Berlin (dpa/tmn) - Für pures Android in der aktuellsten Version griffen Smartphone-Nutzer früher zu Googles Nexus-Geräten. Hier konnten sie sicher sein, dass die neuesten Funktionen und Sicherheitsupdates ohne Verzögerung zur Verfügung standen. Inzwischen ist die Nexus-Reihe Geschichte.
Die reine Android-Erfahrung gibt es von Google nur noch mit dem High-End-Modell Pixel, das ab knapp 750 Euro zu haben ist. In der besten Ausstattung knackt es sogar die 1000-Euro-Schwelle.
Dass weniger auch mehr sein kann, haben inzwischen aber auch andere Hersteller von Android-Smartphones gelernt. Sie verzichten auf eigene Android-Varianten, die letztlich nur ein flottes Android-Update verzögern. Stattdessen soll es - anders als immer noch bei vielen Herstellern - schnelle und regelmäßige Updates geben. Vorteil für Kunden: mehr Schutz vor schädlicher Software und immer die neuesten Funktionen.
Motorolas Z2 Play und die neuen Nokia-Smartphones von HMD Global sind solche "Android pur" Geräte. Aber taugen sie auch etwas?
Motorolas Z2 Play signalisiert direkt, dass es Teil eines ganzen Ökosystems ist. Über magnetische Kontaktpunkte lassen sich an dem dünnen 5,5-Zoll-Gerät zahlreiche Zusatzgeräte anschließen. Neben verschiedenen Schutzabdeckungen bietet Motorola auch einen Zusatzakku, ein Modul zum schnurlosen Aufladen oder eine Kamera mit optischem Zoom als "Shell" an. In Deutschland wird das Z2 Play zusammen mit dem Lautsprecher JBL Soundboost 2 ausgeliefert, der als pummelige Shell ebenfalls an die Rückseite des Smartphones andockt.
Im Alltag schlägt sich das Gerät mit viel Speicher (64 Gigabyte) starkem Akku mit Schnellladung und flotter Kamera gut. Apps und Spiele laufen ohne Ruckler auf dem leuchtstarken und farbenfrohen Display. In Sachen Flexibilität und Erweiterbarkeit kann das Z2 Play punkten. Bei VR-Apps und aufwendigen Spielen gehört das Motorola-Gerät allerdings nicht zur Spitzenklasse. Dafür kostet das Z2 Play mit einem Preis von knapp 500 Euro auch mehrere hundert Euro weniger als das günstigste iPhone 7 Plus.
Im Test überzeugt auch das fast unveränderte Android-System des Z2 Play. Motorola präsentiert - wie schon beim jüngst gestarteten Moto G5 und G5 Plus - nun den Standard-Look von Googles Android und verzichtet auf eigene Systemerweiterungen. Damit dürfte schnellen Android-Updates nichts mehr im Weg stehen.
Mit einem purem Android und regelmäßigen Updates will auch Nokia auf dem wettbewerbsintensiven Markt bestehen. Das finnische Unternehmen HMD Global hatte im vergangenen Jahr die Rechte an der Traditionsmarke von Microsoft übernommen und tritt mit neuen Android-Smartphones unter traditionsreichem Namen wieder an. Nokia 3, 5 und 6 sollen auch eine jüngere Kundengeneration ansprechen.
Preislich dürften die drei neuen Nokia-Modelle für knappe Kassen attraktiv sein. Das Nokia 3 wird für knapp 160 Euro angeboten, das Nokia 5 kostet knapp 210 Euro und für das Nokia 6 verlangt HMD knapp 250 Euro. Alle drei Modelle werden mit der aktuellen Nougat-Version von Android ausgeliefert. Für die Zukunft verspricht HMD, dass die Geräte "unverfälscht, sicher und immer auf dem neuesten Stand" bleiben. Mindestens zwei Jahre lang soll es zeitnah Updates geben.
Im Praxistest überzeugen die beiden größeren Modelle. Auf den ersten Blick sind das Nokia 5 und das Nokia 6 kaum zu unterscheiden. Im etwas kantigeren Nokia 6 steckt ein Full-HD-Display (1080 zu 1920 Pixel), während das rundere Nokia 5 mit nur 720 zu 1280 Pixel erreicht. 32 Gigabyte für Apps und Co. gibt es im Nokia 6, 16 im 5er. Speicherkarten unterstützen beide. Im Vergleich zur Hochpreiskonkurrenz leuchten auch die Bildschirme etwas schwach. Bei hellem Sonnenlicht ist wenig zu erkennen.
Abstriche muss man beim Nokia 3 machen. Trotz der eher geringen Displayauflösung von 720 zu 1280 Pixel hat man die ganze Zeit den Eindruck, die Hardware sei mit der Darstellung der Inhalte überfordert. Spielen und Surfen im Web machen so nur bedingt Freude. Die Fotos der Kamera überzeugen nicht. Dafür gibt es ordentliche Akku-Laufzeit und erweiterbaren Speicher.
Wer sich für ein neues Nokia-Smartphone interessiert, sollte aber trotzdem genau überlegen, ob es das Nokia 3 sein soll. Vielleicht steht ja doch irgendwo ein Sparschwein herum, in dem sich die 50 zusätzlichen Euro für das Nokia 5 finden. © dpa
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