Dortmund (dpa/tmn) - Auch in Zeiten, in denen immer öfter das Smartphone zum Fotografieren gezückt wird, hat die Digitalkamera noch lange nicht ausgedient. 3,4 Millionen Modelle erstanden Verbraucher im vergangenen Jahr laut Consumer Electronics Marktindex Deutschland (CEMIX).
Speziell bei ambitionierten Hobbyfotografen sind Kameras beliebt, die auch manuelle und individuellere Einstellungen wie den Wechsel des Dateiformats zwischen JPEG und RAW zulassen. Weil sie so wichtig ist, bieten selbst immer mehr höherpreisige Smartphones mit ihren Kameras diese Möglichkeit. Doch was macht RAW so interessant?
"JPEG hat den Vorteil, Bilddaten je nach vorgewählter Einstellung recht effektiv zu komprimieren, so ähnlich wie im Audiobereich mit MP3-Dateien", erklärt der Dortmunder Fotograf Ralf Krause. Dadurch passen aufgrund der vergleichsweise geringen Dateigröße viele Aufnahmen auf eine Speicherkarte. Zudem handelt es sich bei JPEG um ein universelles Format, das von allen gängigen Fotoprogrammen und Bildbetrachtern gelesen und weiterverarbeitet werden kann. Krause weist darauf hin, dass darüber hinaus die Bildprozessoren in vielen Digitalkameras auf JPEG hin getrimmt seien und insbesondere die schnelle Umrechnung der Bildinhalte in dieses Format beherrschen.
RAW hingegen trage gewissermaßen bereits im Namen, was sich dahinter verbirgt: "Rohe, unbehandelte und nicht komprimierte Bilddaten, die so gespeichert werden, wie der Bildsensor sie liefert", sagt Krause. "Man kann sie gut mit dem klassischen Negativ vergleichen." Streng genommen handelt es sich bei einer RAW-Datei um kein Bild, sondern nur um die Farb- und Helligkeitswerte der einzelnen Pixel. Abgespeichert sind lediglich die Blende, die ISO-Zahl sowie die Belichtungszeit der Aufnahme.
In der Nachbearbeitung hat der Fotograf somit einen umfassenden Gestaltungsspielraum, um Parameter wie Kontrast, Schärfe, Weißabgleich oder die Farben anzupassen und festzulegen. "Eine RAW-Datei ist ein digitales Negativ und muss immer nachbearbeitet werden", betont Fotograf Krause. RAW-Dateien werden mit sogenannten RAW-Convertern entwickelt. Dabei handelt es sich oft um Plug-ins für Bildbearbeitungen von Adobe Photoshop bis Gimp. Oft liegt den Kameras auch Software der Hersteller bei, weil viele ihr eigenes, proprietäres RAW-Format pflegen.
Wer Wert auf die optimale Bildqualität und maximale Flexibilität in der Nachbearbeitung legt, sollte beim Fotografieren auf das RAW-Format setzen. Am PC lässt sich so beispielsweise nachträglich die Farbtemperatur beliebig verändern, der verfügbare Dynamikumfang und die Helligkeitsstufen sind deutlich größer als bei einem JPEG-Foto. Übergänge zwischen Schwarz und Weiß können zudem viel feiner abgestuft werden. Auch beim Fotografieren unter schwierigen Lichtverhältnissen ist man mit Rohdateien auf der sicheren Seite.
Sollen Fotos unmittelbar nach der Aufnahme im Netz veröffentlicht oder an Freunde gemailt werden, nutzt man besser das JPEG-Format. Denn jede einzelne RAW-Datei erfordert Handarbeit. "Automatische Umwandlungen machen keinen Sinn, da ist das Fotografieren im JPEG-Format die weitaus bessere Alternative, weil die Kamera alle Einstellungen perfekt vornimmt", erklärt Krause. Ist man sich unsicher über das spätere Vorgehen, empfiehlt es sich, die Doppel-Speicherung mit RAW und JPEG zu aktivieren, die viele Kameras bieten.
Entwickelte RAW-Dateien sollte man in den Formaten TIFF oder BMP abspeichern. "TIFF kann man unkomprimiert und komprimiert speichern", sagt Krause. "Letzteres macht im Grunde wenig Sinn, da man sich dann die ganze Arbeit der RAW-Entwicklung sparen kann, wenn man im letzten Verarbeitungsschritt wichtige Bildinhalte wieder verliert." Der Fotograf plädiert dafür, die Rohdateien dauerhaft zu archivieren. Denn letztlich sei das RAW die einzige originale Quelldatei, während es sich bei allen anderen Versionen lediglich um Nachbearbeitungen handelt.
Wer ein RAW-fähiges Smartphone sein Eigen nennt, sollte die Dateigrößen im Hinterkopf behalten. "Während zum Beispiel eine Aufnahme mit der 13,1-Megapixel-Kamera des HTC One A9 im JPEG-Format gerade mal 3,5 Megabyte groß ist, ist das gleiche Foto als DNG-Bild stolze 25 Megabyte groß", weiß Margrit Lingner vom "PC Magazin". Der Vorteil des offenen RAW-Formats DMG gegenüber proprietären RAW-Dateien bestehe darin, dass unterschiedlichste Betriebssysteme und Programme dieses Format interpretieren könnten. © dpa
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