun die Löhne der Eltern, fallen laut "SZ" Studierende aus der Förderung – auch wenn etwa die Lebenshaltungskosten mit steigen. Das führt dazu, dass in Deutschland viele Studierende gibt, die keinen Anspruch auf Bafög haben, obwohl ihre Eltern nicht ausreichend verdienen, um ihre Kinder angemessen zu unterstützen, wie die "FAZ" berichtet.

  • Selbst wer den Bafög-Höchstsatz erhält, ist deswegen nicht vor Armut geschützt. Mit 934 Euro liegt auch der Höchstsatz unter der Armutsschwelle von 1.251 Euro.

Bafög wäre der richtige Weg, um junge Menschen zu entlasten und so die Ungleichheit zu verringern. Dass die Bafög-Förderung dafür jedoch dringend reformiert werden müsste, ist mittlerweile auch in der Politik angekommen: Die Ampel-Koalition hat im Koalitionsvertrag eine umfassende Bafög-Reform angekündigt. Das deutsche Studierendenwerk kritisiert jedoch, das die Ampel ihr Versprechen möglicherweise nicht einhalten wird: Die Reform könnte Finanzminister Lindners geplanter Sparpolitik zum Opfer fallen.

Verwendete Quellen:

Zur Person:

  • Prof. Dr. Christoph Butterwegge ist Armutsforscher und zählt zu den renommiertesten Experten des Landes in diesem Bereich. Er verfasste mehrere Bücher zum Thema Armut, unter anderem das Buch "Kinder der Ungleichheit. Wie sich die Gesellschaft ihrer Zukunft beraubt".

Dieser Beitrag gehört zum Projekt der Abschlussklasse S21 der Journalistenschule ifp und ist in Zusammenarbeit mit der Redaktion von WEB.DE und GMX entstanden. Das gesamte Projekt finden Sie hier:


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