Ein Alltag ohne Computer- und Videospiele? Nicht nur für viele Kinder und Jugendliche ist das heute kaum noch vorstellbar. Denn diese Spiele entführen in ganz eigene Welten, sorgen für Zeitvertreib, Ablenkung, spannende Unterhaltung und nicht selten auch für kontroverse Diskussionen. Wie aber gelang dieser Schritt vom einfachen Kinderspielzeug zum allgegenwärtigen Dauer-Entertainment? Wir werfen einen Blick auf die Wegbereiter dieser gar nicht mehr so jungen Industrie.
Pong Der 29.11.1972 gilt als die Geburtsstunde der Videospiele. An jenem Tag stellte der noch unbekannte amerikanischer Technologie-Student und spätere "Atari"-Gründer Nolan Bushnell seinen ersten Spielautomaten auf: "Pong" hieß das neue, interaktive Vergnügen und die Resonanz war gewaltig. Ein Siegeszug, der via Spielkonsole schnell auch in den heimischen Wohnzimmern bezwang. Um die Herstellungskosten so gering wie möglich zu halten, hatte Bushnell das Spiel auf ein ebenso minimalistisches wie geniales Konzept reduziert: Mittels eines Schlägers, der durch einen Strich jeweils am linken und rechten Bildschirmrand dargestellt wurde, musste ein quadratischer "Ball" im Spiel gehalten werden. Verfehlte ein Spieler diesen Ball 15 Mal, hatte er das Tennis-Match verloren.
Night Driver
Ganz gleich ob der Gamer von heute lieber Formel-1-Rennen fährt, dem Rallyesport fröhnt oder sich packende Online-Verfolgungsjagden liefert, ihren Ursprung haben wohl alle Racing-Games in "Night Driver". Das 1976 von "Atari" entwickelte Spiel gilt als erste 3D-Rennsimulation und absoluter Kassenschlager, obwohl die Grafik nach heutiger Sicht schon fast grotesk simpel war.
Der Spieler steuerte ein am unteren Bildschirmrand aufgeklebtes Plastikauto über eine Straße, die lediglich anhand weißer Begrenzungsbalken als solche am sonst schwarzen Bildschirm auszumachen war. Mittels dieser simplen Technik ließen sich selbst Kurven simulieren. Entgegenkommende Autos und Objekte wie Häuser oder Bäume, die erst später dazu kamen, machten die Rennsimulation immer realistischer.
Pac-Man Eine quietschgelbe und immer hungrige Mini-Kugel avancierte Anfang der 80er-Jahre zum Aushängeschild aller Videospiele. Wer etwas auf den Zeitgeist hielt, kam an "Pac-Man" nicht vorbei.
Bei dem in Japan entwickelten Spiel musste ein Smiley rastlos durch ein Labyrinth sausen und unterwegs möglichst alle Striche auffressen, wobei er ständig von fiesen Gespenstern gejagt wurde. Fraß der Kugelkerl jedoch eine der vier großen "Kraftpillen", konnte er den Spieß umdrehen und zumindest für einige Sekunden die Geister selbst aufs Korn nehmen. War das Labyrinth enflich leergefressen, gings im nächsten Level weiter - das sich einzig durch eine höhere Spielgeschwindigkeit vom vorigen unterschied. Spätestens mit "Pac-Man" war die digitale Spielerevolution nicht mehr aufzuhalten.
International Soccer
Wer heute an der Konsole König Fußball zockt, wird mit einer Grafik verwöhnt, einer Live-TV-Übertragung kaum noch nachsteht. Aber Bis hierhin war es ein langer Weg.
Als Urvater von Games wie FIFA- und der "Pro-Evotion-Soccer"-Reihe gilt "International Soccer" (auch als "International Football" bekannt). Die Fußballsimulation erschien 1983 für den C64 und verwandelte viele Kinder- und Arbeitszimmer in Austragungsorte virtueller Meisterschaften. Obwohl die damaligen Joysticks in der Regel nur einen Feuerknopf hatten, waren schon viele packende Spielzüge möglich: Hohe oder flache Pässe, Kopfbälle, Einwürfe und sogar einige spielerische Tricks.
Seit 1993 beglückt uns die FIFA-Reihe mit einer jährlich neuen Versionen. 1998 gelang auch der Perspektiv-Wechsel zur echten 3D-Variante, in der wir auch heute noch die Zeit vergessen dürfen.
Donkey Kong Super Mario! Ab den frühen 80er Jahren in Spielhallen, später auch im heimischen Wohnzimmer sorgte ein Titel für reichlich Wirbel: Nintendos "Donkey Kong". Hier hatte auch Klempner Mario seinen ersten Auftritt. Der kleine Italiener mit der Latzhose musste seine Freundin aus den Klauen eines gewaltigen Gorillas retten und dabei über Fässer springen, die ihm der wütende Affe in den Weg warf.. "Donkey Kong" kann zu Recht als Start der "Jump’n Run" Spiele angesehen werden... und zweifellos zählt Super Mario noch immer zu den beliebtesten und erfolgreichsten Figuren dieses Genres.
