Praga punktete in der Supersportwagenwelt bislang mit dem Modell R1, das in verschiedenen Varianten als Rennwagen und Straßensportler angeboten wurde und noch wird. Im November 2022 präsentierten die Tschechen ein neues Hypercar, den straßentauglichen Bohema.
Video: Erster Check: Praga Bohema
Viel Carbon, wenig Gewicht
Der Praga Bohema tritt als Mittelmotor-Zweisitzer an und könnte auch als Langstreckenrennwagen für LeMans durchgehen. Das Rückgrat des Bohema bildet ein Kohlefaser-Monocoque, das seinen Teil zu einem Trockengewicht von nur 982 Kilogramm beitragen soll. Mit 900 Kilogramm bei 250 km/h ist der von der Aerodynamik gelieferte Abtrieb beinahe genauso hoch. Beinahe typisch Supersportwagen sind die nach vorn oben öffnenden Türen. Die ebenfalls aus Carbon geformte Außenhaut zeigt vorn die liegenden Federbeine. Am Heck deckt eine einzige große Verkleidung Motor, Getriebe und Aufhängung ab. Die Frontflügel sind nicht strukturell, daher sind die Frontspiegel auf langen starren Stielen montiert. Innerhalb der aerodynamisch geformten hinteren Radläufe befinden sich 50 Liter große Stauräume, für die passgenaues Ledergepäck erhältlich ist – groß genug für Sturzhelm, Rennanzug und Stiefel oder kleines Reisegepäck für den Wochenendtripp.
Durchaus mit Komfort
Das mit Alcantara ausgeschlagene Cockpit bietet nach Praga-Angaben auch großgewachsenen Passagieren komfortabel Platz. Das in Alcantara gehüllte Lenkrad mit integriertem Display ist abnehmbar, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Für eine perfekte Fahrersitzposition lassen sich Lenksäule und Pedalbox verstellen. Direkt neben dem Lenkrad, in der schlanken Mittelkonsole, befinden sich weitere Bedienelemente, darunter Launch Control, eingebauter Feuerlöscherauslöser und die elektronische Feststellbremse. Auf beiden Seiten des Cockpits befinden sich die elektronischen Türöffner (ergänzt durch mechanische Entriegelungen im Dach) sowie Spiegelsteuerungen, während die Klimaanlagensteuerungen in einer Dachkonsole im "Kampfjet"-Stil montiert sind. Ein Halter für ein Smartphone ist ebenso vorgesehen, wie kleine Staufächer und Flaschenhalter in den Türen und hinter den Sitzen.
Einzelradaufhängungen mit liegend montierten Federelementen sollen für eine optimale Straßenlage sorgen, ohne komplett den Komfort zu eliminieren. Verzichtet wurde hingegen auf eine adaptive Steuerung der Federelemente. In den Radhäusern stecken vorne 18 und hinten 19 Zoll große Felgen mit Reifen in den Dimensionen 245/40 ZR 18 und 305/30 ZR 19. Für den Einsatz auf der Rundstrecke sind aber auch 18 Zöller zu haben, die sich kompatibel mit aktuellen Rennreifen zeigen. Verzögerungspower liefert eine Carbon-Keramik-Bremsanlage mit 380er-Scheiben und Sechskolbenzangen.
Video: Im Video: Romain Grosjean fährt den Praga Bohema
Getunter Nissan GT-R-Biturbo-V6
Die Bremsen müssen sich gegen 700 PS und 725 Nm Drehmoment stemmen, die der aus dem Nissan GT-R adaptierte und längs hinter den Passagieren eingebaute 3,8-Liter-V6-Biturbo an die Hinterräder liefert. Für die Zusatzpower gegenüber dem Serienmotor und eine Umstellung auf Trockensumpfschmierung sorgt der britische Tuner Litchfield, der aber auch GT-R-Aggregate mit über 1.000 PS im Angebot hat. Ein Potenzial, das sich wohl auch im Bohema nutzen lässt. Geschaltet wird im Bohema per sequentiellem Hewland-Getriebe mit automatisierter Kupplung. Die Abgase des V6 entweichen über eine Titan-Abgasanlage in der XXL-Katalysatoren für eine straßentaugliche Abgasaufbereitung sorgen. Für eine reisetaugliche Reichweite sind 74 Liter Spritvorrat an Bord. Die Höchstgeschwindigkeit wird lapidar mit über 300 km/h angegeben, die Spurtzeit mit unter 3,5 Sekunden.
Nur 89 Exemplare ab 1,36 Mio. Euro
Ursprünglich sollte der Praga Bohema bereits im ersten Quartal 2023 an den Start gehen. Die umfangreiche Testarbeit für die Kleinserienproduktion verzögerte den Fertigungsstart aber auf Januar 2024. Das erste Fahrzeug soll noch im ersten Halbjahr 2024 an den Kunden übergeben werden. Alle weiteren der zehn für das erste Produktionsjahr geplanten Produktionsslots sind ebenfalls fest vergeben. In den vier folgenden Jahren sind jeweils maximal 20 Exemplare vorgesehen. Insgesamt wird die Auflage des Bohema 89 Modelle nicht übersteigen. Praga referenziert hier auf einen historischen Straßenrennsieg vor 89 Jahren. Zu haben ist der Bohema zu Preisen ab 1,36 Millionen Euro zuzüglich Steuern. Zum Auto erhält jeder Käufer eine exklusive Übergabe an der Rennstrecke inklusive umfangreicher Einweisung. © auto motor und sport
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