Umrüsten auf elektrischen Antrieb – für viele Liebhaber der klassischen Vespa ein Sakrileg, erst recht für die Zweitakt-Fans. Immerhin ist es nun stilvoll möglich, mit dem Retrokit "made in Italy".

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Für die echt klassischen Vespa-Modelle ab Mitte der 1960er-Jahre, in der Fan-Community "Smallframe" genannt, hat die Firma Motoveloci im italienischen Rimini das sogenannte Retrokit entwickelt. Dieses Kit ermöglicht die Umrüstung der weltweit beliebten Kult-Roller von Zweitakt auf Elektro. Warum jemand so etwas tun sollte? Als aktuelle Gründe hierfür kommen Umweltzonen oder City-Sperrungen infrage, zumal für ältere (Zweitakt-)Fahrzeuge. Leises Surren statt nervtötendem "Rängdängdäng" mag ein sachlich-leidenschaftsloses Pro-Argument sein. Oder einfach technisches Interesse.

Vespa-Umrüstung von Zweitakt auf Elektro

Jedenfalls dauert die Umrüstung einer Vespa mit dem Retrokit nach Angaben von Motoveloci nur 3 Stunden. Das Motto "plug & play" gilt zumindest für geübte Hobby-(Elektro-)Techniker. Dabei wird der alte Zweitakt-Motor ausgebaut und mit einem klassisch-elegant gestalteten Elektromotor ersetzt. Dazu merkt der Hersteller ausdrücklich an: "ohne Änderungen an Fahrwerk und Karosserie". Somit bleibt der Aufwand überschaubar, und eine Wiederherstellung des Originalzustands ist grundsätzlich möglich.

Video: Im Video: Motoveloci Retrokit für Vespa

Knapp 10 Elektro-PS für 80 km/h und Führerschein A1 oder B196

Als Spitzenleistung für das Retrokit nennt Motoveloci 7 kW (knapp 10 PS). Damit sollen 80 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht werden, stufenlos, ohne Schaltung. Das passt zwar nicht ganz zur klassischen 125er-Vespa, dafür ebenfalls zur Führerscheinklasse A1 ab 16 Jahren und zur Pkw-Führerscheinerweiterung (in Deutschland B196).

Alternative Version für 50 km/h und Führerschein AM oder B

Alternativ gibt es eine 50er-Version des Retrokit für 50 km/h Höchstgeschwindigkeit, passend zur Führerscheinklasse AM ab 16 Jahren oder zum Pkw-Führerschein (B). Alles, laut Motoveloci, mit Straßenzulassung. Dokumente für die Eintragung in die Fahrzeugdokumente sind inklusive.

Video: Im Video: Simson Elektro Umbausatz von Second Ride - Crowdfunding

Entnehmbares Akku-Pack und 80 Kilometer Reichweite

80 Kilometer Reichweite verspricht Motoveloci für das Retrokit. Das Akku-Pack mit Lithium-Ionen-Zellen und 2,3 kWh Kapazität ist unter der Sitzbank angeordnet und praktischerweise entnehmbar, mit Tragegriff. Am zugehörigen Ladegerät dauert das komplette Aufladen angeblich 4 Stunden. Während der Fahrt lädt die Rekuperationsfunktion (Energierückgewinnung) nach, insbesondere im "Eco"-Modus. Die weiteren Modi heißen "Drive" und "Sport".

Digital-Display und LED-Scheinwerfer als Vespa-Zubehör

Als optionales Zubehör zum Retrokit bietet Motoveloci LED-Scheinwerfer und Digital-Displays mitsamt Smartphone-App an. Damit wird die klassische Vespa noch moderner – ohne ästhetisch zu leiden.

Motoveloci Retrokit – Einbau, TÜV und Preise

Das Retrokit von Motoveloci gibt’s aktuell ab 3.999 Euro, in Deutschland beispielsweise bei Vintage-Roller im südbadischen Ottersweier. Für das Zubehör-Paket kommen 1.000 Euro hinzu, für den Einbau 500 Euro und für die Eintragung (TÜV) schließlich 150 Euro.

Vespa Primavera Elettrica neu ab Werk

Damit bleibt das Retrokit wohl ein Nischenangebot für Technik-Nerds und umweltsensible Leisetreter. Zumal es von Piaggio längst die Vespa Primavera Elettrica als Neufahrzeug ab Werk gibt, mit 45 oder 70 km/h Höchstgeschwindigkeit, aktuell ab 5.199 Euro.

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Fazit

Eine echt klassische Vespa von Zweitakt auf Elektro umrüsten? Warum auch immer jemand das tun möchte, mit dem Retrokit von Motoveloci aus dem italienischen Rimini ist das nun elegant möglich. Angeblich in nur 3 Stunden und wahlweise mit 50 oder 80 km/h Höchstgeschwindigkeit. Versprochene Reichweite: 80 Kilometer. Preise: ab 3.999 Euro plus Einbau und Eintragung (TÜV).  © Motorrad-Online