Maniac Mansion
Viele Spiele der ersten und zweiten Generation setzten in erster Linie auf die Reflexe und die Geschicklichkeit der Spieler. Zugleich wuchs aber auch der Wunsch nach komplexerer Unterhaltung. Es war an der Zeit für das Genre der Adventure-Games, wenn auch - noch rein textbasiert – zunächst nur für einen überschaubaren Kreis an Spielern.
Der eigentliche Durchbruch gelang 1987 mit "Maniac Mansion". Hier schlüpfte der Spieler wahlweise in die Rolle des Helden Dave oder einer seiner Freunde und versuchte in Teamarbeit, die entführte Sandy aus den Fängen eines bösen Wissenschaftlers zu befreien. Dabei konnte der Spieler seinen Charakter mittels vorgegebener Wörter verschiedene Aktionen ausführen lassen.
Auch die Nachfolge-Spiele wie "Monkey Island" und "Indiana Jones" bedienten sich dieser Technologie. Sie sorgten noch bis Mitte der 90er-Jahre für einen regelrechten Run auf Adventure-Games, die - nach einer kurzen Verschnaufpause - seit 2005 fast unvermindert anhält.
Dune II
Sind die Deutschen ein Volk voller verkannter Generäle? Angesichts des enormen Erfolgs von Echtzeit-Strategiespielen hierzulande könnte man diesen Eindruck jedenfalls gewinnen. Als Wegbereiter diverser Klassiker wie die "Command & Conquer" Reihe oder "StarCraft 1&2" gilt "Dune II". Hier durfte der Spieler erstmals in Echtzeit Gebäude errichten, nach Rohstoffen suchen und Einheiten in die Schlacht schicken. Austragungsort dieser Schlachten war der Wüstenplanet Arrakis, auf dem sich drei Fraktionen (Atreides, Ordos und Harkonnen) im Kampf unversönlich gegenüberstanden. Komplexe Strategien oder Formationen waren hier zwar noch nicht geplant, aber "Dune II" trat eine Spiel-Lawine los, die bis heute reichlich Geld in die Kassen der Anbieter rollt.
W**stein 3D Sogenannte Ego-Shooter erregen immer wieder die Gemüter und stehen im schwer auszuräumenden Verdacht, die Gewaltbereitschaft im echten Leben zu befördern. Dessen ungeachtet – vielleicht auch genau deswegen – erfreuen sie sich wachsender Beliebtheit - "Counter Strike" allen voran.
Ihren Ursprung haben die Ego-Shooter in "W**stein 3D", das den Spieler in die Rolle des US-Soldaten William "B.J." Blazkowicz versetzt. Er muss gegen die Nazis zu Felde ziehen und ballert sich in einer 3D-Umgebung durch verschiedene Ebenen eines Gebäudes - an dessen Spielende Adolf Hitler persönlich als Gegner wartet. Entwickler von "W**stein 3D" ist "id Software", heute noch erfolgreich am Markt vertreten und für viele - meist indizierte - Ego-Shooter verantwortlich.
Ultima
Wenn wir heute via Spielkonsole durch zauberhafte Welten reisen, aufregende Kämpfe bestehen oder knifflige Rätsel lösen, sollten wir die Anfänge des Rollenspiels doch nicht geringschätzen. Zwar waren die virtuellen Spielwelten optisch wohl weniger genussvoll, dafür aber durchaus „intensiver". Damals sorgte die recht simple Grafik noch dafür, dass die großen Abenteuer in der Fantasie der Spieler abliefen. Der Spielintensität tat das nur und so kann sich die "Ultima"-Reihe ohne Zweifel damit rühmen, den Grundstein für die heutigen Rollenspiele gelegt zu haben.
Ultima Online
Der im wahrsten Sinne des Wortes ultimative Wegbereiter für das Genre der heute so beliebten MMORPGS, an dessen Spitze seit nunmehr sechs Jahren "World of Warcraft" steht, ist "Ultima Online". Die namhafte Reihe hat somit gleich in zwei Genres den Grundstein gelegt.
1998 zog man erstmals nicht mehr alleine in die Schlacht. Man konnte die Welt gemeinsam über das Internet bereisen und sich globale Schlachten liefern. Neu - und am Anfang zumindest in Deutschland nicht sonderlich erfolgreich – war dabei auch, dass der Spieler das Game nicht nur kaufen, sondern zusätzlich eine monatliche Gebühr berappen musste. Eine Hürde, die längst genommen ist: MMORPGs zählen inzwischen zu den erfolgreichsten Games überhaupt.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.