Das Europäische Patentamt legte eine Erfindung von Yamaha offen, die sich mit einem neuen Kühlsystem für ein Batteriesystem beschäftigt. Und verpackt ist das Ganze in einem R1-ähnlichen Motorrad.
Was sich beim E-Auto wie ein schwarzgewebter Schleier langsam über eine Industrie legt, ist beim E-Motorrad schon fast so schwer wie die wuchtigen Häkeldecken von Oma: Wer drunter liegt, kann sich kaum noch rühren und schlummert zum Trotz einfach weg. Im Laufe des ersten halben Jahres 2024 meldeten einige Hersteller – mehr oder weniger – das Schlummern aller Elektropläne durch ein Verschieben auf unbestimmt. Da helfen selbst mittlerweile wirklich gut arbeitende Systeme wie von Zero oder tolle Projekte wie der Gauss II nur wenig. Doch das Offenlegen einer Erfindung von Yamaha schürt die kleine Elektro-Flamme, bevor sie erlischt.
Video: Gauss: Elektromotorrad mit austauschbarem Hochvoltakku
Yamaha Patent für Elektro-R1
Yamaha beschreibt in der Erfindung von Ende 2023 ein Kühlsystem für ein Batteriepack, wörtlich im Rahmen eines Supersportlers, der nicht nur durch die Wahl der Bremsen an die R1 erinnert. Das Grundkonstrukt ist überraschend simpel gehalten. Der große Stromblock ist nur teilweise mittragend und hängt in einem Gitterrohrrahmen. Diesen ergänzt Yamaha zum Antrieb hin mit Platten aus Aluminium, die als Motor- und Schwingenlager dienen. Der hoch im Rahmen montierte Mittelmotor hat mindestens eine Übersetzung oder ein Getriebe und treibt per Kette das Hinterrad an.
Aufwendige Wasserkühlung der Zellen
Die Kühlung der Zellen selbst ist die Erfindung hinter der Patentanmeldung von Yamaha. Von Wasser durchspülte, horizontale Kühlplatten, die mit dem Rahmen ein Doppel-H formen, nehmen den insgesamt 8 Zellmodulen die Wärme ab. Die Module sind laut Yamaha einfach tauschbar, das gesamte Batteriepack ist hingegen nicht aus dem Rahmen entnehmbar. Zumindest nicht so einfach wie bei der Gauss II, von der Yamaha sich auf den ersten Blick das ein oder andere vom Kühlsystem abgeschaut hat. Durch den Aufbau mit den horizontalen Kühlplatten dürfte Yamaha die stehenden Rundzellen an den Polen kühlen, was auf eine hohe Spitzenleistung hinweist, die von den Zellen abverlangt wird. Würde die hingegen die Zylinder selbst kühlen, stünde die lange, kontinuierliche Entnahme von Strom im Lastenheft. Dieser Akku soll, passend zum Fahrzeug, sportlich stromern. Übrigens: Die Größe des Batterieblocks weist auf eine Kapazität von um die 20 kWh hin, die Spannung sollte zwischen 700 und 800 Volt liegen. Das wäre passend modern für diesen Blick in die Zukunft.
Zu einfache Hinterradaufhängung
Wie schon die Chassiskonstruktion ist die Hinterradaufhängung der vermeintlichen (E)R1 von Yamaha überraschend einfach. Zwar mutet die Aluschwinge mit Oberzug manierlich an, allerdings zeichnet die direkte Anlenkung des Federbeins und dessen flacher Winkel einige Fragezeichen auf den Liebesbrief an die Ingenieure. Erklärung: ein direkt von der Schwinge mit Kraft beaufschlagtes Federbein benötigt, da es Gewicht und Federweg 1:1 abbilden muss, eine straffe Feder, was ein grundsätzlich unkomfortables Ansprechverhalten mit sich bringt und das Losbrechmoment der Feder (nicht mit der Losbrechkraft der Kolben verwechseln) unnötig erhöht. Das unterstreicht, dass selbst KTM und Ducati nach Generationen von direkt angelenkten Federbeinen mittlerweile eine Progression per Umlenkung einbauen.
Wird das wirklich eine neue elektrische R1?
Yamaha spricht in dieser Offenlegung nicht von einem konkreten Modell, sondern nur über das Kühlsystem der Batterien. Und selbst wenn Yamaha diese Technik schon serienreif hätte, würde sie Fragen aufwerfen: Warum ist der Akkublock nicht komplett als Chassis konzipiert, wie bei Ducati oder LiveWire? Warum sitzt der Motor so hoch im Rahmen? Warum braucht er ein Getriebe? Und wieso ist die Hinterradaufhängung so unjapanisch und ohne Progression? Antwort: Nein, das ist eher keine neuen elektrische R1 von Yamaha.
Fazit
Yamaha hat ein neues Kühlsystem für E-Motorräder entwickelt, das in einem Supersportler-Rahmen integriert ist. Das System verwendet horizontale Wasserkühlplatten, um die Wärme von den Zellmodulen abzuleiten. Diese Technologie weist auf eine hohe Spitzenleistung hin und ist für sportliche Anwendungen konzipiert. Die Hinterradaufhängung ist jedoch überraschend einfach gehalten. © Motorrad-Online
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.