Hersteller von Elektroautos übertrumpfen sich derzeit mit immer höheren Leistungsangaben fürs Schnellladen. Allerdings fließt der maximale Ladestrom selbst bei den Topmodellen nur unter optimalen Bedingungen und über einen kurzen Zeitraum. Um die hohen Kilowatt-Zahlen fair und vergleichbar zu machen, arbeitet der Verband der Automobilindustrie (VDA) derzeit an einem neuen ISO-Standard für diese Ladeversprechen.
Video: Bloch erklärt: Was braucht es zum Schnellladen?
Unter der ISO/SAE 12906 werden demnächst also ähnlich wie bei Elektroverbrauchern einheitliche Angaben zu Ladeleistung und Ladezeit zertifiziert. So könnten potenzielle Käufer von Elektroautos transparente und nachvollziehbare Vergleiche der Modelle anstellen. Bisher gibt es eine solche Norm nicht. Auf die Reichweiten-Angaben können sich E-Autofahrer schon eher verlassen. Die Modelle mit beeindruckendem Arbeitsradius haben wir in der Bildergalerie zusammengefasst.
Neue Messgrößen für Verbraucherschutz
Wie genau diese ISO-Norm umgesetzt werden soll, ist noch längst nicht in allen Details geklärt. Immerhin gibt es beim VDA genaue Vorstellungen, wie ein solcher Standard aussehen soll und welche Messgrößen in Zukunft veröffentlicht werden müssen. So soll es etwa eine Reichweiten-Angabe geben, die tatsächlich in zehn Minuten nachgeladen werden kann. Empfohlen werden zudem weitere Angaben zum Reichweiten-Gewinn in fünf und in 20 Minuten. Als Verbrauchs-Referenz will der VDA die WLTP-Angaben nutzen.
Dazu soll es eine einheitliche Hub-Angabe für Ladezeiten geben. Bisher nutzen manche Hersteller für ihr Ladeversprechen den Bereich zwischen 30 und 80 Prozent Batteriefüllstand (SOC, State of Charge), andere dagegen geben Werte zwischen 5 und 80 Prozent an. Der VDA möchte diese DC-Ladezeit am Schnelllader für den Hub von zehn auf 80 Prozent SOC vereinheitlichen. Dazu soll die AC-Ladezeit an der heimischen Wallbox für die Vollladung von 0 auf 100 Prozent SOC angegeben werden.
Lade-Effizienz und Peak-Power
Neu dürfte selbst für Elektroauto-Fahrer eine Angabe der Lade-Effizienz sein. Der VDA wünscht sich hier eine klare Angabe, wie viel Verlustleistung bei einer Schnellladung zwischen 10 und 80 Prozent SOC entsteht. Gleiches soll für jedes Fahrzeug an einer AC-Wallbox zwischen 0 und 100 Prozent SOC gemessen werden. Erlaubt sind vor der Messung eine Konditionierung der Batterie auf 23 Grad Celsius – ähnlich wie beim WLTP-Zyklus. Die Umgebungstemperatur darf während der Messung zwischen 0 und 30 °C liegen.
Die bisher in den Werbe-Prospekten angegebenen Peak-Leistung – also die theoretisch höchste erzielbare Ladeleistung am Schnelllader soll weiterhin angegeben werden. Überhaupt sollen die zusätzlichen Angaben zunächst freiwillig von den Herstellern umgesetzt werden. Nach fünf Jahren will der VDA allerdings nachschärfen. Dazu arbeitet der Verband bereits mit internationalen Partners zusammen, um die erarbeiteten Standards auch international umzusetzen. © auto motor und sport
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