Mehr zum Thema Mobilität

Die Kfz-Versichungen leiden unter stark gestiegenen Ersatzteilpreisen. Die Allianz plant deshalb eine Revolution, setzt aber enge Grenzen.

Die Ersatzteilpreise liegen aktuell auf einem enorm hohen Niveau. Laut einer Auswertung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stiegen sie in den zehn Jahren zwischen 2013 und 2023 im Schnitt um mehr als 70 Prozent (siehe Fotoshow). Die Preise für Einzelteile wie Rückleuchten verdoppelten sich in diesem Zeitraum sogar. Das ist der Hauptgrund, warum derzeit kaum eine Kfz-Versicherung gewinnbringend wirtschaftet. Marktführer Huk-Coburg verzeichnete im vergangenen Jahr sogar einen Verlust im dreistelligen Millionenbereich.

Video: Unwetter, Hochwasser, Sturm- und Hagelschaden: Was zahlt die Versicherung?

Diese Situation führt vermehrt zu kreativen Ideen bei den Versicherern, wie sich Kosten sparen lassen. Einen dieser Ansätze verfolgt die Allianz. Der Münchner Dax-Konzern will erlauben, dass Unfallautos, deren Schäden die Allianz reguliert, mit Gebrauchtteilen repariert werden. "Alle Expertinnen und Experten sind sich einig: Reparieren ist nachhaltiger, als Neuteile einzusetzen", sagt Frank Sommerfeld, der Chef der Allianz Versicherungs-AG, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge. Er verwies auf England, die Niederlande und Frankreich, wo es bereits seit einigen Jahren Vorgaben zur Förderung wiederverwendbarer Teile in Kfz-Werkstätten gebe.

Keine sicherheitsrelevanten Teile

Allerdings setzt Deutschlands größter Versicherungskonzern Grenzen bei der Verwendung von Gebrauchtteilen. Die Allianz sieht sie insbesondere für Fahrzeuge im Alter von drei bis acht Jahren vor. Zudem kommen vorrangig Karosserieteile wie Türen, Windschutzscheiben, Front- und Heckklappen, aber auch Spiegel, Scheinwerfer oder Rückleuchten infrage. Sie sollen von Autos mit Totalschäden entnommen werden, die bislang häufig zum Ausschlachten ins Ausland verkauft werden. "Sicherheitsrelevante Teile wie Lenkungen, Achsteile oder Räder werden nicht verwendet", konkretisiert Sommerfeld.

Viele Vorteile mit ams+
Erhalten Sie werbereduzierten Zugang zu allen Inhalten von auto-motor-und-sport.de inkl. der digitalen Zeitschrift als E-Paper. Monatlich kündbar.

Sommerfeld rechnet das Einsparpotenzial am Beispiel der Windschutzscheibe eines VW ID.3 vor. Eine gebrauchte Scheibe koste demnach 1.200 Euro weniger als eine neue. Zudem soll das Konzept klimafreundlicher sein. Dem Allianz-Zentrum für Technik (AZT) zufolge liege die CO2-Einsparung in diesem Beispielfall bei nahezu 100 Prozent, da das Teil nicht noch einmal produziert werden müssen und somit das bei der Fertigung entstehende Treibhausgas nicht erneut freigesetzt werde.  © auto motor und sport

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.