Einer der schnellsten Gravelreifen auf dem Markt soll der Hutchinson Caracal Race sein. Das Behaupten viele Hersteller von ihren Pneus und werfen dabei mit technischen Begriffen nur so um sich. Wir haben den Caracal Race daher mal so richtig schottern lassen und sind über jegliches Terrain gebrettert. Hier ist unser Fahreindruck.

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Mach Tread 3.0 Gummimischung und innovative Swifteasy-Karkassenkonstruktion sind solche Begrifflichkeiten, die Hutchinson für seinen Caracal-Gravelreifen verwendet. Der Hersteller sagt dazu, dass er es sogar mit den besten Straßenreifen aufnehmen kann. Das klingt alles sehr verlockend, doch wir wollten wissen, was der Schlappen denn nun wirklich in der Praxis auf dem Kasten hat. Wir wurden ordentlich überrascht – im positiven Sinne. Doch, von vorn.

Kurz & Knapp

  • Einsatzbereich: Gravel Race
  • Reifengröße: 40-622, TR
  • Gummimischung: Mach Tread 3.0
  • Farben: Tan Walls / Black
  • TPI: 127
  • Gewicht: 480 g (nachgewogen)
  • Preis: 59,99 Euro
  • Der Hutchinson Caracal-Gravelreifen ist bei Amazon erhältlich.

Gravelrennen oder Bikepacking werden immer populärer, Gravelbikes differenzieren sich stets weiter aus. Das ist etwas, was dieses Genre so spannend macht. Sinnigerweise passen die Hersteller ihr Material an die verschiedenen Bedürfnisse an. So auch die Reifen. Der Hutchinson Caracal Race ist, wie aus der Bezeichnung zu entnehmen, auf Geschwindigkeit ausgelegt. Dabei soll er die Effizienz beim Treten erhöhen, die Mach Tread 3.0-Gummi-Mischung für Vertrauen beim Fahrer während schneller und enger Kurvenfahrt werben. Nicht außer Acht gelassen soll dabei der Komfort. Durch besagte Karkassen-Konstruktion soll der gewahrt bleiben. Gut zu wissen: es gibt den Reifen bisher nur in der Größe 40–622.

600 Kilometer Schotterspaß – Fahreindrücke mit dem Caracal

Im Test ließ sich der mit 480 g nachgewogene Semi-Slick-Reifen leicht auf Rose R-Thirty-Laufräder ziehen. Schaut man sich den Reifen nun zunächst an, fällt der breite, unprofilierte Steg in der Mitte auf. Seitlich sind zwei Reihen kleinere Stollen zu erkennen, ganz außen etwas breitere in einer Reihe. Sie alle sollen für nötigen Grip in Kurvenlagen sorgen.

Keine Gnade in der Praxis: über Stock und Stein ging es im wahrsten Sinne des Wortes bei unseren Gravelrides. Asphalt, verwurzelte Wege, grobkörniger, spitzer und feiner Schotter sowie Feld-, Wald- und Wiesenwege standen auf dem Testprogramm.

Wir haben den Reifen mit Tubeless-Set-Up nach Herantasten an einen Luftdruck vorn mit 2,0 bar und hinten mit 2,1 bar gefahren. Der Komfortgewinn war auffällig, aber besonders beeindruckt hat uns der spürbar geringe Rollwiderstand, der zu hohen Geschwindigkeiten mit weniger Kraftaufwand führt. Auf Asphalt kommt er dabei schnellen Straßenreifen sehr nahe, auf Schotterpisten fliegt er einfach dahin. Dass dies Spaß macht, lässt sich nicht leugnen.

Eine gute Figur macht der Caracal trotz des Semi-Slicks-Profil auf so gut wie allen trockenen Untergründen. In Kurvenlage hat er eine gute, sichere Traktion und selbst bei starken Bremsmanövern lässt er sich noch sehr gut kontrollieren. Laut Hutchinson ist die Karkasse auf 127 TPI verstärkt.

Das bedeutet TPI

TPI steht für "Threads Per Inch" (Fäden pro Zoll) und beschreibt die Fadendichte des Gewebes, das in den Fahrradreifen eingebaut ist. Dieses Gewebe bildet die Karkasse, die Struktur des Reifens. Ein Reifen mit einer höheren TPI-Zahl hat mehr Fäden pro Zoll und ist daher in der Regel leichter, flexibler und bietet ein geschmeidigeres Fahrgefühl, da das Material feiner gewebt ist. Niedrigere TPI-Zahlen, wie etwa 60 TPI, zeugen von dickere Fäden und die ergeben robustere, strapazierfähigere Reifen, die besser gegen Durchstiche und Beschädigungen geschützt sind. Reifen mit hoher TPI-Zahl (z. B. 120 oder 180 TPI) sind leichter und bieten mehr Fahrkomfort, sind jedoch weniger widerstandsfähig gegenüber Pannen. Den richtigen Kompromiss zu dem vorgesehenen Einsatzzweck zu finden, ist die hohe Kunst.

An seine Grenzen kommt der Caracal, wie zu erwarten, bei nassen, feuchten und matschigen Bodenbeschaffenheiten. Da reichen die seitlichen Stollen nicht aus. Selbst, wenn der Luftdruck noch etwas reduziert wird, um etwas mehr Traktion durch eine leicht erhöhte Auflagefläche zu bekommen, kommt der Reifen unter diesen Bedingungen schnell ins Schlingern oder dreht beim Antritt in die Pedale durch.

Ein Staunen löste der Hutchinson Caracal aus, als wir ihn nach rund 600 intensiven Kilometern auf Beschädigungen durch spitze Steinchen oder Ähnliches untersuchten. Auf dem Mittelsteg war nichts zu finden. Damit hätten wir nach all unseren Testfahrten nicht gerechnet. Es war kein einziger Cut zu erkennen. Zur Einordnung: das kann natürlich Glück und Zufall sein, aber zeigt dennoch die Robustheit und die Verlässlichkeit des Reifens auf. Top.

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Fazit

Der Hutchinson Caracal beeindruckt durch seine enorme Schnelligkeit, dem Fahrkomfort und dem sicheren Handling unter trockenen Bedingungen auf den verschiedensten Untergründen und ist ein waschechter "Sommer-Race-Pneus", wie er im Buche steht. Unter diesen Voraussetzungen ein echter Geheim-Favorit für kommende Gravelrennen. Bemerkenswert ist auch seine scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber feinen Cuts durch Rollsplitt und spitzen Schottersteinchen. Wer sich diesen Semi-Slick-Reifen zulegt, muss allerdings damit rechnen, dass Nässe nicht seine ganz große Stärke ist.

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