Die virtuelle Währung Bitcoin ist geheimnisumwittert - auch weil sich ihr Gründer hinter einem Pseudonym versteckte. Nun hat sich ein Australier als Bitcoin-Erfinder geoutet. Doch ob er tatsächlich hinter der Kunstfigur "Satoshi Nakamoto" steht, bleibt unklar.
Weiß die Welt nun, wer wirklich der mysteriöse Bitcoin-Erfinder "Satoshi Nakamoto" ist? "Satoshi ist tot. Aber es ist erst der Anfang", schrieb der Unternehmer Craig Wright aus Australien am Montag in seinem Blogeintrag, in dem er sich selbst als Erfinder der Digital-Währung Bitcoin enttarnte. Er brachte es damit auf den Punkt: Heute spielt es keine Rolle mehr, ob Wright seinerzeit wirklich hinter der Maske des Bitcoin-Schöpfers "Satoshi Nakamoto" steckte oder je wieder in die Rolle schlüpfen wird. Das Bitcoin-System hat längst ein Eigenleben entwickelt.
Die Bitcoins werden nicht nur im Internet akzeptiert und gehandelt, sondern selbst in manchen Mode-Boutiquen im Berliner Szeneviertel Prenzlauer Berg. Die Blockchain-Technologie, die alle Bitcoin-Transaktionen absichert, wird auch in der klassischen Finanzbranche ausprobiert. Und der Bitcoin überstand das Platzen einer Spekulationsblase mit dem Zusammenbruch der größten spezialisierten Online-Börse Mt.Gox.
Wer steckt hinter "Satoshi Nakamoto"?
Dennoch ließ die Identität von "Satoshi Nakamoto" sehr vielen schon seit dem Auftauchen des Bitcoin 2009 keine Ruhe. Ist es ein Einzelgänger? Steckt dahinter eine Gruppe von Leuten? Ist es das Werk von Geheimdiensten? Schließlich konzipierte da jemand ein komplettes digitales Währungssystem, das anonym ist, sicher - und ohne eine Regulierung durch den Staat oder eine Zentralbank auskommt.
Wright, auf den erstmals im Dezember das Schlaglicht fiel als Dokumente aus einer angeblichen Hacker-Attacke veröffentlicht wurden, wirkte in einem Interview des Senders BBC nicht glücklich. "Ich will kein Geld, ich will keinen Ruhm, ich will keine Verehrung. Ich will nur in Ruhe gelassen werden", raunte er sichtlich gereizt in die Kamera. Ob er denn nicht stolz sei? Ja, klar - "aber das heißt nicht, dass ich vor TV-Kameras herumhüpfen muss". Es sei der Druck der Medien gewesen, die nach den Enthüllungen von Dezember in seinem Umfeld herumgeschnüffelt hätten, der ihn schließlich zu den klärenden Worten bewegte. Sonst hätte er vorgezogen, weiter anonym zu bleiben.
Von "Satoshi Nakamoto" stammte das neunseitige "White Paper", in dem die Grundlagen des Systems erläutert wurden, sowie eine erste Version der entsprechenden Software. Seine E-Mail-Adresse lief bei deutschen Anbieter GMX. Er habe die Führungsrolle gehabt, andere Menschen hätten ihm geholfen, sagte Wright. Am Anfang hatten einige Bitcoin-Entwickler noch Kontakt mit dem Gründervater - aber nur auf elektronischen Wegen. "Satoshi" persönlich zu identifizieren, kann man also vergessen.
Bitcoin-Erfinder Craig Wright kann Beweise vorbringen
Wright kann aber digitale Beweise präsentieren - Bitcoins und Krypto-Schlüssel, die eigentlich nur der wahre Bitcoin-Erfinder besitzen kann. Der Bitcoin-Experte Gavin Andresen zeigte sich nach einem Treffen mit Wright überzeugt: Dieser Mann ist "Satoshi". Die Krypto-Schlüssel seien für diesen Eindruck nicht einmal entscheidend gewesen, bekannte Andresen in einem Blogeintrag. "Ich hoffe, er schafft es, den Sturm, den seine Mitteilung auslösen wird, größtenteils zu ignorieren."
Dennoch gebe es noch offene Fragen, schrieb die Zeitschrift "Economist", der Wright wie auch der BBC und dem Magazin "GQ" seine Beweise vorab vorlegte. Er selbst reagiert in dem BBC-Interview mit einem Schulterzucken: "Manche Leute werden es glauben, manche nicht. Und um ehrlich zusein, mir ist es egal."
Nicht egal könnte ihm sein, dass er sich mit seinem Bekenntnis zu einem begehrten Ziel von Hackern machen kann. Schließlich wird "Satoshi" nachgesagt, Zugriff auf einen Schatz aus einer Million Bitcoins zu haben. Das wären nach aktuellem Kurs rund 400 Millionen Euro. Und in einigen Berechnungen wurden dem Erfinder sogar bis zu drei Millionen Bitcoins zugerechnet. Wright selbst wollte in dem BBC-Interview nicht sagen, wie viele Bitcoins er besitze. © dpa
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