Bei Crashs können oft wenige Minuten darüber entscheiden, ob Unfallopfer überleben. Deshalb ist für jeden Autofahrer die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs Pflicht. Solche Schulungen werden etwa von den Maltesern, den Johannitern oder dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) angeboten. Wir erläutern die wichtigsten Erste-Hilfe-Regeln.
Überblick verschaffen
Wer unmittelbar Zeuge eines Unfalls wird oder auch etwas später dazukommt, sollte sich so rasch wie möglich ein Bild von der Gesamtsituation machen: Wie viele Personen und Fahrzeuge sind beteiligt? Gibt es Verletzte, und wenn ja, sind diese ansprechbar oder bewusstlos? Sind andere Verkehrsteilnehmer vor Ort, die ebenfalls helfen können? Für den Ernstfall nennen die Malteser diese fünf Glieder für die Rettungskette, die möglichst reibungslos ineinandergreifen sollten:
- Absichern & Eigenschutz
- Notruf & Sofortmaßnahmen
- Erste Hilfe
- Rettungsdienst
- Krankenhaus
Der Rettungsgriff
Bei manchen Unfällen ist es notwendig, Betroffene möglichst rasch aus dem Fahrzeug herauszuholen – etwa wenn diese bewusstlos sind oder wenn Benzin ausläuft und die Gefahr eines Brandes besteht. Um Verletzte aus dem Auto zu bergen, gibt es den sogenannten Rettungsgriff. Vor der Durchführung die Unfallstelle absichern und einen Notruf absetzen. Das ist die richtige Vorgehensweise:
- Die Autotür öffnen und den Verletzten ansprechen
- Falls der Motor noch läuft, diesen abstellen
- Den Gurt lösen und den Oberkörper des Verletzten etwas nach vorn kippen – der Rettungsgriff kann nur bei Personen in sitzender Position angewendet werden
- Den Betroffenen mit dem Rücken zur geöffneten Autotür bzw. zum Helfenden drehen
- Jetzt mit beiden Armen unter die Achseln des Verletzten hindurch nach vorn greifen
- Mit beiden Händen einen Unterarm von oben fassen und diesen vor der Brust des Verletzten positionieren
- Den Verletzten vorsichtig auf die eigenen Oberschenkel ziehen. So wird verhindert, dass vor allem schwere Personen zu Boden stürzen
- Den Betroffenen aus dem Wagen einige Meter vom Gefahrenbereich weg in Sicherheit bringen
Lebensrettende Sofortmaßnahmen
Sind mehrere Personen in einen Unfall verwickelt, ist eine rasche Einschätzung wichtig, wer am dringendsten Hilfe benötigt. Atmet ein Unfallopfer nicht mehr, kann ein Herz-Kreislauf-Stillstand eingetreten sein. Dann muss eine Herzdruckmassage angewendet werden. So wird die Herz-Lungen-Wiederbelebung korrekt ausgeführt:
Seitlich neben der Person knien (egal ob rechts oder links). Einen Handballen auf die Mitte des Brustbeines setzen, die andere Hand auf den Handrücken der ersten legen. Dann sich senkrecht über die Brust des Betroffenen beugen und mit gestreckten Armen das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter tief etwa 100- bis 120-mal pro Minute in Richtung Wirbelsäule drücken. Achtung: Die Deutsche Herzstiftung rät ausdrücklich dazu, anders als früher empfohlen, keine Mund-zu-Mund-Beatmung vorzunehmen. Die Herzdruckmassage kostet den Ausführenden einiges an Kraft, darf jedoch nicht unterbrochen werden, bis das Rettungsteam eintrifft. Deshalb sich am besten mit einem weiteren Helfer abwechseln.
Blutungen stillen
Ein häufiges Verletzungsmuster nach einem heftigen Aufprall sind starke Blutungen. Sie sollten schnell gestillt werden, damit der Blutverlust nicht zu hoch wird. Als Helfer die Einmalhandschuhe aus dem Verbandskasten überstreifen, um sich vor eventuellen Infektionen zu schützen. Ist die verletzte Person bei Bewusstsein, sollte sie sich hinlegen. Dies ist eine Vorbeugungsmaßnahme gegen einen möglichen Kreislaufkollaps. Nun kann ein Druckverband angelegt werden:
Die Wunde zunächst mit einer sterilen Wundauflage abdecken und mit einer Mull-binde fixieren, die einige Male um das verletzte Körperteil gewickelt wird. Danach zum Beispiel ein ungeöffnetes Mullbinden-Päckchen als zweites Druckpolster auf das erste auflegen, ebenfalls mit einer Binde umwickeln und deren Enden verknoten. Der Verband muss fest sitzen, darf jedoch nicht die Blutzufuhr unterbrechen. Das verletzte Körperteil möglichst hoch lagern.

Stabile Seitenlage
Eine der bekanntesten Maßnahmen in der Ersten Hilfe ist die stabile Seitenlage. Sie wird dann gebraucht, wenn ein Unfallopfer zwar atmet, aber bewusstlos ist. In einer solchen Situation sind die Schutzreflexe des Betroffenen außer Kraft gesetzt. Diese besondere Position mit einer leichten Überstreckung des Kopfes bewirkt, dass die Atemwege frei bleiben, dass Erbrochenes, Blut oder Speichel abfließen können und auch die Zunge die Atmung nicht behindern kann. So wird die stabile Seitenlage laut DRK korrekt ausgeführt:
- Seitlich neben dem Bewusstlosen knien, Beine der betroffenen Person strecken und parallel ausrichten
- Den zugewandten "nahen" Arm des Betroffenen rechtwinklig nach oben Richtung Kopf platzieren, die Handinnenfläche zeigt nach oben
- Den Arm auf der gegenüberliegenden Seite des Verletzten am Handgelenk greifen, vor der Brust kreuzen und an die Wange des Betroffenen legen
- Nun den Oberschenkel auf der gegenüberliegenden Seite des Betroffenen aufstellen, sodass das Knie nach oben zeigt
- Die Person zu sich herüberziehen, das oben liegende Bein abwinkeln
- Den Hals des Bewusstlosen nach hinten leicht überstrecken, den Unterkiefer herunterziehen, um den Mund zu öffnen
- Die an der Wange liegende Hand des Verletzten so ausrichten, dass Kopf und Hals in Position bleiben
Notruf nicht vergessen
Mit dem Smartphone umgehend den Notruf 112 wählen. Auf Autobahnen und Schnellstraßen kann auch eine der orangefarbenen Notrufsäulen dazu genutzt werden, die sich in Abständen von eineinhalb bis zwei Kilometern am Straßenrand befinden. Verletzte sollten grundsätzlich nicht allein gelassen werden, deshalb auch andere Verkehrsteilnehmer mit einbeziehen, die unterstützen können. Erst nach dem Absetzen des Notrufs mit Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnen. Die Mitarbeiter der Leitstelle benötigen Angaben zu folgenden Angaben. Daher ist die 5 W-Regel zu beachten. Sie liefern die wichtigsten Informationen für den Rettungsdienst: Wo hat sich der Unfall ereignet? Wer ruft an? Was ist passiert? Wie viele Betroffene gibt es? Warten auf Rückfragen. © auto motor und sport